Schubert in Love

Eine Filmkritik von Olga Galicka

Unter dem humorfreien Himmel

Oft hat die deutsche Komödie das Problem, dass sie sich nicht so wirklich traut, lustig zu sein. Stattdessen wird versucht, mit dramatischen Handlungen dem Film vermeintliche Tiefe zu verleihen. In Schubert in Love verhält es sich genau umgekehrt: man hat sich getraut, man wollte in erster Linie lustig sein und keineswegs einen Inhalt kommunizieren. Dabei sind jedoch Regisseur Lars Büchel und der Komiker Olaf Schubert gescheitert. Denn sich zu trauen, den Humor in den Vordergrund zu stellen, bedeutet nicht, dass der Film sinnfrei bleiben darf. Hinzu fällt es schwer, in Büchels Film überhaupt von Witz oder Humor zu sprechen. Vielmehr weckt Schubert in Love Emotionen im Bereich der Fremdscham.  
Olaf Schubert ist ein überzeugter Single. Am liebsten beschäftigt er sich mit seinen Pflanzen, engagiert sich politisch in einer generischen Linken-Punk-Gruppe und schreibt an einem Musical. Ungern geht er zur Arbeit in einer Bürgerberatung. Zu Beginn des Films wird Schubert vermehrt von seinem Vater unter Druck gesetzt, er solle endlich für Nachwuchs sorgen, denn sonst sei der Schubert-Klan vom Aussterben bedroht. Und so macht sich Schubert überraschenderweise tatsächlich auf die Suche nach einer Frau – mit den hingegen kaum überraschenden Pleiten und Pannen, bis er endlich Pamela (Marie Leuenberger) findet. Eine Wissenschaftlerin, der er keineswegs das Wasser reichen kann und die sich, weil der Film es trotzdem so will, in ihn verliebt. Doch natürlich schafft es Schubert in weiteren wenig überraschenden Zwischenfällen, die Beziehung in den Sand zu setzen, nur um am Ende alles doch gen Happy End hinbiegen zu können. 

Olaf Schubert kennt man als Komiker mit „Ost-Einschlag“ aus der heute-show und seit kurzem aus seiner eigenen TV-Sendung Olaf Schubert verbessert die Welt!. Mit seinem charakteristischen Karo-Pullunder vermag der Dresdner Komödiant in kurzen Sketchen hin und wieder mit einer Melange aus Witz und politischer Kritik zu überzeugen. Umso befremdlicher wirkt Schuberts Darstellung seiner Kunstfigur auf der Leinwand. Man mag ihr weder etwas Sympathisches noch Lustiges abgewinnen. Auch der essentielle politisch-kritische Anteil in Schuberts Nummern ist gänzlich ausgeblieben. An seine Stelle ist ein absurdes Sachsen-Klischee-Bashing getreten. Welche Motivation die platten Witze haben, bleibt bis zum Ende unklar. Ebenso fraglich bleibt, ob man in Zeiten einer erneuten emotionalen Ost-West-Spaltung genau diese schlechten Witze wirklich gebraucht hätte. 

Olaf wird als gefühlsloser Rüpel und Pragmatiker in Szene gesetzt. Natürlich hat er deswegen auch nichts für Romantik übrig. Stattdessen sucht er zielgerichtet nach einer Produktionspartnerin. Diese Suche gestaltet sich für den Zuschauer als ein nicht enden wollendes Martyrium. Denn auch abseits des schlechten Humors muss man sich bis zum Ende fragen, wo der Film eigentlich hinwill. Die Erzählkurve wirkt belanglos. Dass Schubert am Ende ein Kind zeugen und dabei natürlich „nur“ ein Mädchen rauskommen wird, ist bereits zu Anfang des Films abzusehen. Umso quälender fühlt sich dabei der Film in seiner Spiellänge an; in großen Teilen überkommt einen die Langweile. Als es dann endlich vorbei ist, mag man nicht glauben, dass bloß neunzig Minuten vergangen sind. 

Das Problem des deutschen Films und gerade der deutschen Komödie ist wohl nicht nur, dass er sich nicht traut, lustig zu sein. Am Beispiel von Schubert in Love offenbart sich nämlich ein viel tiefer liegendes Problem. Dem populären deutschen Film fehlt es oft an Visionen und Geschichten. 

Schubert in Love

Oft hat die deutsche Komödie das Problem, dass sie sich nicht so wirklich traut, lustig zu sein. Stattdessen wird versucht, mit dramatischen Handlungen dem Film vermeintliche Tiefe zu verleihen. In „Schubert in Love“ verhält es sich genau umgekehrt: man hat sich getraut, man wollte in erster Linie lustig sein und keineswegs einen Inhalt kommunizieren.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen