How to cook your Life

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Die Kunst des Kochens

Die Deutschen sind neuerdings die Dicksten Europas. Dagegen muss dringend etwas getan werden: Mehr Bewegung und gesündere Ernährung sind angesagt. Die Filmemacherin Doris Dörrie hat sich dem Thema Essen etwas intensiver angenommen: Herausgekommen ist der Dokumentarfilm How to cook your Life, eine sinnliche Beobachtung der Kochkunst des kalifornischen Philosophen und Zen-Lehrpriesters Edward Espe Brown.
Die 57-jährige deutsche Regisseurin Dörrie, bekannt für Komödien wie Männer (1985) und Nackt (2002), hat den buddhistischen Meisterkoch Ed Brown im Sommer 2006 an drei seiner Wirkungsstätten besucht und begleitet: Im buddhistischen Zentrum Scheibbs in Österreich, im Tassajara Zen Mountain Center in Kalifornien und im Zen Center in San Francisco. Alles Orte, an denen er Menschen verschiedener Herkunft und Generation die Kunst des Kochens beibringt, ja sogar die Kunst des Lebens lehrt. Munter philosophiert er darüber, was Kochen und Essen für die Gemeinschaft und das Individuum bedeutet und inwieweit es unsere Lebenseinstellung und unsere Haltung zur Welt reflektiert. Die bittere Erkenntnis: Die Leute von heute haben weder Zeit noch Lust zum Kochen und das führt zum Verlust von Gemeinschaft, Tradition und Kultur. Und wenn man sich die dicken Deutschen anguckt, auch zu zusätzlichen Pfunden auf den Hüften.

Die Kamera von Jörg Jeshel nimmt wie eine Schülerin an den philosophisch, spirituell angehauchten Kochkursen teil, schaut neugierig auf die gekneteten Teigbatzen, die leuchtenden Erdbeeren, Möhren, Radieschen, die leckeren Törtchen und Hefezöpfe, die emsigen Hände – sie ist mittendrin, aber dennoch zurückhaltend, weil kommentarlos. Während der Meisterkoch zwischen Kartoffeln und Brot mäandert, lektoriert er mit stoischer Erhabenheit über die Tradition des Zen-Meisters Dogen, dem Gründer der Soto-Zen-Schule, über Chi Gong und die Lehre „Berühren in Achtsamkeit“ und über seinen hochgeschätzten Guru Suzuki Roshi. Er erzählt, wie er zum Kochen gekommen ist und von einstigen Wutausbrüchen, die er mit dem Kochen längst überwunden und heute ein Stadium beneidenswerter buddhistischer Glückseligkeit erreicht hat.

Doris Dörrie hält uns vor Augen, wie einfach es doch ist, das eigene Leben und das Bewusstsein für richtiges, gesundes Essen zu ändern. Ähnlich wie Erwin Wagenhofers We feed the World (2006), der seinen Zuschauern, eine Art Shopping-Beratung an die Hand gibt, funktioniert die Dokumentation How to cook your Life als Ernährungsratgeber. Es geht also nicht primär darum, die widrigen Verhältnisse aufzuzeigen, sondern was man dagegen tun kann. Während einem bei We feed the World schnell der Appetit vergeht, wird er bei How to cook your Life eher angeregt. Nach dem Abspann ist die Lust auf ein selbst gekochtes Gemüsegericht größer als auf einen schnellen Hamburger bei McDonalds. Und das ist ja schon mal was.

Respekt für Nahrungsmittel zu entwickeln – diese Botschaft hat Doris Dörrie mit ihrem Film sicher rüber gebracht. Mehr Tiefgang als jede Alfred-Biolek-Kochshow hat ihre Dokumentation allemal. Fraglich bleibt, ob Ed Browns Koch-/Lebenskonzept auch anwendbar im Alltag ist, in dem wir uns die Ruhe und Entspannung eines Zen-Klosters so sehnlich wünschen.

How to cook your Life

Die Deutschen sind neuerdings die Dicksten Europas. Dagegen muss dringend etwas getan werden: Mehr Bewegung und gesündere Ernährung sind angesagt. Die Filmemacherin Doris Dörrie hat sich dem Thema Essen etwas intensiver angenommen:
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

minou khazaeli · 25.06.2007

ich fand den film wunderbar er hat einen sehr tief berührt mit tollen bildern und schönen worten und hat einem auf jeden fall einen tiefen denkanstoss gegeben..

· 04.06.2007

Ich finde den Film formal unbefriedigend, er zeigt Menschen, Köche, Obdachlose, Bio-Farmer, ohne sie in den direkten Zusammenhang mit dem Hauptdarsteller einzuordnen. So sorgt er für leichte Verwirrung nach dem Motto "wer ist dieser interviewte Farmer, kocht er für das Kloster oder will der Film seine Einstellung kritisieren?" - man weiß es auch am Ende nicht. Neben allen schönen und professionellen Elementen wirkt er in manchen Teilen nicht ganz durchdacht, beim Schnitt vielleicht mit heißer Nadel genäht.

Im Großen und Ganzen ein schöner und beruhigender Film, der allerdings nicht viel Neues bringt.