Oben

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Es ist nie zu spät für ein Abenteuer

Die Geschichte einer lebenslangen Liebe, die bis über den Tod des einen Partners hinausreicht, bildet den Auftakt zu Pixars neuestem Streich Oben, der mit ziemlicher Sicherheit zu einem neuen Kinokassenhit werden dürfte. Umso erstaunlicher, dass das erfolgsverwöhnte Filmstudio nach Kassenschlagern wie Findet Nemo, Cars, Ratatouille, Die Monster AG, Wall-E und anderen Meisterwerken des Animationsfilms keineswegs auf Nummer Sicher geht, sondern besonders zu Beginn des Films ungewohnt ernste, ja beinahe düstere Töne anschlägt, die manchem Zuschauer bereits in der ersten Viertelstunde Tränen der Rührung in die Augen treiben dürften.
Schon als kleiner Junge träumte Carl Fredericksen davon, wie sein großes Vorbild, der Abenteurer Charles Muntz mit einem Luftschiff nach Südamerika zu fliegen und die unbekannte Flora und Fauna des geheimnisvollen Gebietes rund um die Paradise Falls zu erkunden. Als der eher ängstliche Junge mit der dicken Hornbrille in der wilden Ellie eine ebenso begeisterte Forscherin findet, ist sein Glück perfekt – zumal aus der Freundin später seine Ehefrau wird, mit der Carl sein ganzes Leben verbringt. Immer wieder sparen die beiden auf die Reise nach Venezuela – und immer wieder kommt etwas dazwischen, was die Ersparnisse auffrisst und die Reise vorübergehend unmöglich macht – das ganz normale Leben eben. Und als die beiden schließlich alt sind und Carl die Flugtickets an den gemeinsamen Sehnsuchtsort endlich gekauft hat, stirbt Ellie einfach. Kein Wunder, dass Carl, dessen Leben eigentlich dank seiner Liebe zu Ellie wunderbar verlaufen ist, geknickt und mürrisch zurückbleibt.

Das Alleinsein bekommt Carl nicht, er wird verbittert und aggressiv. Denn auch seine Umwelt verändert sich rasant, links und rechts neben seinem entzückenden alten Holzhäuschen wachsen Wolkenkratzer in den Himmel, er selbst und sein Grundstück sind nicht nur den stromlinienförmigen Bauherren ein Dorn im Auge. Als Carl erbost über die Eindringlinge einen Bauarbeiter schlägt, soll er dem Fortschritt endgültig weichen und in ein Altersheim umsiedeln. Doch der alte Mann hat seine eigenen Pläne; und die sind ebenso fantastisch wie abenteuerlich. Mittels zehntausender mit Gas befüllten Luftballons erhebt sich Carl mitsamt seinem Haus voller Erinnerungen an seine große Liebe Ellie in die Lüfte und nimmt Kurs auf die Paradise Falls. Was er zu diesem Moment noch nicht ahnt: Statt diese letzte Reise in Ruhe zu genießen und sich auf das Sterben vorzubereiten, hat er unwissentlich einen blinden Passagier an Bord: den rundlichen und sehr mitteilsamen Pfadfinder Russell. Und der sorgt für etliche Abenteuer, an deren Ende sich für Carl einiges verändert haben wird. Denn der alte Mann und sein junger Begleiter – sie wachsen im Verlauf dieser Reise über sich hinaus…

Mit Oben ist Pixar abermals ein bezaubernder Animationsfilm gelungen, der keineswegs nur auf ein junges Publikum abzielt, sondern Erwachsenen ebenso viel Spaß und Anregungen bieten dürfte. Angesichts der Thematik des Alterns und der vielen unerfüllten Träume, mit denen man sich im letzten Lebensabschnitt konfrontiert sieht, ist dies wahrlich ein Film, der von 8 bis 88 Jahren jeden Zuschauer ansprechen sollte. Zumal gerade ältere Zuschauer einige der mit viel Witz und Tiefsinn vorgetragenen Erkenntnissen auch auf ihr eigenes Leben anwenden können. So zum Beispiel die Einsicht, dass es für ein Abenteuer niemals zu spät ist. Dass es manchmal an der Zeit ist, sich auf angemessene Weise von den schmerzlichen Erinnerungen zu verabschieden, um wieder neu ins Leben zurückzufinden. Und dass es gerade der Dialog mit den Jungen, vor allem mit den Kindern ist, der jung erhält. Es muss ja nicht gerade ein Flug nach Südamerika sein, der die eigenen Lebensgeister wieder in Bewegung bringt. All dies macht aus Oben nicht nur einen (gewohnt) liebevollen, perfekt animierten und sehr unterhaltsamen Film, sondern gibt ihm eine Dimension weit jenseits des Erwarteten. Lachen und Weinen, Slapstick-Sequenzen und ernste Passagen voller Wehmut und Melancholie, rasante Abenteuer und eine Geschichte über Liebe, Hoffnung, Trauer, Resignation, Freundschaft, den nahenden Tod und den Mut, das Leben noch einmal in Angriff zu nehmen – in Oben fließt dies alles mühelos und wie von selbst ineinander zu einem Film, an den man sich auch noch in vielen Jahren erinnern wird.

Eine kleine Unwucht in der Story fällt freilich schon auf: Charles Muntz, Carl Fredericksens Held der Kindheit, müsste gut und gerne zwanzig bis dreißig Jahre älter als sein Bewunderer und damit jenseits der Hundert sein – und präsentiert sich doch topfit und quietschlebendig. Vielleicht ist das Leben im Dschungel nahe der Paradise Falls ja ein Jungbrunnen. Und eine Aufgabe im Leben zu haben, vor allem im Alter, ist das, was einen jung bleiben lässt. Dafür spricht auch, dass Carl, beflügelt von den Abenteuern in Südamerika, nach seiner Rückkehr weitaus vitaler wirkt als noch zuvor. Zumal er, dem eigene Kinder mit Ellie nicht vergönnt waren, nun doch noch einen Enkel gefunden hat.

Vielleicht ist das ja das eigentlich Erstaunliche an diesem durch und durch liebenswerten Film: Mit welcher Leichtigkeit es Oben gelingt, aus einer eigentlich tieftraurigen Geschichte über verpasste Träume und Erinnerungen, die man nicht loslassen kann, doch noch ein Happy End zu zaubern. Und damit die Latte für alle zukünftigen Werke (der Konkurrenz genauso wie für die Filme aus dem eigenen Haus) wieder einmal ein bisschen höher legt. Aktuell liegt die Höhe, die es zu überbieten gilt, irgendwo jenseits der Wolken. Wie passend.

Oben

Die Geschichte einer lebenslangen Liebe, die bis über den Tod des einen Partners hinausreicht, bildet den Auftakt zu Pixars neuestem Streich Oben, der mit ziemlicher Sicherheit zu einem neuen Kinokassenhit werden dürfte. Umso erstaunlicher, dass das erfolgsverwöhnte Filmstudio nach Kassenschlagern wie „Findet Nemo“, „Cars“, „Ratatouille“, „Die Monster AG“, „Wall-E“ und anderen Meisterwerken des Animationsfilms keineswegs auf Nummer Sicher geht, sondern besonders zu Beginn des Films ungewohnt ernste, ja beinahe düstere Töne anschlägt, die manchem Zuschauer bereits in der ersten Viertelstunde Tränen der Rührung in die Augen treiben dürften.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Verratichnicht · 01.11.2009

Traumschaft schöner Kinderfilm, auch für Erwachsene. Tolle Animation, wunderschöne Bilder, rührende und sehr komische Szenen. Unbedingt ansehen und Oma und Opa mitnehmen, auch sie werden diesen Film lieben. Lediglich die Action Szenen mit den Hunden fand ich nicht so klasse und für jüngere Kinder beängstigend. Sonst wirklich traumhaft schöner Film.

rusi · 19.10.2009

der film ist echt geil! der kino auch!

Mc Donalds · 13.10.2009

Der Film ist echt für jede Familie geeignet! Mir persönlich hat er wirklich wirklich gut gefallen =P

Anni · 27.09.2009

super!ist echt genial!!!

alex · 07.07.2009

ist einfach nur genjal ^^