Old Joy (2006)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Männer im Wald

Eigentlich lässt sich die Story dieses – mit 73 Minuten recht kurzen – Films mit wenigen Worten beschreiben. Zwei Männer um die 30 stolpern durch den Wald, reden über das Leben und die eigenen Träume und Ängste und fahren am Ende wieder nach Hause, zurück in ihr Leben. Das ist alles ziemlich unspektakulär, wirkt aber gerade durch die aufs Äußerste reduzierte Ökonomie der Erzählung und ein über Allem schwebendes Gefühl der Melancholie und entwirft nebenbei ein desillusioniertes Bild der Alternativkultur und der politischen Linken in den USA. Vor allem aber besticht der Film, der sich eher an Zuschauer mit viel Geduld und minimalen Erwartungen an wendungsreiche Plots richtet, durch die wundervolle Musik der Independent-Band Yo La Tengo.

Mark (Daniel London) und Kurt (der herrlich waldschratige Singer/Songwriter Will Oldham, bekannt auch als Bonnie „Prince“ Billy) waren früher einmal Freunde, doch dann haben die zwei einen vollkommen unterschiedlichen Lebensweg eingeschlagen. Mark ist beruflich erfolgreich und steht kurz davor, Vater zu werden und mit seiner schwangeren Freundin Tanya (Tanya Smith) eine Kleinfamilie zu gründen, Kurt hingegen führt ein unstetes Wanderleben in seinem Bus. Mit einem zweitägigen Trip in die Berge Oregons und zu einer heißen Quelle wollen die beiden das Lebensgefühl ihrer glücklichen Schulzeit wieder aufleben lassen. Doch sowohl Kurt als auch Mark haben sich verändert, man ist einander fremd geworden und hat sich kaum noch etwas zu sagen. Und die gemeinsamen Ideale eines besseren und freieren Amerika sind längst den Ernüchterungen der tristen Gegenwart gewichen…

Viel Zeit lässt sich Kelly Reichardt in ihrem Film Old Joy, der beim Sundance Film Festival 2006 von der Kritik frenetisch gefeiert wurde. Die Dialoge präsentieren sich sparsam und wortkarg, immer wieder fängt die Kamera Naturaufnahmen ein, die auf den ersten Blick keinerlei Bezüge zur Geschichte aufweisen, die aber in Summe gesehen dem Film seine ganz eigene Atmosphäre geben.

Aufgrund der Konstellation zweier Freunde auf Reisen fühlt man sich an eine traurige Version von Alexander Paynes Sideways erinnert, und auch die Filme Gus van Sants mit ihrem manchmal beinahe somnambulen Erzählrhythmus und ihrer zerdehnten, mäandernden Dramaturgie kommen einem immer wieder in den Sinn. Keine leichte Kost also, doch Old Joy erinnert uns daran, dass das American Independent Cinema mit seiner an Europa orientierten Erzählweise nach wie vor dem Trend zur Stromlinie und zu größerer Gefälligkeit widersteht. Und das ist dann definitiv eine gute Nachricht. Zumal der Blick auf die US-amerikanische Gegenwart ungleich lebensnaher und schonungsloser ausfällt als in nahezu allem, was es in letzter Zeit aus Übersee auf der Leinwand zu sehen gab.

Das muss man alles zwar nicht mögen, doch es ist gut, dass es solche Filme gibt, die sich dem Trend zur Rasanz und Effekthascherei mit so viel Starrsinn in den Weg stellen.
 

Old Joy (2006)

Eigentlich lässt sich die Story dieses – mit 73 Minuten recht kurzen – Films mit wenigen Worten beschreiben. Zwei Männer um die 30 stolpern durch den Wald, reden über das Lebern und die eigenen Träume und Ängste und fahren am Ende wieder nach Hause, zurück in ihr Leben.

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