The Greasy Strangler

Eine Filmkritik von Lars Dolkemeyer

Mein Vater, der Killer

Fettriefend und nackt, mordlustig und pervers kommt er, um des Nachts seine Opfer zu erwürgen: der Greasy Strangler. Jim Hosking erkundet in diesem völlig abgefahrenen Trash-Fest, wie viel pubertärer Humor in einen Film passt, bevor dieser seine Substanz verliert — oder sie genau daraus gewinnt.

Gemeinsam mit seinem Vater Big Ronnie (Michael St. Michaels) lebt Big Brayden (Sky Elobar) in einem heruntergekommenen Vorort. Die beiden bevorzugt spärlich bekleideten Touristenführer treffen auf einer ihrer Führungen die junge Janet (Elizabeth De Razzo) und entwickeln beide schnell eine intime Zuneigung zu ihr. Währenddessen dämmert Brayden langsam, dass es sich bei dem mysteriösen Serienkiller Greasy Strangler um seinen eigenen Vater handeln könnte.

The Greasy Strangler erkundet vor diesem Rohbau einer Handlung aus einer Dreiecksbeziehung mit einem Serienmörder die untersten Tiefenschichten eines extremen, pubertären Pimmel-Humors. Dabei ist keine Pointe zu schmuddelig und keine Situation zu unangebracht, um sie nicht doch auf die Leinwand zu bringen. Und die Skala endet nicht bei Big Ronnies überdimensioniertem Gummi-Penis mit ungesund roter Eichel — sie beginnt dort erst.

Denn auch in seiner Ausstattung und Inszenierung gefällt The Greasy Strangler sich weit unterhalb dessen, was vielleicht Anspruch zu nennen wäre. Die Inszenierung folgt der Logik einer Kindertheatergruppe, die sich ihre Kostüme aus der Karnevalskiste der Großeltern selber zusammensuchen durfte und mechanisch vorgegebene Sätze herunterspricht. Doch das hat nichts damit zu tun, dass es sich bei The Greasy Strangler etwa um einen schlechten Film handeln würde — diese Prinzipien der Erkundung des Abgelegenen in fast jeder Hinsicht fügen sich zu einem zumindest einheitlichen Konzept zusammen.

Das Problem ist nur, dass unter den exzessiven Ausschreitungen des geschmacklosen Einfallsreichtums nie ganz ersichtlich wird, welcher Anteil dieses Konzeptes zu etwas anderem als Tabubruch und übertriebener Ekel-Provokation führt. Der Film generiert seinen Humor nämlich vor allem aus der Andersartigkeit seiner Protagonisten, aus ihren Altkleider-Kostümen und der zugleich naiven und hochgradig pubertären Sicht auf die Welt.

Einerseits schafft der Film es nur durch die Härte dieser Kombination aus kindlichem Gebaren und sexueller Überschreitung, die dem Zuschauer nicht selten das Lachen im Hals stecken bleiben lässt, eine schließlich bittere Geschichte über Außenseiter, Einsamkeit, Mobbing, familiären Missbrauch und den Verlust menschlicher Bezüge in einer oberflächlichen Gesellschaft zu erzählen. Als abgründig-schwarze Komödie tut er genau das jedoch viel zu häufig auch auf Kosten seiner Figuren und wird damit nicht nur zu einem Film über Ekel, sondern zu einem oft ekeligen Film.

So exzessiv er dabei arbeitet, so vielseitig bieten sich schließlich die Möglichkeiten, dem Film eine Substanz zusprechen zu wollen, die möglicherweise gar nicht vorhanden ist. Vielleicht liegt darin nur ein Weg, das eigene Vergnügen an diesem überdrehten Trash-Exzess von einem Film zu rechtfertigen. Vielleicht ist The Greasy Strangler einfach nur ein Film, der jenseits aller Zuschreibungen vor allem sehr erfolgreich aus der Reihe fallen möchte.

The Greasy Strangler

Ronnie und sein Sohn Brayden leiten eine Disco Walking Tour. Als eines Tages eine schöne Frau die Tour bucht, bricht zwischen Vater und Sohn ein Konkurrenzkampf um ihre Liebe aus. Zur gleichen Zeit erscheint ein schmieriger Würger, der sich nachts in den Straßen herumtreibt.

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