L'Chaim! - Auf das Leben!

Eine Filmkritik von Falk Straub

Ein rastloses Leben

Wie ein Streuner aus Mutterliebe beinahe zum Stubentiger mutiert, auch davon erzählt L’Chaim – Auf das Leben!. Eines ist Elkan Spillers Dokumentarfilm über den Sohn einer Holocaust-Überlebenden gewiss: ein charismatischer Protagonist, wie er selten im Kino zu sehen ist.
Regen klatscht gegen die Autoscheibe. Chaim Lubelski steuert ziellos durch die Gegend. Er wirkt fahrig, spricht schnell. Sein Zauselbart verschluckt die Hälfte seiner Worte. Chaim ist auf der Suche nach Marihuana, dem Stoff, der ihn das triste, regnerische Europa besser ertragen lässt. Eigentlich wollte Chaim seinen Lebensabend in Jerusalem mit dem Studium der Tora verbringen. Doch als seine Mutter Nechuma, eine Holocaust-Überlebende, schwer krank wird, zieht der 63-Jährige zu ihr nach Antwerpen, um sie zu pflegen. Das Verhältnis der beiden ist von tiefer Zuneigung und liebevollen Sticheleien geprägt. Als seine Mutter schließlich stirbt, steht Chaim vor einem weiteren der zahlreichen Wendepunkte in seinem Leben – und wirkt sprach- und ratloser als je zuvor.

In seinem Langfilmdebüt ist Regisseur Elkan Spiller auf vertrautem Terrain geblieben. Der Protagonist ist sein Cousin. Was Spiller an seinem Verwandten fasziniert, macht er dem Publikum schnell klar. Chaim Lubelski ist nicht nur ein sorgender Sohn, sondern ein charismatischer Lebemann, der in der Vergangenheit nur wenig ausgelassen hat. Lubelski hat als Hippie die halbe Welt bereist und bewohnt, als Geschäftsmann und semi-professioneller Schachspieler ebenso reüssiert wie als Drogendealer.

Leider sieht der Zuschauer davon viel zu wenig. Elkan Spillers Entscheidung, sich auf die Beziehung zwischen Mutter und Sohn zu konzentrieren, ist unglücklich. Sicherlich: Nechuma Lubelskis Schicksal, das die Familie bis in die Gegenwart verfolgt, ist bewegend und warmherzig in Szene gesetzt. Doch dessen Präsentation ist weder neu noch sonderlich spannend, erzählerisch häufig redundant – und in der Summe daher schnell ermüdend. Die Versatzstücke aus Chaims bewegtem Leben wirken wie der Versuch, das eigentliche, eng umrissene Sujet des Films aufzupeppen. Die in Teilen amateurhafte Kameraarbeit und eine Dramaturgie, die so wirr und fahrig wie ihr Protagonist daherkommt, verstärken den Eindruck, das L’Chaim – Auf das Leben! etwas mehr Planung und Konzept im Vorfeld gutgetan hätten.

L'Chaim! - Auf das Leben!

Wie ein Streuner aus Mutterliebe beinahe zum Stubentiger mutiert, auch davon erzählt „L’Chaim – Auf das Leben!“. Eines ist Elkan Spillers Dokumentarfilm über den Sohn einer Holocaust-Überlebenden gewiss: ein charismatischer Protagonist, wie er selten im Kino zu sehen ist.
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Meinungen

Rosemarie Richter Köln · 18.09.2015

Wann undin welchem Kino Ostern ganze Film La Caim Aufdas Lebenzusehe ?

abambus@t-online.de

Mitfeundlichen Grüssen
Rosemarie Richter