Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Nachts, wenn die Zahnmaus kommt…

Wenn Kinder ihre Milchzähne verlieren, gibt es den Brauch, den herausgefallenen Zahn in ein Döschen oder eine Schachtel zu legen und dies nachts unter dem Kopfkissen aufzubewahren. Und über Nacht verschwindet der Zahn wie von Zauberhand und wird durch eine Münze oder einen anderen kleinen Schatz ersetzt – so will es zumindest der Brauch in den angelsächsischen Ländern und in den USA. Wann genau diese Geschichte entstanden ist, lässt sich heute nicht mehr genau nachvollziehen, allgemein aber wird die Entstehung der Geschichte im 19. Jahrhundert angesiedelt. In anderen Ländern wie Frankreich ist es keine Fee, die nachts die Zähne der Kinder gegen ein kleines Geschenk eintauscht, sondern eine Maus beziehungsweise in den spanischsprachigen Ländern eine Ratte. Erfunden wurde sie im Jahre 1894 von dem spanischen Geistlichen Luis Coloma, der für den achtjährigen Thronfolger Alfonso XIII. eine Geschichte schrieb, die heute buchstäblich jedes Kind kennt – „Ratón Pérez“ (die Ratte Pérez) ward geboren.
Juan Pablo Buscarinis Film Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik / El Ratón Pérez, eine gelungene Mischung aus Real- und Animationsfilm, spinnt die Geschichte um die Zahnmaus weiter und zeigt, was mit den eingesammelten Zähnen der Kinder wirklich passiert. Die wandern nämlich in eine Fabrik, wo sie zu Perlen weiterverarbeitet werden – selbstverständlich werden die Kinder von der Zahnmaus Herrn Figo an den Perlen beteiligt. Und so freut sich auch die zehnjährige Lucia (Delfin Varni) auf den Besuch des freundlichen Nagers, als sie durch einen Unfall einen Zahn verliert. Doch das temperamentvolle Mädchen wartet umsonst auf die Belohnung für den Verlust ihres Zahnes, denn Herr Figo gerät in einen Hinterhalt von Kommandant Fugaz, der für den Transport der Fracht zuständig ist. Der missgünstige und raffgierige Kapitän ärgert sich schon seit langem über die altmodische Produktionsweise der Perlenfabrik und will den Gewinn vergrößern, indem er den Kindern keine Bezahlung mehr zukommen lässt. Unterstützt wird er dabei von Pipo, dem hinterlistigen Neffen des braven Juweliers Morientes (Joe Rigoli), der die Perlen in außergewöhnliche Schmuckstücke verwandelt. Doch die beiden Gauner haben die Rechnung ohne die tapfere Lucia und ihren Freund Ramiro (Nicolás Torcanowsky) gemacht, die sich aufmachen, um Herrn Figo zu befreien. Es beginnt ein spannendes Abenteuer…

In Argentinien schlug Juan Pablo Buscarinis Update der Geschichte um die Zahnmaus ein wie eine Bombe und bescherte dem Film das beste Einspielsergebnis eines Familienfilms aller Zeiten. Dass dieser Erfolg sich hierzulande wiederholen lässt, ist dann aber doch eher unwahrscheinlich – zumal die Geschichte von der Zahnmaus oder –ratte den meisten Kindern und Erwachsenen nicht vertraut sein dürfte. Prinzipiell ist der Film sehr gut und ansprechend umgesetzt – vor allem die reale Hauptdarstellerin Delfina Varni kann als echte Entdeckung gelten –und die Botschaft, dass es gut ist, auch an die Dinge jenseits unserer Vorstellung zu glauben, ist gerade für Kinder eine wunderbare Bestätigung der eigenen Lebens- und Vorstellungswelt . Dass Herr Figo allerdings gegen die Übermacht anderer Nager wie seine Artgenossen aus Ratatouille oder Alvin und die Chipmunks an den Kinokassen punkten kann, das scheint dann doch eher ein frommer Wunsch zu sein. Für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren ist der Film auf jeden Fall eine sehenswerte Alternative zu den um ein Vielfaches teureren Produktionen aus den USA.

Herr Figo und das Geheimnis der Perlenfabrik

Wenn Kinder ihre Milchzähne verlieren, gibt es den Brauch, den herausgefallenen Zahn in ein Döschen oder eine Schachtel zu legen und dies nachts unter dem Kopfkissen aufzubewahren.
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