Halbe Treppe

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mittwoch, 20. Mai 2009, 3sat, 22:25 Uhr

Klingt der Titel auch zunächst recht banal, erweist er sich doch bei näherer Betrachtung als erstaunlich vielschichtiges Wortbild mit geradezu programmatischer Bedeutung für den gesamten Film: Halbe Treppe von Andreas Dresen. Die häufig dokumentarisch anmutende, ungewöhnlich inszenierte Geschichte wurde bei der Berlinale 2002 uraufgeführt und dort mit dem Silbernen Bären sowie dem Preis der Gilde deutscher Filmkunsttheater ausgezeichnet, was den Höhepunkt, aber gleichzeitig erst den Anfang des folgenden Erfolgs auf einigen internationalen Filmfestivals markierte.
„Halbe Treppe“ – so heißt auch der räudige kleine Imbissbetrieb, den Uwe Kukowski (Axe Prahl) in einer Plattenbausiedlung in Frankfurt an der Oder unterhält. Seine Frau Ellen (Steffi Kühnert) ist in einer Parfümerie angestellt und kümmert sich um die Kinder, und der Beziehung der Eheleute ist es zu wünschen, zumindest zuvor schon einmal bessere Tage erlebt zu haben. Ähnlich verhält es sich in der Nachbarschaft mit Katrin (Gabriela Maria Schmeide), die auf einem Zollhof an der deutsch-polnischen Grenze arbeitet, und Chris Düring (Thorsten Merten), dem Moderator eines lokalen Radiosenders.

Doch die triste Alltagswelt der befreundeten Paare gerät abrupt aus der eingespielten Bahn, als Katrin ihren Mann eines Tages in eindeutig verfänglicher Situation mit Ellen in der Badewanne antrifft – dass sich da im Verborgenen eine außereheliche Affäre zwischen den beiden ereignet, ist nun allzu offensichtlich. Auf Grund der herrschenden Ratlosigkeit angesichts dieser Entdeckung wird von Uwe ein Krisenstab mit allen Beteiligten einberufen. Da sitzen sie nun zusammen, bei Kaffee und Kuchen, jedoch rasch zu richten ist diese Angelegenheit sicherlich nicht, zumal sich bei allen Protagonisten ganz unterschiedliche Prozesse in Gang setzen …

Auch wenn Halbe Treppe bei Zeiten wie das filmische Protokoll einer Bestandsaufnahme der Befindlichkeiten und Tendenzen zweier unglücklich miteinander verstrickter Paare Ende dreißig erscheint, entwickelt sich im Verlauf des Films doch eine ganz eigenwillige, von träger Dynamik umlauerte Geschichte mit ebenso tragischen wie trocken-heiteren dialogischen und visuellen Einlagen. Diese zarten bis derben Details gipfeln in dem lustig-lässigen Motiv der stetig anwachsenden Musikertruppe der 17 Hippies, die sich auf halber Treppe einstellt und die musikalische Gestaltung übernommen hat – ein seltsamer, absolut beachtlicher Film.

Halbe Treppe

Klingt der Titel auch zunächst recht banal, erweist er sich doch bei näherer Betrachtung als erstaunlich vielschichtiges Wortbild mit geradezu programmatischer Bedeutung für den gesamten Film: Halbe Treppe von Andreas Dresen. Die häufig dokumentarisch anmutende, ungewöhnlich inszenierte Geschichte wurde bei der Berlinale 2002 uraufgeführt und dort mit dem Silbernen Bären sowie dem Preis der Gilde deutscher Filmkunsttheater ausgezeichnet, was den Höhepunkt, aber gleichzeitig erst den Anfang des folgenden Erfolgs auf einigen internationalen Filmfestivals markierte.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen