The King's Speech (2010)

Eine Filmkritik von Annette Walter

Monarch wider Willen

Die Geschichte des britischen Königs Edward VIII., der wegen seiner Beziehung zu Wallis Simpson, einer geschiedenen Amerikanerin, 1936 abdankte, ist bekannt. Im Film The King’s Speech erzählt Regisseur Tom Hooper das, was er die „B-Seite“ dieser Geschichte nennt, nämlich die eines Monarchen wider Willen: Prinz Albert, der nach der Abdankung seines Bruder, Edwards VIII., als König George VI. gekrönt wurde. Prinz Albert war Ehemann von Elizabeth Bowes-Lyon, besser bekannt als „Queen Mum“, und Vater der jetzigen britischen Queen.

Albert war ein zurückhaltender Mann, der lieber Privatier geblieben wäre als den Thron zu besteigen. Sein Stottern bei öffentlichen Reden machte ihm schwer zu schaffen. Denn die Macht des Wortes war das einzige, das ihm als König, der keinerlei verfassungsmäßige Macht inne hatte, übrig blieb. So wurde ein Sprachtherapeut namens Lionel Logue (Geoffrey Rush) konsultiert, um Prinz Albert bei seinen Reden zu unterstützen. Und dieser Lehrer bediente sich reichlich unkonventioneller Methoden …

Mittelpunkt von The King’s Speech ist die Beziehung von Albert zu Logue. Die Gespräche der beiden werden zu psychotherapeutischen Sitzungen und gewähren Einblicke in die strengen Erziehungsmethoden, unter denen der Monarch zu leiden hatte. Er musste als Kind Metallschienen an den Beinen tragen, zudem einen strengen Vater und ein grausames Kindermädchen erdulden.

Regisseur Tom Hooper ist mit The King’s Speech ein reizvolles Kammerstück über die Bürde eines hohen Staatsamtes und die innere Zerrissenheit eines von Selbstzweifeln geplagten Menschen gelungen. Visuell ist der Film anspruchsvoll inszeniert, ein ästhetisches Kino-Erlebnis, keine Frage. Inwiefern die Szenen im Detail historisch belegt sind — darüber lässt sich nur mutmaßen. Doch gemäß der Ausführungen von Regisseur Hooper und Drehbuchautor David Seidler wurde vor Drehbeginn ausführlich recherchiert und die Aufzeichnungen Louges verwendet, um ein möglichst wahrheitsgemäßes Bild der historischen Personen zu zeichnen.

Das Spannungspotential des Films baut im Wesentlichen darauf auf, ob Albert es schaffen wird, tatsächlich eine flüssige Rede zu halten oder seine Stimme abermals versagen wird. Deshalb ist der Verlauf der Geschichte absehbar und wenn gegen Schluss Hollywood-Mainstream siegt und dem Patriotismus voller Pathos gehuldigt wird, dann hätte man sich doch in mancherlei Hinsicht einen vielschichtigeren Plot ersehnt. So fällt beispielsweise auch Helena Bonham-Carters Rolle der aufopfernden Ehefrau an der Seite des Königs ein wenig zu eindimensional aus. Aber vielleicht ist man auch durch dann ganzen Boulevard-Tamtam rund um das Haus Windsor vorbelastet.

Die Sensation des Films ist ohne Frage Colin Firth. Er beweist als Prinz Albert wie schon als George Falconer in A Single Man, dass er die Darstellung melancholischer und widersprüchlicher Charaktere, die mit sich selbst hadern, brillant beherrscht. In Firth‘ Gesicht lässt sich die ganze Verzweiflung des Königs wider Willen ablesen, an seinen Lippen hängt man, wenn er den stotternden Monarchen gibt und damit die ganze Tragik und die Scham, die dieses Handicap mit sich bringt, schmerzlich erlebbar macht. Seine Darstellung verleiht der Figur des Königs absolute Glaubwürdigkeit. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn Firth bei den Oscars 2011 leer ausgehen würde. The King’s Speech beeindruckt außerdem durch raffiniert eingestreuten schwarzen Humor. Als eine seiner kleinen Töchter Prinz Albert während einer Rede des geiferenden Hitlers, die die Königsfamilie auf einer Leinwand ansieht, „What does he say?“ fragt, antwortet Albert lapidar: „I don’t know, but he says it rather well.“
 

The King's Speech (2010)

Die Geschichte des britischen Königs Edward VIII., der wegen seiner Beziehung zu Wallis Simpson, einer geschiedenen Amerikanerin, 1936 abdankte, ist bekannt. Im Film „The King’s Speech“ erzählt Regisseur Tom Hooper das, was er die „B-Seite“ dieser Geschichte nennt, nämlich die eines Monarchen wider Willen.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Jumo · 13.04.2011

Mir hat der Film gefallen. Durchweg gute Schauspieler, sehr gute Musikuntermalung und tolle Kulissen und Kostüme.
Die dünne Story übers Stottern ist für mich die einzige Schwäche.

Michael Rolf Jacobsen · 12.04.2011

Der Film ist einfach großartig. Die Leistung von Geffrey Rush und dem exzellenten Colin Firth sind einfach Atemberaubend. Ich liebe diesen Film. Das Englische Original bzw. wenn die DVD rauskommt muss ich mir auch unbedingt anschauen/besorgen. Ein Fantastischer Film !!! Werde den am 12. April 2011 zum zweiten mal im Holi mir anschauen.

Die Oskars (4 glaube ich) hat der Film total verdient.

Lang lebe das KINO und die Royals!

svet · 14.03.2011

Der Film läuft im Origanl, also Englisch, ab dem 24.03. in Gloria wurde mir versichert :)

sv · 14.03.2011

Gloria Heidelberg, sorry :D

svet · 14.03.2011

Der Film läuft im Origanl, also Englisch, ab dem 24.03. in Gloria wurde mir versichert :)

J.Heere · 13.03.2011

Der "filmsprache soll immer klar vermerkt werden in "Daten und Fakten".
Also : "Deutsch nachsynchronisiert"
Oder : "Originalsprache, English" (z.B. bei The King's Speech)

Ich moechte die naemlich in English sehen, NICHT in Deutsch.
Da ich es jetzt nicht weiss komme ich nicht.

Auch in Cineplex Muenster nichts angezeigt.

Romsi · 13.03.2011

In einem Punkt muss ich meinem Vorgänger Recht geben:
Wer einen Film mit einigen unvorhersehbaren Wendungen erwartet ist bei diesem Film an der falschen Adresse.
Ansonsten ist der Film einfach klasse! Die Geschichte ist einfach gestaltet, aber sie reißt den Zuschauer mit und wirkt durch ihre Simplität realitätsnah was dieses Film gerade auszeichnet. Weiterhin ist der Film mit durchaus witzigen Pointen gespickt was meiner Meinung nach heute einfach zu Filmen dieser Art dazugehört! Colin Firth spielt seine Rolle als King George 6. überragend was sich auch auf Geoffrey Rush beziehen lässt.
Und auch die Synchronisation des Stotterns ist sehr gelungen. Das einzige was ich zu bemängeln habe ist das im Trailer an ein paar wenigen Stellen ein etwas abgeänderter Dialog als im Film vorkommt, was aber den Glanz des Filmes keineswegs beeinflusst.
Ich kann auch nur sagen nutzt die Chance solange dr Film im Kino läuft und schaut ihn Euch an.

wignnek-hp · 26.02.2011

Das "seichte" Drehbuch basiert nur leider in großen Teilen auf Logues Tagebuch, h.d. enthält Passagen, die wirklich so passiert sind. Manchmal ist dem durch Hollywood-Raffinesse verwöhnten Kinogänger die Realität dann doch zu platt und er erwartet mehr überraschende Wendungen, als eine Geschichte hergibt. Manchmal ist aber weniger mehr!

Wer die Möglichkeit hat, den Flm im Original zu sehen, sollte das tun. Er gewinnt um Längen! Man kann Stottern einfach schlecht synchonisieren.

henno · 24.02.2011

12 oscar-nominierungen machen noch lange kein meisterwerk. the king's speech macht es sich dermaßen einfach mit seinen plots, figuren und abhandlungen. die darsteller-riege ist zwar grandios, aber das drehbuch ist seicht und undifferenziert. wer anspruchvolleres sehen möchte: der schaut mal das meisterwerk: the queen.

Dietmar Tischer · 23.02.2011

>... wenn gegen Schluss Hollywood-Mainstream siegt und dem Patriotismus voller Pathos gehuldigt wird, dann hätte man sich doch in mancherlei Hinsicht einen vielschichtigeren Plot ersehnt.>

Man kann ersehnen, was man will. Peinlich wird es allerdings, wenn man Vielschichtigkeit ersehnt und zugleich unfähig ist, die im Film dargebotene Vielschichtigkeit des Plots auch nur ansatzweise zu erfassen.

Es geht gegen Schluss mit der Rede des Königs um die Rechtfertigung dafür, warum sich die Nation dem Eroberungswahnsinn Hitlers militärisch entgegenstellen wird. Die Rede ist nach Lage der Dinge von tiefer Ernsthaftigkeit und einem Wertekanon getragen, mit dem der Film ein Duell von historischer Dimension inszeniert: Hätte der König die Rede stotternd vorgetragen, wäre die sich anbahnende Schlacht gegen Nazideutschland verloren gewesen – kommunikativ, allein auf dem Vergleich seiner rednerischen Fähigkeiten mit denen Hitlers beruhend. Deshalb, übrigens, wurde Hitler in einer kurzen Sequenz gezeigt.

Man muss gesehen haben, wie Colin Firth den König gibt nach dieser Rede. Dieser nimmt den Applaus für seine Leistung nicht huldvoll-majestätisch oder – sein Handicap überwunden zu haben – triumphierend entgegen. Er ist dankbar und vor allem erleichtert. Erleichtert darüber, dass er eine wichtige Aufgabe erfüllt und damit einer großen Verantwortung gerecht geworden ist.

Das alles hat mit Hollywood-Mainstream und Patriotismus voller Pathos nichts zu tun.

wignanek-hp · 19.02.2011

Ein wunder voller Film! Fantastische Hauptdarsteller, allen voran Colin Firth und Geoffrey Rush. Ihre Chemie ist fantastisch, ihr Schlagabtausch faszinierend.

♥aUsSiE♥ · 18.02.2011

Ich finde den Film JEZT schon toll, obwohl ich ihn noch nicht gesehen habe. Aber ich habe es vor!!!!!! Mir gefallen solche alten Geschichten und ansonsten auch diese Geschichte... Und dieser Film ist für 12 OSCARS NOMINIERT!!!!!!!!!!!!! Waaaaaaaaaaaaaahnsinn!!!!!!!!!!!!!!!!
Freue mich rießig drauf, unbedingt angukcen!!!!!!!!

franzien · 17.02.2011

Den Figuren vorzuwerfen, sie seien eindimensional ist wohl der vage Versuch doch etwas schlechtes an diesem Film zu finden. Mitnichten sind sie eindimensional. Der Film ist fantastisch, weil er hervorragend geschrieben worden ist und weil Tom Hooper so viel Glück hatte bei der Auswahl der Schauspieler. Bis in die kleinste Rolle ist der Film hervorragend besetzt, von bekannten und weniger bekannten Schauspielern. Ja, Colin Firth brilliert. Und Geoffrey Rush und Helena Bonham stehen dem in nichts nach. Selten hat man so viel Spielfreude in den letzten Jahren im Film gesehen. Auch von dem vermeintlichen Pathos konnte ich nichts bemerken. Einem englischen Film Hollywood-Kitsch vozuwerfen, ist ebenso ein weiterer Versuch, doch noch etwas schlechtes zu finden. Ein vohersehbares Ende einem auf historischen Tatsachen beruhenden Film vorzuwerfen ist ebenso abstrus.
Ich empfehle jeden diesen Film zu sehen und sich von ihm gefangen nehmen zu lassen. Denn dieses Jahr wird sich jeder Film mit diesem messen müssen, im Drehbuch, in filmischer Technik, bei den Schauspielern und im filmischen (wunderbaren) Gesamtergebnis. Lang lebe der König (Colin Firth)!

Arthur · 10.02.2011

Salute our Sovereign King George VI., to us our King was dear. Because he had a soldier's heart he did not fear. His soul forlorn, he will not scorn, where his worth is known, no rebel hate will harm this State, the Bible and the Crown.

God save Queen Elizabeth II. and long may she reign over us!