It Was Fifty Years Ago Today! The Beatles: Sgt. Pepper & Beyond

Eine Filmkritik von Falk Straub

Musikdoku ohne Musik

Für viele Fans und Kritiker ist es nicht nur das beste Album der Beatles, sondern auch eines der herausragendsten der Musikgeschichte. In seinem Dokumentarfilm It Was Fifty Years Ago Today! beleuchtet Alan G. Parker die Entstehung von Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band.
Zu all den Filmen, die jede Woche regulär in den deutschen Kinos starten, im Erfolgsfall lange, zumindest aber eine Woche auf den Spielplänen stehen, gesellen sich seit geraumer Zeit auch welche, die nur an einem einzigen Termin zu sehen sind. Ähnlich wie die in den Kinos längst etablierten Live-Übertragungen von Sportereignissen, Opern, Pop- oder Rockkonzerten verstehen sich diese Filme auch immer als Event. Das Angebot ist begrenzt, der Zugriff darauf verspricht Exklusivität. Ein Dokumentarfilm über das achte Studioalbum der kommerziell erfolgreichsten Band der Musikgeschichte hört sich zunächst ziemlich spektakulär an. Doch wenn It Was Fifty Years Ago Today! The Beatles: Sgt. Pepper & Beyond am 27. August auf ausgewählten Leinwänden zu sehen ist, ist das Ergebnis zwar mehr oder weniger erhellend, aber lange nicht so glänzend, wie man sich das gewünscht hätte.

Die erste Irritation ruft der Aufführungstermin hervor, der wie ein makabrer Scherz anmutet. Während Alan G. Parkers Film im Heimatland der Pilzköpfe am 26. Mai 2017 startete, also genau 50 Jahre nach der Veröffentlichung des Albums in Großbritannien, wie es der Filmtitel vollmundig ankündigt, ist das Datum in Deutschland, gelinde gesagt, unglücklich gewählt. Hier kam Sgt. Pepper am 30. Mai 1967 auf den Markt. Wenn deutsche Beatles-Fans 2017 in die Kinos pilgern, jährt sich hingegen ein ganz anderer Tag: Am 27. August 1967 starb Beatles-Manager Brian Epstein an einer Überdosis Schlaftabletten; eines der Ereignisse, das sich im Filmtitel hinter dem „beyond“, dem „darüber hinaus“ verbirgt.

Für Fans und Kenner bietet It Was Fifty Years Ago Today! kaum Neues. Wer mit der Geschichte der Fab Four hingegen wenig vertraut ist, wird seine Freude an den zwar altbekannten, aber bis heute amüsanten Anekdoten haben. Immerhin versammelt Alan G. Parker, der bereits Filme über die Sex Pistols, The Clash, Kiss und Status Quo gedreht hat, eine illustre und äußerst beredte Runde alter Weggefährten und Experten vor der Kamera. Und die Bandmitglieder selbst, die in unzähligen Archivaufnahmen zu Wort kommen, waren bekanntlich noch nie auf den Mund gefallen.

Die Geschichte des wegweisenden Albums schreitet Parker chronologisch ab. Auf einen einordnenden Kommentar verzichtet er ganz, lässt stattdessen seine Interviewpartner in Kombination mit dem Archivmaterial die Entwicklung nacherzählen. Angefangen bei der von Kontroversen begleiteten Tournee 1966 durch die USA, als John Lennons Aussage, seine Band sei populärer als Jesus Christus, zu Boykotts von Radiosendern und öffentlichen Plattenverbrennungen führte, geht es über die langwierigen Studioaufnahmen, die Gestaltung des Albumcovers und die Begegnung mit dem Guru Maharishi Mahesh Yogi bis zur Gründung ihres eigenen Unternehmens Apple.

Das Ergebnis ist mehr als durchwachsen. Zwar vermögen all die Interviewpartner, Sgt. Peppers Entstehung aufschlussreich zu rekonstruieren, dessen (musik-)historische Bedeutung erschließt sich aber nie vollends. Denn abseits der zwei noch lebenden Beatles Paul McCartney und Ringo Starr – lediglich Ex-Mitglied Pete Best trat für den Filmemacher vor die Kamera – mangelt es It Was Fifty Years Ago Today! am alles entscheidenden Punkt: der Musik. Kein einziger Song ist zu hören. Was dieses Werk bis heute so legendär macht, erschließt sich also nur in Worten. Eines großen Kinosaals bedarf es dafür nicht.

It Was Fifty Years Ago Today! The Beatles: Sgt. Pepper & Beyond

Für viele Fans und Kritiker ist es nicht nur das beste Album der Beatles, sondern auch eines der herausragendsten der Musikgeschichte. In seinem Dokumentarfilm „It Was Fifty Years Ago Today!“ beleuchtet Alan G. Parker die Entstehung von „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“
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