Schultze gets the blues

Von Sachsen-Anhalt nach Louisiana – der seltsame Zauber der Provinz

Manchmal müssen deutsche Filme und ihre Macher einen weiten Umweg unternehmen, um ins Herz und ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Zuschauer vorzudringen. Ähnlich erging es auch Michael Schorrs Film Schultze gets the blues, der beim Festival von Venedig den Regiepreis im Wettbewerb Contrecorrente gewann und der nun im Verleih der UIP in die deutschen Kinos kommt.
Schultze (Horst Krause) lebt ein einem kleinen Ort in Sachsen-Anhalt, dessen einzige Sehenswürdigkeit ein riesiger Berge aus Kali-Abraum von der nahegelegenen Mine ist, in der auch der wackere Held schuftet. Die Routine zwischen der Arbeit unter Tage und Kneipenbesuchen, der Arbeit im Schrebergarten, dem geliebten Akkordeon und gelegentlichen Angelpartien, wird erst durchbrochen, als der verwitwete Schultze mit seinen Kumpels Manfred und Jürgen in den Vorruhestand geschickt wird. Nun bröckelt die über Jahrzehnte mühsam aufrecht erhaltene Fassade nach und nach und Schultzes Freunde ergeben sich zusehends der Resignation.

Ein Schicksal, das auch dem massigen Schultze drohen würde, doch eines Nachts entdeckt er, dass es da draußen noch eine andere Welt gibt. Er hört im Radio eine Musik, die ihn nicht mehr loslässt – Cajun, die Musik der Südstaaten der USA, Musik voller Lebenskraft und Feuer. Fasziniert begibt sich Schultze auf die lange Reise zu den Ursprüngen dieser Musik, in die Sümpfe und Bayous von Louisiana. Ein Neubeginn oder der Abgesang auf ein Leben, das bereits fast vorbei ist? Auf jeden Fall eine Reise weit weg und zu sich selbst…

Schultze gets the blues, der erste Langspielfilm von Michael Schorr ist ein Heimatfilm der besonderen Art, ein trockener, humorvoll-lakonischer Blick in die deutsche Provinz und in die Seele seiner Protagonisten. In einer ganz eigenen Mischung aus Dokumentarfilm und Fiktion – so ist der Film an Originalschauplätzen mit den Menschen, die dort wohnen, gedreht – gelingt Schorr das Kunststück, den Zuschauer mit seiner Geschichte und den wundervollen Menschen, die er zeigt, ohne sie vorzuführen, von Anfang an zu bezaubern. Ein wunderbarer und ergreifender Film mit einer ganz eigenen Sprache. Unbedingt sehenswert!

Schultze gets the blues

Manchmal müssen deutsche Filme und ihre Macher einen weiten Umweg unternehmen, um ins Herz und ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Zuschauer vorzudringen. Ähnlich erging es auch Schultze gets the blues.
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Meinungen

r-m-r@web.de · 30.11.2006

"Gut gemeint ist das Gegenteil von Kunst"

Was sich in diesem Film dokumentarisch gibt, ist leider nur künstlich. Weder stimmen die Hauptsachen - so kann man dem übergewichtigen Hauptdarsteller des Schultze sein angebliches Bergmann-Dasein nun wirklich nicht abnehmen - noch in den Details: Welcher Angler angelt von großen Brücken, zudem noch Eisenbahnbrücken?
Extrem wortkarg ist der Film zudem, was hier nur Ödnis bewirkt, die einzig durch die Landschaftbilder gemildert wird. Und in den USA scheint es auch nur Gutmenschen zu geben.
Das kommt offensichtlich bei manchen Kritikern gut an, macht den Film aber noch lange nicht sehenswert.