Münchhausen

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Der Kriegslügenbaron

Lügenminister Joseph Goebbels wünschte sich einen Film und bekam ihn. Ein „Spitzenfilm“ sollte es sein, zum 25. Jubiläum der 1917 gegründeten Ufa (die 1942 praktisch nur noch eine unselbständige, „staatsmittelbare“ Produktionsfirma war). Ein Renommierfilm sollte es werden, der Hollywood und Europa beeindrucken und die spektakuläre britisch-amerikanische Koproduktion The Thief of Bagdad (1940) an Attraktivität möglichst übertreffen sollte. Ein Prestigefilm zum Beweis der Leistungsfähigkeit der isolierten deutschen Filmindustrie. Das weltweite Erstaunen über die deutsche Großproduktion sollte erzielt werden durch Opulenz, die dem Krieg und all den Rationalisierungen trotzt, durch Technik im Dienste der Phantasie anstatt der Zerstörung, durch Farbigkeit, Humor, Leichtigkeit, „Oben-Ohne-Mädchen“ und durch einen mutigen und begehrenswerten Titelhelden, dessen unverhohlen vorgetragener Führungsanspruch durch Charme und Toleranz gemildert ist.
Für den Jubiläumsfilm Münchhausen wurde exorbitanter Aufwand getrieben — und das mitten im Krieg. Die Dreharbeiten in Babelsberg und in Venedig zogen sich im Jahr 1942 über acht Monate hin, und schließlich kostete der Film rund 6,6 Millionen Reichsmark. Das Ergebnis war der vierte deutsche Farbfilm, ein scheinbar unpolitischer Unterhaltungs- und Märchenfilm, der besonders auf dem Gebiet der Tricktechnik auf lange Sicht Standards setzte.

Transit Film hat Münchhausen nun auf DVD veröffentlicht, in einer Deluxe Edition in einem Schuber, dem man von außen gar nicht ansieht, dass er gleich zwei Scheiben enthält. Der digital restaurierte Spielfilm zeigt die charakteristischen Pastelltöne von Agfacolor. Unwillkürlich fragt man sich, wer denn seinerzeit die Möglichkeit hatte, Münchhausen in einer solchen Qualität zu sehen. Die zweite DVD enthält drei ergiebige Dokumentationen von Gert und Nina Koshofer, zwei Münchhausen-Zeichentrickfilme, eine Bildergalerie, ausführliche Produktionsdaten, Bio- und Filmografien.

Münchhausen

Lügenminister Joseph Goebbels wünschte sich einen Film und bekam ihn. Ein „Spitzenfilm“ sollte es sein, zum 25. Jubiläum der 1917 gegründeten Ufa.
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