Good Morning, Vietnam

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Sonntag, 19. Juli 2015, ARTE, 20:15 Uhr

Allein die Art, mit welcher der gerade in Saigon eingetroffene neue Moderator des lokalen Radiosenders der dort stationierten US-amerikanischen Streitkräfte seine bald legendäre Ansage „Good Morning, Vietnam“ um sechs Uhr früh ins Mikrophon schmettert, signalisiert, dass dieser Adrian Cronauer (Robin Williams) frischen Wind ins routinierte bis seichte Programm fluten lassen wird. Seine tägliche Sendung avanciert als flotte, humoristische Show flankiert von fetzigem Rock ‚n‘ Roll im vom Krieg erschütterten Vietnam des Jahres 1965 rasch zum Hype unter den überforderten Soldaten, was besonders seinem wenig witzigen Chef Lieutenant Hauk (Bruno Kirby) missfällt.
Als Cronauer der hübschen, scheuen Trinh (Chintara Sukapatana) und ihrem Bruder Tuan (Tung Tanh Tran) begegnet, die gerade dabei sind, die englische Sprache zu erlernen, ergaunert er sich kurzerhand den Posten als ihr Dozent und gerät dadurch in Kontakt mit der vietnamesischen Bevölkerung, nicht ahnend, dass Tuan insgeheim für den Vietcong im Einsatz ist, der gerade verstärkt Anschläge auf US-Amerikaner verübt…

Für nicht wenige seiner Fans stellt die Verkörperung des einstigen Radiomoderators Adrian Cronauer, der später in den USA als Rechtsanwalt sowie politisch tätig war, ab 1965 tatsächlich für den Soldatensender AFN in Saigon gearbeitet hat und zunächst selbst ein Drehbuch über seine Zeit dort schrieb, das Glanzlicht der enorm erfolgreichen Karriere des 2014 tragisch verstorbenen Schauspielers Robin Williams (geboren 1951) dar.

Good Morning, Vietnam wurde 1987 von Barry Levinson nach einem reichlich modifizierten Drehbuch von Mitch Markowitz inszeniert, bescherte dem späteren Academy-Award-Gewinner Robin Williams die erste Oscar-Nominierung und zählt zu den wenigen Werken über den Vietnamkrieg, welche die Tragik dieses Themas mit einer offensiven, leichtgängigen Komik zu verbinden verstehen. Zweifellos ist es zuvorderst das respektable Verdienst des unsagbar intensiven, immens wandelbaren Akteurs der Spitzenklasse, der privat an Depressionen litt und im vergangenen Jahr den Freitod wählte, durch seine sichtbare Spielfreude die Entwicklung dieses Charakters derart auszuprägen, dass er noch heute ungebrochen zu beeindrucken vermag.

Good Morning, Vietnam

Allein die Art, mit welcher der gerade in Saigon eingetroffene neue Moderator des lokalen Radiosenders der dort stationierten US-amerikanischen Streitkräfte seine bald legendäre Ansage „Good Morning, Vietnam“ um sechs Uhr früh ins Mikrophon schmettert, signalisiert, dass dieser Adrian Cronauer (Robin Williams) frischen Wind ins routinierte bis seichte Programm fluten lassen wird.
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