Hotel Sahara

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Im Niemandsland zwischen Wüste und Meer

Nouhadibou in Mauretanien scheint ein gottverlassener Ort zu sein. Die Stadt im Westen Afrikas, eingekeilt zwischen der unerbittlichen Wüste im Rücken und den endlosen Weiten des Meeres, ist Sehnsuchtsort und Zwischenstopp vieler Afrikaner auf der Reise nach Europa. Und häufig genug ist Nouhadibou auch Endstation. Viele der Flüchtlinge, die hier stranden, kommen nicht mehr weiter, sie werden aufgegriffen, in Lagern interniert und wieder in ihre Herkunftsländer abgeschoben. Nouhadibou ist auch so etwas wie eine vorgeschobene Außengrenze Europas tief im Herzen von Afrika.
In Bettina Haasens Film Hotel Sahara, der mit Bildern der spanischen Guardia Civil von überfüllten Flüchtlingsschiffen beginnt, erzählen Gestrandete wie der 20-jährige Lamiya, der von einer Karriere als Fußball-Profi träumt, von ihren Hoffnungen und den Ernüchterungen. Worüber sie sich keine Illusionen machen, ist das Bewusstsein, dass sie – selbst wenn sie es schaffen, nach Europa zu gelangen, dort nicht erwünscht sind. Es ist ein „Leben im Standby-Modus“, wie die Regisseurin es nennt, ein Vakuum, in dem sich Menschen wie Lamiya, Chichi, Valtis und all die anderen befinden, sie sind nicht mehr in ihrer Heimat und noch nicht am Ziel ihrer Träume. Und viel schlimmer noch: Sie wissen nicht, ob sie dieses Ziel jemals erreichen können. Wie Symbole dieses Scheiterns, des Strandens, nehmen sich da die Schiffswracks aus, die an den Stränden Nouhadibous von unzähligen missglückten Überfahrten nach Europa erzählen.

Oft kippen die Bilder in blendendes Weiß, zeichnen sich Figuren vor dem gleißend hellen Licht der Wüste ab und gewinnen erst langsam an Kontur und Schärfe. Und genau das ist es auch, was Hotel Sahara immer wieder in beeindruckenden Sequenzen und stimmigen Bildern leistet. Der Film macht die Situation der Flüchtlinge deutlich, beleuchtet die individuellen Schicksale, zeigt die Tristesse der Abschiebelager, die menschenunwürdigen Lebensbedingungen, in denen dort viele Migranten hausen, die Ausweglosigkeit des Teufelskreises aus Hunger und Not, Flucht, Festnahme und Abschiebung. Bettina gibt den Flüchtlingen, von denen wir sonst nur in den Nachrichten auf eine Weise hören, als seien sie Verbrecher und Eindringlinge, ein Gesicht. Macht so ihr Schicksal, ihre Situation nachvollziehbar.

Eine Lösung für das Flüchtlingsproblem kennt auch Hotel Sahara nicht. Doch der Film macht klar, dass hinter den vielen Nachrichten von Flüchtlingen, die an den Küsten Europas stranden, Schicksale stehen, die es wert sind Gehör zu finden, deren Lage – ganz gleich an welchem Ort – es erfordert, dass wir hinsehen und endlich etwas unternehmen, dass dieser Strom endlich eine Perspektive bekommt.

Hotel Sahara

Nouhadibou in Mauretanien scheint ein gottverlassener Ort zu sein. Die Stadt im Westen Afrikas, eingekeilt zwischen der unerbittlichen Wüste im Rücken und den endlosen Weiten des Meeres, ist Sehnsuchtsort und Zwischenstopp vieler Afrikaner auf der Reise nach Europa. Und häufig genug ist Nouhadibou auch Endstation. Viele der Flüchtlinge, die hier stranden, kommen nicht mehr weiter, sie werden aufgegriffen, in Lagern interniert und wieder in ihre Herkunftsländer abgeschoben.
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