Unknown User

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Chatten um Leben und Tod

Selbstmorde, die auf feige Cybermobbing-Attacken zurückgehen, sind heutzutage leider traurige Realität. Um das zu erkennen, reicht ein Blick in die Regenbogenpresse, die derartige Fälle nur zu gerne mit fadenscheiniger Mitleidsgeste ausschlachtet. Eben diese sensible Thematik dient im Horrorthriller Unknown User als Aufhänger für einen kompromisslosen Racheplot. Auch wenn der Film seine gesellschaftliche Relevanz wiederholt betont, ist das Einzige, was wirklich beeindruckt, sein ungewöhnliches visuelles Konzept, das vor kurzem ganz ähnlich im Cyberthriller Open Windows zu sehen war.
Genau ein Jahr nach dem Selbstmord der Highschool-Schönheit Laura Barns (Heather Sossaman), die durch ein peinliches Partyvideo im Netz kompromittiert wurde und fortan bösen Anfeindungen ausgesetzt war, trifft sich eine Gruppe von Mitschülern in einem Skype-Chat und kommt auf das tragische Ereignis zu sprechen. Blaire (Shelley Hennig), Mitch (Moses Storm), Jess (Renee Olstead), Adam (Will Peltz), Ken (Jacob Wysocki) und Val (Courtney Halverson) staunen nicht schlecht, als sich auf einmal ein fremder User mit übermenschlichen Fähigkeiten zu ihnen gesellt und ihre Computer infiziert. Wie sich schnell herausstellt, will der Unbekannte in Erfahrung bringen, wer das ominöse Video damals ins Internet gestellt hat. Und das mit allen Mitteln. Sollte einer der Teilnehmer den Chat verlassen, muss er sterben. Eine alles andere als leere Drohung, denn schon bald gibt es ein Opfer zu beklagen.

Das ist der Startschuss für einen Abzählreim, den man aus unzähligen anderen Horrorfilmen kennt. Dabei schreckt Drehbuchautor Nelson Greaves auch vor den dümmsten Klischees nicht zurück. Die Teenager werden auf ein oder zwei nervige Eigenschaften reduziert. Und natürlich verabschiedet sich der beleibte Computer-Nerd Ken als einer der Ersten aus der Handlung. Dass keiner der Protagonisten Verantwortungsgefühl aufblitzen lässt, ist zweifellos beabsichtigt, da die Macher rund um Regisseur Levan Gabriadze gerade den unbedarften Umgang der Jugendlichen mit medialen Ausdrucksformen und Mobbing-Attacken kritisieren wollen. Gleichzeitig führt die flache und negative Zeichnung allerdings dazu, dass man nie so recht mit den Figuren mitfiebern will. Auch dann nicht, als das Grauen vollends über sie hereinbricht.

Spannung kommt nach einem eher langweiligen Auftakt zwar sporadisch auf, verflüchtigt sich aber meistens viel zu schnell. Noch dazu sind effektive Jump-Scares rar gesät, sodass sich der Schrecken der klaustrophobischen Prämisse – die Teens sind quasi im Videochat gefangen – nur bedingt entfalten kann. Erfahrene Horror-Hasen dürften angesichts dieser Mängel bloß ein müdes Lächeln für die dargebotenen Eskalationen übrig haben.

Dass Unknown User trotzdem nicht im Sumpf anspruchsloser Horrormassenware untergeht, ist der eigenwilligen, konsequent umgesetzten und thematisch angemessenen Optik zu verdanken. Schließlich spielen sich nahezu alle Ereignisse des Films auf dem Laptop-Bildschirm von Blaire ab, die ständig zwischen dem Skype-Videochat, der Google-Startseite, ihrem Facebook-Account und anderen Internet-Diensten hin- und herspringt. Mehrere unterschiedliche Fenster sind geöffnet, und die junge Frau greift stets auf den Tab zurück, der ihr gerade wichtig erscheint oder aber neue Entwicklungen zeigt. Eine Darstellungsform, die das sprunghafte Online-Verhalten vieler Jugendlicher überzeugend einfängt und den Zuschauer in die Gedankenwelt der Protagonistin blicken lässt – vor allem dann, wenn Blaire eine Nachricht eintippt, löscht oder umformuliert. Die Krux der Desktopästhetik besteht freilich darin, dass sie irgendwie nicht recht zum großen Kinorahmen passen will. Eine Sichtung am Laptop würde das Filmerlebnis sicherlich in keiner Weise schmälern.

Obwohl es eigentlich gewitzt ist, die Logik der Internet-Hetze gegen die Täter zu wenden und sie auf perfide Weise mit ihrem rücksichtslosen Verhalten zu konfrontieren, bleibt der Horrorthriller thematisch an der Oberfläche. Soll heißen, am Ende steht die plakative Warnung, dass Cybermobbing erbärmlich und gefährlich ist. Eine Lektion, die man heute offenbar so deutlich formulieren muss, da Diffamierungen und gezielte Erniedrigungen im Netz leider mehr und mehr die Regel sind.

Unknown User

Selbstmorde, die auf feige Cybermobbing-Attacken zurückgehen, sind heutzutage leider traurige Realität. Um das zu erkennen, reicht ein Blick in die Regenbogenpresse, die derartige Fälle nur zu gerne mit fadenscheiniger Mitleidsgeste ausschlachtet. Eben diese sensible Thematik dient im Horrorthriller „Unknown User“ als Aufhänger für einen kompromisslosen Racheplot.
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Meinungen

katja · 07.08.2015

Also ich sage nur eins dazu das sollte auf jeden Fall ab 16 freigegeben und ich hab den geschaut er ist nichts für leite mit Schwächen nerven

Candy · 06.08.2015

An alle die jetzt sagen, der Film sollte ab 16 oder sogar 18 sein. Habt ihr noch nicht drüber nachgedacht, warum der ab 12 sein könnte ? Das ist die Realität. Der Film warnt vor ständigen unüberdachten Posts, und betrifft so auch die Altersgruppe unter 16. Meiner Meinung nach ein super Film.

benjamin · 28.07.2015

Der schlechteste Film aller Zeiten. Einfach langweilig und nicht altersgerecht.......!

Tim · 27.07.2015

Auf jeden Fall nicht ab 12... Ich würde ihn noch nicht mal ab 16 frei geben.
Sehr brutal und auf jeden Fall nicht für Kinder unter 18.