Kiss the Cook - So schmeckt das Leben (2014)

Mit Herz, Hirn, Käse und Senf

Oh ja, ja, jaa! Es gibt so wenige Filme, die so liebevoll und detailgetreu gemacht sind und vor Liebe und Passion nur so strotzen wie John Favreaus Kiss the Cook — So schmeckt das Leben, mit dem er nach fast zwanzig Jahren wieder zurückkehrt zum handgemachten Independent-Kino, aus dem er einst kam.

Der Eröffnungsfilm des renommierten amerikanischen SXSW Filmfestivals ist ein Werk, dass im Zuschauer die Leidenschaft dermaßen anheizt, dass es sehr wahrscheinlich zu kollektiven Orgasmen im Kinosaal kommen wird. Und zwar orgiastische, unfassbare, laute, lang anhaltende, überwältigende kulinarische Orgasmen voller Lebens- und Fleischesfreude. Chef ist eine Ode an Menschen, die Kochen nicht nur lieben, sondern dafür leben und atmen. Chef ist eine Hommage an die amerikanische Küche, die vor allem von den Einflüssen der Einwanderer lebt. Kubanische Sandwiches, 24 Stunden geräuchertes Schwein aus Texas, handgemachte Beignets aus New Orleans…bevor man diesen Film sieht, sollte man schon einmal einen Restaurantbesuch gebucht haben, er wird einen Heißhunger erwecken, der besser schnell befriedigt werden will. Das ist eine ernst gemeinte Warnung, allein das Schreiben dieser Filmkritik löst in mir einen unbändigen Drang nach einem dieser kubanischen Sandwiches aus, die hier mit Liebe zubereitet werden. Aus Fleisch, dass vorher mariniert wird und dann im Ofen geröstet. Mjam. Und dann auf herrliches Weißbrot kommt, zusammen mit dem besten Käse, Senf und sauren Gurken, dann nochmals in einen Grill, mit Butter bestrichen, goldbraun geröstet bis der Käse schmilzt. Argh!!!

Aber in Kiss the Cook — So schmeckt das Leben geht es nicht nur um Essen, es geht auch um die Liebe und das Leben, an dem man manchmal grandios scheitert. Carl (John Favreau) ist Chefkoch in einem Sternerestaurant, welches von einem Kritiker (Oliver Platt) besucht wird, der Carl in Grund und Boden stampft. Nicht weil Carl so schlecht ist, sondern weil er seit Jahren nichts neues ausprobieren darf. Carl hat daraufhin einen totalen Zusammenbruch, der zu seinem Leidwesen zusammen mit der Restaurantkritik im Netz „viral“ wird. Er verliert seinen Job und muss bei seiner Ex-Frau (Sofia Vergara) um Hilfe bitten. Deren erster Ex-Mann (Robert Downey Jr.) gibt ihm einen heruntergekommen Foodtruck, in dem er zusammen mit seinem früheren Mitarbeiter Marvin (John Leguziamo) anfängt, endlich die Kreationen auszuprobieren, die er vorher nicht realisieren durfte.

Doch Carl hat noch an einer anderen Front zu kämpfen, denn er ist Vater eines 10-jährigen Sohnes, der ihn anhimmelt, für den er aber kaum Zeit hat. Als Carl und Marvin mit dem Food Truck von Miami zurück nach Kalifornien fahren, nimmt er diesen mit auf die Reise und erklärt ihm (und dem Zuschauer) alles, was man über die Leidenschaft zum Kochen und über gutes Essen wissen muss. Dabei verkommt der Film niemals zu Kitsch oder dümmlichen Floskeln über das Leben. Im Gegenteil: Kiss the Cook — So schmeckt das Leben ist einfach ein Film, der wach ist, der lebt und der durch und durch mit Humor und viel Herz arbeitet, ohne dabei simpel zu wirken. Viele der Szenen sind improvisiert, der Rest des Ensembles strotzt nur so vor großartigen SchauspielerInnen, die Favreau unterstützen. Einige der schauspielerischen Leckerbissen, die hier mal nebenbei geboten werden, sind ein wunderbar nerviger Dustin Hoffmann und eine geniale Szene mit Scarlett Johansson, die sich ihrem Image als femme fatale wunderbar nähert, indem sie auf einer Couch liegend ihren verführerischen Blick streifen lässt, sich auf der Lippen beißt und nur darauf wartet, dass Favreau es ihr endlich kulinarisch besorgt. Denn hier geht es nicht um Sex, sondern um die besten spaghetti aglio e olio, die es jemals gab.

Die Bilder aus Miami, New Orleans und Texas, die Favreau durch seinen kleinen Roadtrip einfängt, sind mit Abstand die ehrlichsten und gleichsam humanistischsten, ja man möchte fast sagen die verliebtesten, die man seit langem in einem amerikanischen Film gesehen hat. Noch dazu wird ein herrlicher Soundtrack voller kubanischer Musik mitgeliefert, der sich synästhetisch mit dem restlichen Film vereint. Doch genug geschwelgt, ich brauche sofort etwas Gutes zu essen.

(Festivalkritik Filmfest München 2014 von Beatrice Behn)

Kiss the Cook - So schmeckt das Leben (2014)

Oh ja, ja, jaa! Es gibt so wenige Filme, die so liebevoll und detailgetreu gemacht sind und vor Liebe und Passion nur so strotzen wie John Favreaus „Kiss the Cook — So schmeckt das Leben“, mit dem er nach fast zwanzig Jahren wieder zurückkehrt zum handgemachten Independent-Kino, aus dem er einst kam.

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