Who Cares? Du machst den Unterschied

Eine Filmkritik von Björn Schmitt

Bewegende Weltbeweger

„Who cares?“ / „Wen interessiert’s?“ — dieser Ausdruck ist im Alltag wohl eher eine Antwort als eine Frage. Eine Antwort, die Diskurs und Austausch unterbricht oder diese gar beendet. Die Formulierung drückt Indifferenz und Gleichgültigkeit aus, wird Fragestellungen entgegengeschleudert, die außerhalb des Verantwortungsgefühls der jeweiligen Person liegen. Der Dokumentarfilm Who cares? Du machst den Unterschied richtet sich genau gegen diese Formulierung und die damit verbundene Geisteshaltung. Er möchte zeigen, dass es auf der Welt zwar zahlreiche Probleme gibt, diese aber durch Engagement, Kreativität und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, gelöst werden können.
Aus diesem Grund stehen im Zentrum des Dokumentarfilms verschiedene Menschen, die etwas in der Welt bewegt haben und Lösungen für unterschiedlichste Krisen gefunden haben. Als griffigen Begriff für solche Menschen hat sich die Bezeichnung des „Social Entrepreneur“ etabliert. Ein „Social Entrepreneur“ setzt sich für den positiven Wandel der Gesellschaft und der Welt ein – und das zum Beispiel in den Feldern Bildung, Umweltschutz, Armutsbekämpfung oder der Achtung der Menschenrechte. Fernab von ökonomischen Zwängen beschäftigen sich soziale Unternehmer mit der Frage, wie Veränderung in der Welt erreicht werden kann.

Who cares? beleuchtet nacheinander verschiedene solcher „Social Entrepreneurs“ und deren Projekte – so unter anderem den Friedens-Nobelpreisträger Muhammad Yunus, der, um Menschen in Bangladesch vor Kredithaien zu schützen, eine Bank gegründet hat, die selbst den Ärmsten Mikrokredite gewährt und so einen neuen Start ermöglicht. Ein weiteres vorgestelltes Projekt ist die Arbeit Karen Tses, die sich für die Abschaffung der Folter und der Einhaltung von Menschenrechte für Gefangene einsetzt und bereit in zahlreichen Ländern Erfolge verbuchen konnte.

In seinen besten Phasen gelingt es dem Dokumentarfilm, den Zuschauer mit den verschiedenen Geschichten und Projekten in Verbindung zu bringen und durch die Willens- und Charakterstärke der verschiedenen „Social Entrepreneurs“ zu überzeugen. Es ist erfrischend, Menschen zu sehen, die – allem Zynismus und Determinismus zum Trotz — etwas bewegen wollen und dies auch tun. Viele der präsentierten Schicksale, Lebenssituationen und Projekte vermögen genau deshalb zu rühren, weil sie nicht bei Hoffnungs- und Ausweglosigkeit stehen bleiben, sondern versuchen, etwas zu verbessern.

So sehr aber die einzelnen Beiträge und Schicksale das Potenzial haben, den Zuschauer zu bewegen und für die Sache zu gewinnen, umso mehr stößt die unnötig pathetische Inszenierung des Films dem Zuschauer vor den Kopf. Es ist klar, dass ein Dokumentarfilm Blickwinkel und Haltungen erzeugt, trotzdem sollte eine gewisse Reflexion des eigenen Vorgehens vorhanden sein. Dem Film fehlt es an vielen Stellen an kritischem Bewusstsein, was dazu führt, dass die Darstellung allzu oft eher einseitig lobpreisend als differenziert erscheint. Vor allem zu Beginn und Ende hat Who cares? starke Ähnlichkeiten zu einem Werbevideo und nach dem zehnten Kindergesicht, das mit einer im Meer untergehende Sonne zusammenmontiert wird, fühlt man sich als Zuschauer aufgrund des platten Versuchs der Beeinflussung irritiert. Das ist insofern doppelt ärgerlich, als die Dokumentation dies überhaupt nicht nötig hat; viele der Projekte sind für sich genommen stark genug und müssen nicht auch noch durch betont positiven Kommentar und Inszenierung nahe gebracht werden.

Trotz dieser bisweilen pathetisch aufgeladenen Machart bleibt die große Stärke von Who Cares?, den Blick auf kreative Menschen zu werfen, die zeigen, dass es sich lohnt, für eine bessere Welt zu kämpfen. Der Dokumentarfilm zeigt alternative Lebensentwürfe und regt den Zuschauer dazu an, den Blick — fernab von dem Wunsch nach mehr Geld, Besitz, Erfolg oder Macht — auf wirklich grundlegende Bedürfnisse und Dinge zu richten. Er fordert auf, sich zu fragen, was es bedeutet, ein Mensch neben vielen anderen auf dieser Welt zu sein und ob uns allen nicht vielleicht doch ein wenig mehr Verantwortungsbewusstsein gut tun würde.

Who Cares? Du machst den Unterschied

„Who cares?“ / „Wen interessiert’s?“ — dieser Ausdruck ist im Alltag wohl eher eine Antwort als eine Frage. Eine Antwort, die Diskurs und Austausch unterbricht oder diese gar beendet. Die Formulierung drückt Indifferenz und Gleichgültigkeit aus, wird Fragestellungen entgegengeschleudert, die außerhalb des Verantwortungsgefühls der jeweiligen Person liegen.
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