Pirates of the Caribbean: Salazars Rache

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Dreizack verzweifelt gesucht

Mit Einnahmen von mehr als 3,7 Milliarden Dollar hat sich die bislang aus vier Abenteuern bestehende Pirates of the Caribbean-Saga einen Platz unter den 20 einträglichsten Filmreihen gesichert. Obwohl die Kritikerstimmen nach dem positiv aufgenommenen ersten Teil kontinuierlich an Begeisterung verloren, muss es angesichts des finanziellen Erfolges nicht verwundern, dass Disney und Franchise-Produzent Jerry Bruckheimer ein weiteres Kapitel aufschlagen. Verpflichtet wurde für Pirates of the Caribbean: Salazars Rache das norwegische Regiegespann Joachim Rønning und Espen Sandberg, das 2012 mit dem Forscher-Biopic Kon-Tiki seine Seetüchtigkeit unter Beweis stellen konnte und sich nun größtenteils souverän im Umgang mit den Blockbuster-Gesetzen präsentiert. Sicherlich ist der fünfte Film rund um den tollpatschigen Piratenkapitän Jack Sparrow (Johnny Depp) einmal mehr ein absurder Motiv-Mix mit wenig Substanz. Unterhaltungswert kann man der rund zweistündigen maritimen Räuberpistole allerdings nicht absprechen, zumal Rønning und Espen einige ausgeklügelte, wahrlich mitreißende Action-Choreografien in petto haben.
Inhaltlich vertrauen die Macher dem Rezept der Vorgänger, in denen unterschiedliche Parteien stets einem magischen Artefakt nachjagen. In diesem Fall handelt es sich um den legendären Dreizack des Poseidons, der seinem Besitzer die Herrschaft über die Weltmeere schenkt. Auf der Suche nach ihm befindet sich nicht nur der abgebrannte, ständig betrunkene Sparrow. Auch der junge Seemann Henry Turner (Brenton Thwaites) will den sagenhaften Gegenstand in seinen Besitz bringen, um seinen Vater Will (Orlando Bloom), Jacks alten Weggefährten, von einem Fluch zu befreien. Verbündet hat sich der draufgängerische Grünschnabel zu diesem Zweck mit der abenteuerlustigen Astronomin Carina Smyth (Kaya Scodelario), die sich als Wissenschaftlerin beweisen möchte und ein Tagebuch ihres unbekannten Vaters mit verschlüsselten Hinweisen zum Aufenthaltsort des Dreizacks bei sich trägt. Hellhörig wird außerdem der inzwischen steinreiche Captain Barbossa (Geoffrey Rush), ein weiterer Bekannter Sparrows. Sie alle bekommen es auf ihrer gefahrvollen Reise mit dem spanischen Geister-Offizier Salazar (bedrohlich: Javier Bardem) zu tun, der aus dem höllischen Teufelsdreieck fliehen kann und Poseidons Waffe erbeuten will, um damit in die Welt der Lebenden zurückzukehren und sich an seinem Erzfeind Jack zu rächen.

Auch wenn Pirates of the Caribbean: Salazars Rache die Backstorys einiger Figuren ergründet (unter anderem mit einem digital verjüngten Johnny Depp), dient die wenig anspruchsvolle, zuweilen mit willkürlichem Füll-Material (Stichwort: Hochzeit) angereicherte Handlung in erster Linie als Vorwand, um eine Reihe imposanter Spektakelsequenzen und Slapstick-Einlagen abzubrennen. Zwischendrin blitzen dennoch kleine, spannende Einfälle auf – etwa die Darstellung Carinas. Am Beispiel der furchtlosen Astronomin nimmt der Film das damalige Frauenbild in den Blick und macht sich immer wieder über den begrenzten Horizont der Männer lustig. Während sich die Herren der Schöpfung selbstverständlich wissenschaftlichen Themen widmen, werden Damen mit Forscherdrang pauschal als Hexen abgestempelt. Intellektuell ist Carina den männlichen Protagonisten allerdings spürbar überlegen und trägt mit ihrer Auffassungsgabe entscheidend dazu bei, dass die Suche nach dem Dreizack nicht mit einer Enttäuschung endet. Auch in körperlichen Auseinandersetzungen darf sie sich gelegentlich beweisen. Und doch hätte das Drehbuch (verantwortlich: Jeff Nathanson) in diesem Punkt einen noch stärkeren emanzipatorischen Willen an den Tag legen können. Dass sich Carina an einer Stelle eines Kleidungsstückes entledigt, mag etwas unmotiviert erscheinen. Gebrochen wird dieser Klischee-Moment aber, indem ihr Handeln von einer amüsanten Diskussion zwischen Henry und Jack begleitet wird.

Auf vielen Ebenen spielen die Vergangenheit der Figuren und das Thema ‚Vater‘ eine wichtige Rolle, womit der Film einige emotional-dramatische Situationen heraufbeschwört, die sich freilich stets der Blockbuster-Mechanik unterordnen. Soll heißen: Rønning und Sandberg drücken so manchen Knopf, tauchen aber zu keinem Zeitpunkt in die Tiefe. Punkten kann das fünfte Piraten-Abenteuer mit tollen Schauwerten und einem gut aufgelegten Johnny Depp, der erneut demonstriert, dass der exzentrische Jack Sparrow als Szenendieb taugt. Ein irrwitziger Spaß ist vor allem die erste große Actionsequenz, die einen Bankraub auf herrlich überdrehte Weise eskalieren lässt. Auch das gigantische Unterwasser-Finale hat es in sich und dürfte das Publikum mit seinen beachtlichen Effekten gefangen nehmen. Deplatziert wirkt hingegen die hemmungslose Melodramatik auf den letzten Metern, die man zumindest ein wenig hätte drosseln können. Egal, wie überhöht die Disney-Produktion sonst daherkommen mag.

Pirates of the Caribbean: Salazars Rache

Mit Einnahmen von mehr als 3,7 Milliarden Dollar hat sich die bislang aus vier Abenteuern bestehende „Pirates of the Caribbean“-Saga einen Platz unter den 20 einträglichsten Filmreihen gesichert. Obwohl die Kritikerstimmen nach dem positiv aufgenommenen ersten Teil kontinuierlich an Begeisterung verloren, muss es angesichts des finanziellen Erfolges nicht verwundern, dass Disney und Franchise-Produzent Jerry Bruckheimer ein weiteres Kapitel aufschlagen.
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