Löwenzahn - Das Kinoabenteuer

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Sehnsucht nach Peter Lustig

Kennt eigentlich jemand noch Peter Lustig? Der sympathische Latzhosenträger moderierte von 1981 bis 2005 die ZDF-Wissenssendung Löwenzahn, in der Kinder Antworten auf viele der Fragen erhielten, die Eltern oft nicht beantworten konnten. Später übernahm dann Guido Hammesfahr das Ruder bzw. die Moderation und erreichte doch nie so ganz den Kultstatus seines kauzigen Vorgängers, der deutlich erkennbar als Kind seiner Zeit viele der mittlerweile Erwachsenen an ihre eigene Kindheit erinnerte. Pünktlich zum 30. Geburtstag der Sendung soll nun ein Kinofilm unter der Regie von Peter Timm (Go Trabi Go, Manta – Der Film, Rennschwein Rudi Rüssel) den Mythos neu beleben und vor allem junge Zuschauer ins Kino locken – eine einfache Rechnung, die aber nur teilweise aufgeht. Das liegt aber weniger an dem Film, sondern vielmehr an den veränderten Rahmenbedingungen der Fernsehserie, die nach Lustigs Abgang einer grundlegenden Renovierung unterzogen wurde, um sich an die veränderten Sehgewohnheiten der neuen Zuschauer-Generation anzupassen. Und das bedeutete für die Sendung vor allem eines – mehr Action. Was gleichermaßen auch für den Kinofilm gilt.
Als der Feldherr Hannibal vor zwei Jahrtausenden mit seinen Elefanten durch die Alpen zog, so beginnt der Film, musste er einen Teil des mitgeführten Schatzes in einer Höhle zurücklassen. Dort wird das Gold von Fritz Fuchs und seinem Freund Roman Zenkert entdeckt und führt prompt zu Streitigkeiten, denn während in Roman die Gier erwacht, will Fritz den Schatz teilen. Wozu es aber gar nicht erst kommt, denn ein von den Jungen ausgelöster Steinschlag verhindert die Bergung der Reichtümer. Während Roman ohne Rücksicht das Weite sucht, entkommt Fritz der Gefahr nur dank seines getreuen Hundes und hat nun einen Freund weniger, was für ihn wesentlich schmerzhafter ist als der Verlust der Kostbarkeiten.

Später, im Erwachsenenalter, ist Roman (Dominique Horwitz) immer noch auf der Jagd nach der Schatz Hannibals, und schreckt deshalb nicht einmal davor zurück, mit Hilfe seiner Schergen Cora (Petra Schmidt-schaller), Ronny (Joel Basman) und Marvin (Julian Sengelmann) in den Bauwagen seines früheren Freundes Fritz (Guido Hammesfahr) einzubrechen. Doch statt des Notizbuchs von Fritz, in dem die Lage des Schatzes festgehalten ist, entdecken die Schurken nur dessen Pläne für einen solarbetriebenen Paraglider und müssen zudem überstürzt fliehen, um nicht entdeckt zu werden. Klar, dass die Bösewichte nicht locker lassen. Und so sehen sich Fritz, Yasemin (Sanam Afrashteh), deren Nichte Laila (Ruby O. Fee), Keks, Herr Paschulke (Helmut Krauss) und die Postbotin (Sabine Orléans) bald in ein echtes Abenteuer verwickelt, das sich in Atem halten wird…

Die Figuren aus einer bestens bekannten Fernsehsendung für Kinder, die für den Wiedererkennungsfaktor sorgen, dazu ein Schurke, wie er jedem James Bond-Film gut zu Gesicht stehen würde, eine aufregende Jagd nach einem verlorenen Schatz, ein paar süße Hundewelpen für den Niedlichkeitsfaktor: Das sind die wohl bekannten Zutaten, aus denen Peter Timm einen Kinderfilm wie vom Reißbrett geformt hat. Alles an Löwenzahn — Das Kinoabenteuer wirkt wie zigfach anderswo schon gesehen und so kalkuliert, dass man die gesamte Handlung abzüglich der bekannten Gesichter aus der Fernsehsendung mühelos in jedes andere Format in jedem anderen Land auf der Erde verpflanzen könnte, ohne dass jemand auch nur irgendeinen Unterschied bemerken würde. Das einzige echte Highlight dieses Films sind vor allem die hinreißend übertriebenen Schurken, die voller Lust jegliches Klischee auf die Spitze treiben – der Rest ist pure Unterhaltung voller Tempo, aber mit recht wenig Eigenleben. Nicht unsympathisch, aber weitgehend überraschungsfrei.

Gut möglich, dass den Kids der Film trotzdem gefällt, schließlich sind sie mit der modernen Ausgabe von Löwenzahn groß geworden. Mancher Erwachsene aber, der mit seinen Kindern das Kino besucht, dürfte sich aber mit Wehmut an den hinreißenden Kauz Peter Lustig erinnern, den man sich nun wahrlich nicht als Actionheld vorstellen kann.

Löwenzahn - Das Kinoabenteuer

Kennt eigentlich jemand noch Peter Lustig? Der sympathische Latzhosenträger moderierte von 1981 bis 2005 die ZDF-Wissenssendung „Löwenzahn“, in der Kinder Antworten auf viele der Fragen erhielten, die Eltern oft nicht beantworten konnten.
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