Rashomon – Das Lustwäldchen (1950)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 6. Januar 2014, ARTE, 22:05 Uhr

Wer für das neue Filmjahr geplant hat, sich einmal genüsslich die wahren Klassiker unter den bewegten Bildern anzuschauen, wird am Dreikönigstag bei ARTE prompt eine Perle sichten, die 1951 bei den Filmfestspielen von Venedig für Furore sorgte, damals als erstes japanisches Werk dort den Goldenen Löwen gewann und 1952 als Bester fremdsprachiger Film mit dem Academy Award ausgezeichnet wurde: Rashomon – Das Lustwäldchen von Akira Kurosawa markiert inhaltlich wie formal eine Dimension von Filmkunst, deren innovative Kraft bedeutsam fortwirkt.

Im Japan des 12. Jahrhunderts ereignet sich im berüchtigten Wald der Dämonen, in dem der Bandit Tajōmaru (Toshirō Mifune) sein Unwesen treibt, ein undurchsichtiges Verbrechen, das später vor Gericht verhandelt wird: Der Samurai Takehiro (Masayuki Mori), der mit seiner schönen jungen Frau Masako (Machiko Kyō) dort unterwegs ist, wird von Tajōmaru hinterlistig überwältigt, gefesselt und gezwungen zuzusehen, wie der Bandit sicht mit Masako verlustiert. Anschließend wird Takehiro erstochen, doch darüber, wie diese Geschehnisse sich letztlich zugetragen haben, herrscht Zweifel.

Es ist eine komplex konstruierte, vielschichtige und scheinbar repetitive Erzählweise, mit welcher Akira Kurosawa seinen genialen Stoff nach den beiden Kurzgeschichten Rashomon und Im Dickicht von Akutagawa Ryūnosuke präsentiert, die darauf abzielt, völlig verschiedene Versionen der Ereignisse als glaubwürdig zu evozieren. Dass dabei am Ende mehr Verwirrung als Aufklärung herrscht, während sich der gewaltige Regen als prägnantes Stimmungselement des Films verzogen hat, ist Ausdruck der filigranen Weisheit dieser tiefsinnigen Geschichte.

Schuld und Ehre, Anschein und Wahrheit sowie Realitäten und Deutungsmächte sind die großen Themen von Rashomon – Das Lustwäldchen, dessen deutscher Zusatztitel geradezu aberwitzig erscheint. Philosophische und psychologische Finten kreuzt Akira Kurosawa hier mit moralischen Betrachtungen, die ein pessimistisches Menschenbild verkünden, um letztlich seine Geschichte mit einer gleichermaßen schlichten wie großartigen Geste von pragmatischem Humanismus zu beschließen. Willkommen im Filmjahr 2014, das sich diesem Vorbild würdig erweisen möge!
 

Rashomon – Das Lustwäldchen (1950)

Wer für das neue Filmjahr geplant hat, sich einmal genüsslich die wahren Klassiker unter den bewegten Bildern anzuschauen, wird am Dreikönigstag bei ARTE prompt eine Perle sichten, die 1951 bei den Filmfestspielen von Venedig für Furore sorgte, damals als erstes japanisches Werk dort den Goldenen Löwen gewann und 1952 als Bester fremdsprachiger Film mit dem Academy Award ausgezeichnet wurde:

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