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Es ist die melancholische Atmosphäre des herbstlichen Venedigs jenseits touristischer Attraktionen, die diesen mysteriösen Thriller mit Horror-Effekten prägt, den der britische Filmemacher Nicolas Roeg nach einer Erzählung von Daphne du Maurier an Originalschauplätzen gedreht hat.

Wenn die Gondeln Trauer tragen (1973)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein Klassiker des gehobenen Horror-Genres

Im Ambiente der verwinkelten Gassen, der zahlreichen Brücken, Kanäle und Kirchen ereignet sich ein dichtes Szenario der dunklen Ahnungen, Visionen und Prophezeiungen um ein durch den Tod seiner kleinen Tochter traumatisiertes Paar. „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ aus dem Jahre 1973, der längst zu einem Klassiker des gehobenen Horror-Genres avanciert ist, fesselt sowohl durch seine geschickt konstruierte, rätselhafte Geschichte als auch durch seine eindringlichen, verstörenden sowie kunstvoll arrangierten Bilder mit berührender bis schockierender Symbolkraft.

Über die Familie Baxter, die in Großbritannien mit ihren beiden Kinder Johnny (Nicholas Salter) und Christine (Sharon Williams) auf dem Lande lebt, bricht die schlimmste Katastrophe überhaupt herein, als die kleine Christine eines Tages beim Spielen im Gartenteich ertrinkt. Während Sohn Johnny in einem britischen Internat untergebracht wird, reisen Vater John (Donald Sutherland) und Mutter Laura (Julie Christie) gemeinsam nach Venedig, wo John den Auftrag hat, eine Kirche zu restaurieren. In einem kleinen Restaurant lernt Laura während des Abendessens mit John die beiden seltsamen ältlichen Schwestern Heather (Hilary Mason) und Wendy (Clelia Matania) kennen – eine intensive Begegnung mit weit reichenden Folgen, denn die blinde, spirituell orientierte Heather eröffnet Laura, dass sie die verstorbene Christine in ihrem roten Regenmantel und fröhlicher Stimmung am Tisch zwischen den Eltern habe sitzen sehen.

Während Laura aus der Bekanntschaft mit den gespenstisch erscheinenden Schwestern einigen Trost absorbiert, sperrt sich John gegen diese in seinen Augen dubiosen Vorstellungen und fürchtet um die seelische Balance seiner Frau. Doch er selbst wird bereits seit der Todesstunde der kleinen Christine von unheimlichen Visionen heimgesucht, die sich in Venedig drastisch verstärken und den von Schuldgefühlen gepeinigten Mann zutiefst verunsichern. Mit knapper Not entkommt er dem Sturz von einem in schwindelnder Höhe installierten Baugerüst in der Kirche, und als Laura nach einem Unfall ihres Sohnes nach England reist, irrt John auf der Suche nach ihr durch die sich unwegsam verdichtende Stadt, denn er ist davon überzeugt, seine Frau in Begleitung der Schwestern in Trauertracht auf einer Gondel gesehen zu haben …

Effektvoll visuell wie dramaturgisch auf Höchstspannung ausgerichtet ist es die Strategie des zögerlichen, allmählich in sparsamen Andeutungen erfolgenden Ausstreuens bedeutsamer Informationen, welcher sich Regisseur Nicolas Roeg ganz meisterhaft in Wenn die Gondeln Trauer tragen bedient. Mit geruhsamer, detaillierter und nicht selten banal anmutender Ausführlichkeit entwickelt sich die atmosphärisch ansprechend ausgestaltete Handlung, um dann unvermittelt durch ein beunruhigendes Ereignis einen verborgenen Abgrund zu fokussieren. Das souveräne Spiel der Darsteller erhält durch markante Schnitte oftmals eine doppelbödige Dimension, was zuvorderst bei der legendären, ihrerzeit skandalträchtigen Liebesszene zwischen Julie Christie und Donald Sutherland zum Ausdruck kommt, die auf signifikante Weise das Oszillieren zwischen Nähe und Distanz dieser belasteten Beziehung herausstellt. Mit seinen ebenso sparsam wie sorgfältig ausgeloteten psychologischen Aspekten, seiner stimmigen mystischen Komponente sowie seiner grandios gestalteten, außergewöhnlichen Filmsprache überzeugt Wenn die Gondeln Trauer tragen als nach wie vor beeindruckender Klassiker, dessen geschickt installierte Filigranitäten sich nachhaltig in das Bewusstsein des Zuschauers bohren.

Wenn die Gondeln Trauer tragen (1973)

Es ist die melancholische Atmosphäre des herbstlichen Venedigs jenseits touristischer Attraktionen, die diesen mysteriösen Thriller mit Horror-Effekten prägt, den der britische Filmemacher Nicolas Roeg nach einer Erzählung von Daphne du Maurier an Originalschauplätzen gedreht hat.

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Meinungen

Astrid Lanz 26.1.2022 · 26.01.2022

Ein magischer und immer wieder auf das Neue ein faszinierender Film, mit Brillanten Schauspieler innen

carola bruelke · 04.09.2014

den fand ich am gruseligsten