Rock N Rolla (2008)

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

RocknRolla

Das illegale Geschäft mit Drogen ist von gestern, denn heute spekuliert man in London mit Immobilien und deren Konzessionen. Das hat nicht nur Lenny Cole erkannt, Gangsterboss alter Schule, sondern auch sein Gegenspieler, der russische Milliardär Uri Obomavich. Aber was wären die Großen ohne die Kleinen? Deswegen mischt das Trio The Wild Bunch munter in dem Action-Streifen mit und gerät schnell zwischen die beiden Fronten.

Die Hauptstadt an der Themse ist ein heißes Pflaster geworden, das von dem alternden Drahtzieher der Unterwelt Lenny Cole (Tom Wilkinson) beherrscht wird. Die Drecksarbeit hingegen erledigt seine rechte Hand Archy (Mark Strong), so dass sich Lenny die Finger nicht schmutzig zu machen braucht. In seinem finalen Deal kommt er mit dem Russen Uri Obomavich (Karel Roden) ins Geschäft, der ihm ein paar Millionen für die Konzession seines gigantischen Stadions zahlen will. Uri zählt zur sogenannten neuen Schule in Gangsterkreisen, füllt seinen englischen Geschäftspartner mit Whisky statt mit Wodka ab und stellt ihm freundlicherweise leihweise sein Glücksbild zur Verfügung. Aber nicht nur, dass das Bild plötzlich aus Lennys Besitz gestohlen wird, sondern der kleine Gauner und Abzocker One Two (Gerard Butler), Anführer der Chaostruppe The Wild Bunch, bekommt durch einen Tipp der schönen und unterkühlten Buchhalterin Stella (Thandie Newton) von der Übergabe des Schmiergeldes Wind. Mit Hilfe seines besten Freundes und Komplizen Mumbles (Idris Elba) raubt er den Geldtransport aus und ist um ein paar Millionen reicher. Na ja, nicht wirklich, denn mit dem geraubten Geld kann er nun die Schulden, die er und Mumbles bei Lenny haben, bezahlen. Alles fängt von vorne an: neuer Geldtransport, neuer Überfall und zwischendurch sucht Archy fieberhaft nach dem verschwundenen Bild von Uri.

Was das alles mit Rock’n’Roll zu tun hat? Sehr viel, denn wie sich herausstellt, hat Gangsterboss Lenny einen Stiefsohn: Johnny Quid (Toby Kebbell), Junkie und Punkrockstar. Er steht irgendwie mit dem Bilderraub in Zusammenhang, ist von den Medien allerdings für tot erklärt worden. Frei nach dem Motto „Tote leben länger“ kulminiert die Suche nach Geld, Glücksbild und Rockstar in atemlosen Verfolgungsjagden, bei denen viel Blut fließt, martialische Muskeln zu sehen sind und zwischendurch auch noch ein wenig Zeit für Sex bleibt. Denn der Dritte im Bunde von The Wild Bunch, Handsome Bob (Tom Hardy), erklärt One Two, dass er schwul sei, womit dieser anfangs nicht klarkommt, sich später aber neugierig auf ein Techtelmechtel einlässt, und auch die Buchhalterin vernascht One Two im Eiltempo. Oder sie ihn? Wie auch immer, der Abspann des Films verspricht, dass die Chaostruppe The Wild Bunch bald wieder in Erscheinung treten wird, und man darf gespannt sein auf die nächsten skurrilen Abenteuer von One Two, Mumbles und Handsome Bob in The Real RocknRolla, dem geplanten Sequel zu diesem Film.

Guy Ritchie lässt es wieder mal gehörig krachen. Im Formate eines Quentin Tarantinos gibt es viel Action, Blut und Gewalt, die durch die Darstellung rasanter Szenen und temporeicher Schnittfolge einem MTV-Clip gleichen. Zudem wird das Ganze mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor und cooler Musik abgerundet, so dass der Gangster-Spaß garantiert ist. Leider erhielt Guy Ritchie bislang von vielen Seiten Kritik für seine neueste Action-Komödie, da immer wieder der Vergleich mit seinem Filmdebut Bube, Dame, König, grAs herangezogen wird. Der britische Regisseur erzielte dadurch 1998 seinen filmischen Durchbruch, und der Streifen gilt bis heute als Kultfilm, was es natürlich schwer macht, diesem etwas entgegenzusetzen. Dennoch hat Ritchie seine Arbeit sauber gemacht, die Schauspieler exzellent ausgewählt, das Tempo ist mitreißend, die Charaktere skurril und es gibt viele urkomische Szenen in Rock N Rolla. Beispielsweise der Liebesakt zwischen Stella und One Two, der in seiner Gesamtheit wohl nur fünfzehn Sekunden dauert, da Ritchie daumenkinogleich die Highlights dieser Kopulation im Zeitraffer zusammengefasst hat. Dem vorangestellt gibt es eine unglaublich komische Tanzszene zwischen der stets gelangweilten Buchhalterin und dem Chaosganoven, die an Grease erinnert, nur dass die beiden absolut nicht tanzen können, selbstverständlich auch nicht sollen. Auch die zahlreichen Verfolgungsjagden der beiden russischen Kampfmaschinen, die sich weder von scharfer Munition, erst recht nicht von Fäusten abschrecken lassen, sind zum Brüllen komisch, und Großmaul One Two hat so manches Mal das Nachsehen.
Einziger Kritikpunkt ist die anfangs etwas verwirrende Geschichte und die vielen Charaktere, deren Verbindungen zu- und untereinander sich erst nach einiger Zeit aufklären. Dennoch ist der Gutelaunefaktor des Filmes extrem hoch, und es sollte nicht vergessen werden, dass ein Regisseur nicht mit jeder Produktion einen neuen Kultfilm schaffen kann.
 

Rock N Rolla (2008)

Das illegale Geschäft mit Drogen ist von gestern, denn heute spekuliert man in London mit Immobilien und deren Konzessionen. Das hat nicht nur Lenny Cole erkannt, Gangsterboss alter Schule, sondern auch sein Gegenspieler, der russische Milliardär Uri Obomavich. Aber was wären die Großen ohne die Kleinen? Deswegen mischt das Trio The Wild Bunch munter in dem Action-Streifen mit und gerät schnell zwischen die beiden Fronten.

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Meinungen

Snacki · 20.02.2009

Ein wenig unzeitgemäß (besonders das Intro zeugt von völlig anderen Zeiten), aber immer noch ganz cool. Für Freunde von SNATCH ...