Schmidts Katze

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Schwarzhumoriges aus dem Schwabenland

Zunächst ist da eine gewisse Skepsis. Schmidts Katze beginnt zwar nicht ohne Charme, wirkt in den ersten Minuten aber doch eher wie ein netter TV-Film, der einer großen Kinoleinwand nicht gerecht zu werden vermag. Wir lernen darin den 45-jährigen Protagonisten kennen, der tagsüber in einem Baumarkt arbeitet und am Abend beim Speed-Dating versagt, weil er sich für die kurze Plauderei Notizen gemacht hat und diese nun ziemlich unentspannt vorträgt.
Die Aneinanderreihung kurzer Szenen ist unterhaltsam, aber weder inhaltlich noch formal herausragend. Dann wird jedoch auf einem nächtlichen, regennassen Parkplatz unerwartet eine Explosion durch ein ferngesteuertes Spielzeugauto ausgelöst – und man ahnt, dass das Langfilmdebüt von Regisseur und Ko-Drehbuchautor Marc Schlegel durchaus mehr werden könnte als ein betulicher Spaß über einen verschrobenen, nicht mehr ganz so jungen Junggesellen.

Und tatsächlich: Werner Schmidt (Michael Lott) aus dem baden-württembergischen Waiblingen ist eine abgründige Figur, die vom Alltagsfrust in die Pyromanie getrieben wurde. Seine „Opfer“ sind Luxusautos – doch eines Nachts befindet sich unseligerweise eine Person in dem parkenden Wagen, den Werner gerade in die Luft gesprengt hat. Der „Feuerteufel“ kann die junge Frau noch rechtzeitig retten und nimmt sie aus Ratlosigkeit mit zu sich nach Hause. So gerät er allerdings bald in weitere, noch gefährlichere kriminelle Machenschaften – denn Sybille (Christiane Seidel) hat sich mit der örtlichen Immobilien-Mafia angelegt.

Die Story verfügt insgesamt über die nötige Portion Wahnsinn, um einige allzu angestrengt-gewollt daherkommende Script- und Inszenierungsideen sowie diverse misslungen-brachiale Albereien nicht in den Vordergrund treten zu lassen. Wiewohl das Filmplakat mit Michael Lott im Hemmungslos-in-Feinripp-Look auf die dramatisch und böse erzählte Serie Breaking Bad hinweist, knüpft Schmidts Katze in erster Linie an die kinematografische Erzähl- und Darstellungstradition der schwarzen Krimikomödie an.

Dem Werk gelingen dabei zwei entscheidende Dinge, an denen etliche andere deutsche Filme, die sich besagtem Genre gewidmet haben, hochgradig gescheitert sind. Zum einen lassen die Hauptfiguren Werner und Sybille sowie die beiden sidekicks – Werners Kumpel, Nachbar und Kollege Uwe (Michael Kessler) und die gluckenhafte Inge (Franziska Traub) – Herz und Seele erkennen. Sie werden ohne Zweifel zugespitzt präsentiert, verkommen jedoch nie zu Knallchargen. Ihre Beziehungen zueinander werden in schönen Momenten zur Geltung gebracht – so etwa die unerschütterliche Freundschaft zwischen Werner und Uwe, vor allem aber natürlich das screwball-artige „Was sich liebt, das neckt sich“-Verhältnis, das zwischen dem zentralen Paar entsteht. In puncto Geschlechterrollen hätte der Film gegen Ende allerdings etwas unkonventioneller sein dürfen. Die Nebenparts werden indes betont karikaturesk gegeben – was teilweise gut funktioniert (zum Beispiel bei Désirée Nick als Baumarkt-Chefin), teilweise wiederum recht reizlos bleibt (etwa bei Tom Gerhardt und Alexander E. Fennon als Antagonisten). Zum anderen gelingt es Marc Schlegel, die Standardsituationen des Genres stimmig mit Lokalkolorit zu verbinden – wodurch das Endergebnis trotz zahlreicher Zitate nicht wie eine bloße Kopie US-amerikanischer oder britischer Vorbilder anmutet, sondern eine eigene Identität und Qualität zu entwickeln weiß. Denn wenn schwäbische Eigenheiten auf Explosionen und Gangstertum treffen, hat das amüsant-skurrile Konsequenzen – etwa eine hoch engagierte Bürgerwehr. So ist Schmidts Katze alles in allem ein geglücktes Debüt, das zwischen liebevoll und durchgeknallt die richtige Balance findet.

Schmidts Katze

Zunächst ist da eine gewisse Skepsis. „Schmidts Katze“ beginnt zwar nicht ohne Charme, wirkt in den ersten Minuten aber doch eher wie ein netter TV-Film, der einer großen Kinoleinwand nicht gerecht zu werden vermag. Wir lernen darin den 45-jährigen Protagonisten kennen, der tagsüber in einem Baumarkt arbeitet und am Abend beim Speed-Dating versagt, weil er sich für die kurze Plauderei Notizen gemacht hat und diese nun ziemlich unentspannt vorträgt.
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