Schöne Jugend - Hermosa Juventud

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Eine verlorene Generation

Die Krise hat Spanien und die spanische Jugend besonders hart getroffen. Die Arbeitslosigkeit liegt seit Jahren im zweistelligen Bereich und kletterte 2013 bis über 26 Prozent, unter den jugendlichen und jungen Arbeitnehmern sind mehr als die Hälfte ohne Job. Mit viel Gespür und einem schonungslosen Realismus verpackt Jaime Rosales diesen Umstand in einen Spielfilm und zeigt, wie wenig schön das Jungsein im Spanien der Gegenwart ist. Rosales stellt seine Filme – zuletzt Sueño y silencio – regelmäßig in Cannes vor; Schöne Jugend – Hermosa Juventud ist der erste Film des Regisseurs, der in die deutschen Kinos kommt.
Natalia (Ingrid García-Jonsson) und Carlos (Carlos Rodríguez) sind seit zwei Jahren zusammen und driften so durch den Alltag. Ohne Job und Perspektive lassen sie sich gar für einen Amateur-Pornofilm gewinnen und verdienen damit an einem Nachmittag 300 Euro. Das ist viel Geld für die beiden, das sie für kleine Dinge ausgeben, obwohl sie von großen träumen: einem Haus am Strand oder einem Ferrari. Als Natalia schwanger wird, ändert sich mit einem Schlag ihre Sicht auf die Dinge.

Natalia will das Kind und trotzt gegen ihre Mutter (Imma Nieto), die ihr geraten hat, das Kind abzutreiben. Carlos ist realistischer und weniger romantisch, er weiß, dass er dem Kind nichts bieten kann, ist er doch zu sehr mit sich selbst und seinem Leben, wie es ist, beschäftigt. Wohl auch deshalb spart der Film aus, wie Natalia Carlos erzählt, dass sie ein Kind erwarten. Ohnehin erzählt Schöne Jugend auf eine stark elliptische Art und Weise, reduziert die Geschehnisse auf ihre Ergebnisse und auf die Reaktion der Figuren. Der Film zeigt nicht, was oder wie genau die Dinge passieren, der Zuschauer erwartet sie als Folge des Geschehens oder kann sie aus dem Nachklang erschließen, dabei ist er jedoch nicht, was auch durch die konsequent nahen und großen Einstellungen erreicht wird: Die Kamera ist nah dran an den Figuren, der Blick auf die Seiten oder auch auf den Gesprächspartner wird immer wieder verwehrt.

Der Realismus von Jaime Rosales hat fast etwas Dokumentarisches und erinnert in seiner Schonlosigkeit an die Milieustudien eines Fernando León de Aranoa (Montags in der Sonne — Los lunes al sol, Princesas). Und so, wie die Prinzessinnen keine wirklichen Prinzessinnen waren, ist die Jugend von Natalia und Carlos auch nicht schön, sondern voller Sorgen und Probleme. Dennoch haben die beiden auch ihre schönen Momente, das zeigt ihr Lächeln, wenn sie sich in ruhigen und wenig sorgenvollen Momenten in die Augen schauen, und das zeigen die Fotos, die sie mit ihren Smartphones machen und per Whatsapp verschicken. Hier bedient sich Rosales quasi einer jugendlichen Filmsprache, das Smartphone wird zur Kamera, das Computerspiel zum Film im Film, die sozialen Netzwerke zum doppelbödigen Kommunikationsmittel. Schöne Jugend portraitiert die aktuelle junge Generation mit Sorgfalt und Klarheit und mit dem Gespür für ihre Befindlichkeiten.

Schöne Jugend - Hermosa Juventud

Die Krise hat Spanien und die spanische Jugend besonders hart getroffen. Die Arbeitslosigkeit liegt seit Jahren im zweistelligen Bereich und kletterte 2013 bis über 26 Prozent, unter den jugendlichen und jungen Arbeitnehmern sind mehr als die Hälfte ohne Job. Mit viel Gespür und einem schonungslosen Realismus verpackt Jaime Rosales diesen Umstand in einen Spielfilm und zeigt, wie wenig schön das Jungsein im Spanien der Gegenwart ist.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen