The Look - Charlotte Rampling (2011)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

In den Augen der Anderen

Für einen Dokumentarfilm über Charlotte Rampling gibt es wohl kaum einen Titel, der besser passen würde als dieser – The Look. Und das hat gleich zwei Gründe: Der erste kommt gleich in der ersten Episode des Films zum Tragen, wenn die Schauspielerin zusammen mit dem Fotografen Peter Lindbergh über ihre Augen spricht, über die Lider, von denen sie halb scherzhaft behauptet, dass sie demnächst so schwer werden würden, dass sie überhaupt nicht mehr aus den Augen schauen könne. Dabei ist dieser Blick aus ihren Augen ihr Markenzeichen – niemand kann so herablassend schauen, so feindselig und dann im nächsten Moment wieder voller Wärme wie Charlotte Rampling. Auch die zweite Bedeutung von The Look kommt in dieser Begegnung mit dem Fotografen, dessen Bilder einer ungeschminkten Charlotte Rampling für Aufsehen sorgten, zum Vorschein. Der Film ist, wie der Untertitel es bereits andeutet, ein Selbstporträt durch andere, das Ramplings Selbstbild beständig mit dem Fremdbild von Freunden und Weggefährten abgleicht und dadurch ein enormes und vielschichtiges Spannungsfeld erschafft.

The Look ist in Kapiteln strukturiert, die sich jeweils einem großen Thema widmen, dem dann wiederum in den allermeisten Fällen Gesprächspartner zugeordnet sind: Die beiden Fotografen Peter Lindbergh („Exposure“) und Jürgen Teller („Taboo“), deren Blick (wieder ein Look) auf die Schauspielerin weitere Seiten an ihr bildhaft zum Vorschein gebracht haben, der Autor Paul Auster („Age“), Ramplings Sohn Barnaby Southcombe („Resonance“) der Lyriker Frederick Seidel („Demons“), die Szenenbildnerin Frackie Diago („Desire“), der Künstler Anthony Palliser („Death“) sowie die beiden Schwestern Cynthia und Joy Fleury (die eine Fotografin, die andere Regisseurin), die den Bereich „Love“ abdecken, bilden den Reigen der (im Falle von Barnaby Southcombe sogar ganz wörtlich in Szene gesetzt) Sparringspartner von Charlotte Rampling. Bereits in dieser Struktur deutet sich an, dass es dem Film nicht drum geht, ein möglichst umfassendes chronologisches Bild der Schauspielerin aufzuzeigen (dies kommt in kurzen Einschüben aber durchaus zur Geltung), sondern viel eher eine ungewöhnlichen Weg zu beschreiten und Charlotte Rampling dadurch nahe zu kommen – viel näher, als dies sonst bei Porträtfilmen üblich ist. Solch ein Vorgehen kann aber nur gelingen, wenn sich der oder die Porträtierte auf dieses Spiel einlassen – und genau das ist bei The Look definitiv der Fall.

Wer den Film gesehen hat, der wird Charlotte Rampling anschließend mit anderen Augen sehen: — als eine so nachdenkliche, selbstbewusste, selbstkritische, ungemein reflektierte und vielschichtige Persönlichkeit, wie man sie heute unter den ganzen Stars und Sternchen, den Selbstdarstellern und selbsternannten Diven kaum ein zweites Mal finden wird. Das Erstaunliche dabei ist, wie viel man aus diesen Unterhaltungen mit Charlotte Rmpling ziehen kann – sie geben nicht nur Einblick in eine sagenhafte Karriere und einen schillernden und überaus klugen Charakter, sondern geben Anregungen, sich selbst ähnlichen Fragen zu stellen.

Angelina Maccarones ebenso betörendes wie tiefgehendes Porträt einer wirklich faszinierenden Frau, die stets sehr viel mehr war als nur eine begnadete Schauspielerin, ist Dekonstruktion und Huldigung zugleich und zeigt darüber hinaus, wie komplex die Mechanismen des Filmbusiness im Allgemeinen und der Schauspielerei im Besonderen sind. Ganz nebenbei kommt der Film dabei dem Wesen des Schauspielerberufs und des Kinos so nahe, wie man das sonst selten bis nie auf der Leinwand sieht. Nicht nur für Fans von „La Rampling“ ist Angelina Maccarones The Look — Charlotte Rampling deshalb ein absolutes Muss.
 

The Look - Charlotte Rampling (2011)

Für einen Dokumentarfilm über Charlotte Rampling gibt es wohl kaum einen Titel, der besser passen würde als dieser – „The Look“. Und das hat gleich zwei Gründe: Der erste kommt gleich in der ersten Episode des Films zum Tragen, wenn die Schauspielerin zusammen mit dem Fotografen Peter Lindbergh über ihre Augen spricht, über die Lider, von denen sie halb scherzhaft behauptet, dass sie demnächst so schwer werden würden, dass sie überhaupt nicht mehr aus den Augen schauen könne.

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Meinungen

thinlea · 03.11.2011

Wo stehen die OmU?

Als Franzoesin es frustriert mich sehr dass, ich keinen franzoesichen Film auf Franzoesich sehen kann!!!

Und wir sind Viele in Frankfurt!