Hitman: Agent 47 (2015)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Viel Krachbumm um nichts

Schon die erste Game-Verfilmung versetzte nicht gerade in Verzückung, aber der Reboot Hitman: Agent 47 zeigt nun eindrucksvoll, dass qualitativ nach unten noch reichlich Spielraum ist. Geboten wird ein kurzer, sich aber lang anfühlender Film, der lebloser nicht sein könnte. Wären die Figuren Avatare in einem Game, hätte man zumindest den Spielspaß. Beim reinen Zusehen macht sich jedoch lediglich gepflegte Langeweile breit.

Die Geschichte beginnt mit langwieriger Exposition. Die Kurzfassung: Katias (Hannah Ware) Vater hat einst eine Technik entwickelt, um Supersoldaten, die sogenannten Agents, zu erschaffen, sich dann aber aus dem Staub gemacht. Nun sucht das Syndicate nach ihm, weil man neue Supersoldaten erschaffen will. Agent 47 (Rupert Friend, der bis auf einen Moment keine Miene verzieht) muss sich mit Katia zusammentun, um ihren Vater zu finden, aber auch um zu verhindern, dass dessen Wissen in die Hände des Syndicates fällt.

Es ist praktisch ein typischer MacGuffin, der die Handlung vorantreibt, ein nichtiges Element, das im Endeffekt keinerlei Bedeutung hat. Verkörpert wird er von Ciaran Hinds, der sich wohl auch nicht hätte träumen lassen, dass er in seiner Karriere mal solche undankbaren Rollen wie die des Vaters spielen muss. Egal, in Hitman: Agent 47 bekleckert sich niemand mit Ruhm. Weder Friend, der in der Serie Homeland besser aufgehoben ist, noch Zachary Quinto (Star Trek) als böser John Smith oder Thomas Kretschmann, der wohl nur wegen der deutschen Geldbeteiligung mit dabei ist. Gleiches gilt für Jürgen Prochnow, der die irrelevante Figur eines Passfälschers spielt – und das in nur einer Szene. Einen größeren Knochen konnte oder wollte man ihm nicht zuwerfen.

Die Figuren sind leblos, emotionslos, seelenlos. Sie verhalten sich nicht wie Menschen, selbst wenn man in Betracht zieht, dass sie alle übermenschlich sind. Es gibt holprige Momente im Übermaß. Wares Figur ist über lange Strecken verängstigt, sie hat den perfekten Überlebensinstinkt und weiß immer, wie man am besten davonläuft. Am Ende ist sie dann aber auch eine knallharte Killerin, die mit Waffen und ihrem Körper hantiert, als hätte sie ein Leben lang nichts anderes gemacht. Das mag Teil der Hitman-Mythologie sein, wirkt aber aufgesetzt, da die Entwicklung innerhalb der Geschichte nicht nachzuvollziehen ist.

Dabei gibt es kaum eine Geschichte, die der Rede wert wäre. Vielmehr ist die Suche nach dem Vater nur der Katalysator für möglichst viel Action, die teilweise durchaus schön anzusehen ist – ein Highlight ist das „Festpinnen“ des roten Fluchtautos –, aber sie bleibt letzten Endes bedeutungslos. Weil in diese Figuren nicht investiert wird. Auf gut Deutsch interessiert uns ihr Schicksal nicht, weil sie keine ausformulierten Charaktere, sondern reine Funktionsträger sind. Dementsprechend agieren auch die Mimen: Friend bleibt durchgehend stoisch, Quinto übertreibt ohne Ende und Ware hängt ihr Fähnchen in den Wind. Mal ängstliches Reh, dann wieder kämpfende Amazone, was auch immer das Drehbuch gerade benötigt.

Das merkwürdige Ende soll dann wohl auf ein Sequel verweisen. Möglich, dass Gamer verstehen, was die Aussage davon sein soll, wer sich jedoch nur im filmischen Hitman-Kosmos bewegt, kann sich höchstens wundern. Und ist das ein Gefühl, das man dem Zuschauer beim Verlassen des Kinos bescheren will?
 

Hitman: Agent 47 (2015)

Schon die erste Game-Verfilmung versetzte nicht gerade in Verzückung, aber der Reboot „Hitman: Agent 47“ zeigt nun eindrucksvoll, dass qualitativ nach unten noch reichlich Spielraum ist. Geboten wird ein kurzer, sich aber lang anfühlender Film, der lebloser nicht sein könnte.

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