Pampa Blues

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Freitag, 2. Oktober 2015, Das Erste, 20:15 Uhr

Was sich in Sachen Fernsehfilm hierzulande gerade aktuell abspielt, illustriert auch die Literaturverfilmung Pampa Blues nach dem Drehbuch des schweizerischen Schriftstellers Rolf Lappert, der damit seinen ersten gleichnamigen Jugendroman für die Leinwand adaptiert hat. Im Rahmen der Reihe Neues Deutsches Fernsehen wurde das Coming-of-Age-Drama unter der Regie von Kai Wessel (Hilde, 2009) beim diesjährigen Filmfest München uraufgeführt, begeht nun seine TV-Premiere und lässt sich ohne Weiteres als angenehmes Beispiel für einen Fernsehfilm jenseits der vorherrschenden Verseichtigung betrachten.
Endlingen heißt das gemächliche, hartnäckig ereignisarme Kaff in Baden-Württemberg, in dem der 16jährige Ben (Sven Gielnik) seine Existenz fristet, und für ihn, der von Fernweh geplagt wird und dabei offensichtlich gerade zur Ortansässigkeit verurteilt ist, ist dieser Name Programm. Nicht nur, dass Ben im jugendlichen Alter schon auf sich gestellt ist – die musikalische Mutter ist meistens auf Tournee mit ihrer Band unterwegs, der vagabundierende Vater früh verstorben –, er kümmert sich zudem noch um seinen an Demenz leidenden Großvater Karl (Klaus A. Müller-Oi), der schweigsam in seiner eigenen Welt driftet und umfangreicher Betreuung bedarf.

Während Ben überwiegend in erstarrter Trostlosigkeit dahinvegetiert, strotzt sein älterer Kumpel Maslow (Joachim Król), der als einstiger Profigolfer schon einiges von der Welt gesehen hat und mittlerweile in Endingen eine Autowerkstatt sowie die Ortkneipe betreibt, vor ambitionierten Einfällen, um Aufschwung in die Einöde zu bringen. Seine neuste Idee, in die er auch Ben involviert, besteht darin, im Städtchen das Erscheinen eines UFOs vorzutäuschen, um einen Anreiz für spektakulären Tourismus zu schaffen. Als die aparte Lena (Paula Beer) als vermeintliche Journalistin mit ihrer Kamera auftaucht, erhellt der Hoffnungsschimmer auch Ben, zumal ihm die junge Frau nur allzu gut gefällt …

Als gleichermaßen ruhevolle wie liebenswert schrullige Tragikomödie mit reichlich Raum für die Entfaltung der Charaktere besticht Pampa Blues mit seiner atmosphärischen Qualität als kleine, doch feinsinnig erzählte Coming of Age Geschichte moderner Ausprägung nach klassischem Muster. Gleichwohl für das Fernsehen inszeniert, muss diese lässige wie poetische Produktion von SWR und Degeto mit ihrem stimmigen, engagierten Ensemble und ihrem unaufgeregten Rhythmus berührender Intensität – flankiert von der melancholischen Filmmusik von Ralf Wienrich und Titus Wolfe – den Vergleich mit so manchem aktuellen deutschen Kinofilm sicherlich nicht scheuen, so dass ihr auch und gerade zur Hauptfernsehzeit am Freitagabend ein zahlreiches Publikum gewünscht sei.

Pampa Blues

Was sich in Sachen Fernsehfilm hierzulande gerade aktuell abspielt, illustriert auch die Literaturverfilmung „Pampa Blues“ nach dem Drehbuch des schweizerischen Schriftstellers Rolf Lappert, der damit seinen ersten gleichnamigen Jugendroman für die Leinwand adaptiert hat.
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Meinungen

Arno-Janssen · 03.01.2016

Wohnt in der Pampa Patrick Kelly und seine Anschrift bitte wenn es geht seine Telefon nummer