Ostwind - Aufbruch nach Ora

Eine Filmkritik von Anna Wollner

Das andalusische Pferd

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Oder auf dem Rücken von deutschen Kinderfilmen, denn egal ob Bibi und Tina 1-4, Hanni und Nanni, Wendy oder eben Ostwind – wallende Mähnen und Wiehern, das zieht und versammelt insbesondere die Mädchen zwischen 6 und 16 regelmäßig im Kino. Katja von Garniers Ostwind geht dabei in die letzte Runde und wechselt – um formel- und laienhaft in der Pferdesprache zu bleiben — vom leichten Trab des letzten Films noch einmal ordentlich in den Galopp.
Dabei sind die Parameter hier nur leicht verändert, der Abenteuerfilm mit der mittlerweile volljährigen Hanna Binke in der Hauptrolle wechselt nur den Ton und das Setting. War es im ersten Film der junge, ungestüme Hengst, der vor dem Metzger gerettet werden musste und im zweiten der Hof der Großmutter, der vor dem Ruin stand, erzählt Ostwind — Aufbruch nach Ora nun vom Aufbruch in eine neue Welt, der zumindest doch auch für das Pferd eine Art Heimkehr, eine Rückkehr nach Hause, zu seinen Wurzeln ist.

Denn die Geschichte konzentriert sich voll und ganz auf Mika, das rothaarige, unangepasste Mädchen und ihr Pferd Ostwind. Sie verlassen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Gut Kallenbach und suchen ihr letztes gemeinsames Abenteuer in den weiten Landschaften Andalusiens. Ein immer wiederkehrender Traum, eine Art Vision von Freiheit, Natur und mysteriösen Kornkreisen bringt das junge Mädchen in die spanische Einöde, nach Ora, auf eine Hacienda, die von dem griesgrämigen Deutschen Pedro und seiner spröden Tochter Sam geführt wird.

Eine Hacienda – und da wiederholt sich das im Kinderfilm so gerne benutzte Motiv der Zwangsenteignung –, die aus Geldsorgen ihrer sturen Besitzer verkauft werden soll und in die Hände der skrupellosen WaterFlow Corporation, einem fiktiven Pendant zu Nestle, gerät, die Quellen kaufen und das Wasser für viel Geld zurück an die Bewohner verkaufen will. Einzig und allein ein eilig organisiertes Pferderennen, das Aufleben einer jahrhundertealten Tradition, kann die Quelle, den Hof und das Überleben der dort heimischen Wildpferde sichern.

Drehbuchautorin Lea Schmidbauer und Regisseurin Katja von Garnier verzichten dabei wohlweislich darauf, eine jugendliche Detektiv-Geschichte mit einem übertriebenen Countdown zu erzählen, sondern konzentrieren sich – wieder einmal – voll und ganz auf das Verhältnis Mensch, Tier und Natur. Die menschlichen Schauspieler um Hanna Binke als Minka und den Neuzugängen Thomas Sarbacher als Pedro, Lea van Acken als Sam und Nicolette Krebitz als naturverbundene Eso-Tante in weißen, wallenden Leinengewändern werden zu Nebenfiguren. Denn im Zentrum der Geschichte und Bilder stehen einzig und allein die Pferde.

Die Kamera ist ganz verliebt in die Weite der andalusischen Landschaft, sie spielt mit dem Licht, den Farben, den Kontrasten und den Wildpferden. Immer wieder beobachtet sie fast zärtlich das Toben der Pferde, die nonverbale Verständigung der Tiere. Es sind Bilder, nahe am Rande des Eso-Kitsches, die zum Ostwind-Universum einfach dazugehören – und anders als andere Kinderfilme dieses Kalibers wenigstens eine Naturverbundenheit suggerieren, als auf Pink zu setzen.

In Ostwind — Aufbruch nach Ora wird weder gesungen noch gerapped, es gibt kein aufgesetztes Liebesdreieck. Ganz allein die Geschichte um Ostwind und ihre Besitzerin steht im Vordergrund. Das macht den Film dankenswerterweise mehr zu einem Abenteuer- als Pferdemädchenfilm und ist damit ein versöhnlicher Abschluss über den wilden Hengst.

Ostwind - Aufbruch nach Ora

Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Oder auf dem Rücken von deutschen Kinderfilmen, denn egal ob „Bibi und Tina 1-4“, „Hanni und Nanni“, „Wendy“ oder eben „Ostwind“ – wallende Mähnen und Wiehern, das zieht und versammelt insbesondere die Mädchen zwischen 6 und 16 regelmäßig im Kino. Katja von Garniers „Ostwind“ geht dabei in die letzte Runde und wechselt — um formel- und laienhaft in der Pferdesprache zu bleiben — vom leichten Trab des letzten Films noch einmal ordentlich in den Galopp.
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