Terminator: Genisys (2015)

Eine Filmkritik von Björn Helbig

"Is it a joke?"

Es gibt Fortsetzungen, auf die hat niemand gewartet. Nach dem desaströsen vierten Teil trifft dies auf die Terminator-Reihe allemal zu. Terminator: Genisys heißt nun der neue Film, diesmal mit Alan Taylor (Thor – The Dark Kingdom) auf dem Regiestuhl, und das klingt zumindest ein wenig nach frischen Ideen und einem neuen Anfang. Und schließlich hat James Cameron, Schöpfer der legendären ersten beiden Teile, ja dazu gesagt: „Wenn man die Terminator-Filme mag, wird man diesen Film lieben.“ Und das wird doch wohl kein Marketing-Bluff sein, oder?

In der Zukunft haben nach einem Atomkrieg die Maschinen die Macht übernommen, der Rest der Menschheit kämpft ums Überleben. John Connor (Jason Clarke) führt die Rebellion gegen die Maschinen an. Doch der Feind ist clever. Um zu verhindern, dass John geboren wird, schicken sie einen Killerroboter zurück in die Vergangenheit, damit dieser Johns Mutter Sarah Connor (Emilia Clarke) eliminiert. John wiederum schickt seinen Mitstreiter Kyle Reese (Jai Courtney) zurück, um eben dies zu verhindern. Doch die Vergangenheit ist anders, als John es seinem Freund erzählt hat. Irgendetwas hat den Lauf der Geschichte verändert. Der Kampf der Menschen gegen Maschinen ist bereits 1984 in vollem Gange.

Eigentlich war die Geschichte schon nach dem ersten Teil kaum sinnvoll weiterzuerzählen: Da schickte der Sohn seinen Dad rückwärts durch die Zeit, um die eigene Zeugung sicherzustellen, die Maschinen, deren Emporkommen sich später ebenfalls als direktes Resultat des Zusammentreffens der Zeitreisenden im Jahr 1984 offenbart, sandten hingegen eine Art Anti-Vater zurück, der die Zeugung verhindern soll – der dadurch aber andererseits auch die Bedingung der Möglichkeit der eigenen Existenz nihiliert hätte. Aus einer Paradoxie lässt sich logisch alles ableiten und so sind die Fortsetzungen weniger auf der inhaltlichen Seite interessant als vielmehr durch die Art und Weise, wie sie das Material des Ausgangsmaterials neu variieren. Terminator 2 – Tag der Abrechnung kaschiert seine inhaltlichen Unzulänglichkeiten perfekt, ja, nicht nur das, er ist mit Sicherheit einer der wichtigsten Actionfilme überhaupt. Mit dem dritten Teil (1991), der sich allenfalls noch durch solide Action und das konsequente Ende hervorhebt, fiel die Reihe in der Zuschauergunst ab. Teil vier (2009) – nun ja. Der fünfte Teil stellt nun den kaum als geglückt zu bezeichnenden Versuch dar, das Beste seiner Vorgänger zu vereinen.

„Old, but not obsolete“ zu sein, sagt Arnold Schwarzenegger, der wieder als T-800 dabei ist, von sich in Teil fünf gleich mehrmals. Das wäre wohl der Film selbst gerne, der sich mit aller Macht an die Ideen seiner Vorgänger klammert und gleichzeitig – wenig überzeugend – behauptet, relevant zu sein, irgendwie retro und trotzdem modern, das Beste von damals und heute. Das ist er aber nicht. Leider. Neu ist hier nichts und das kernige Cameron-Zitat oben sollte nicht allzu ernst genommen werden. Die Szenen dieses „Best-of“ verblassen vor denen, auf die sie anspielen, die Zitat-Wut und der verkrampfte Humor haben Nerv-Potenzial und Schwarzeneggers Terminator ist zum Grimassen schneidenden Super-Daddy mutiert. Die anderen Schauspieler spielen tapfer gegen das Drehbuch von Laeta Kalogridis und Patrick Lussier an, hinterlassen mit Ausnahme des fehlbesetzten Jai Courtney (Die Bestimmung – Divergent) aber kaum einen bleibenden Eindruck. Besonders schade ist das im Fall Emilia Clarke, die bei mehr Entfaltungsmöglichkeiten sicherlich eine interessante Sarah Connor abgegeben hätte.

Zumindest kann man Terminator: Genisys zugutehalten, dass sich in ihm viel Fabulierfreude zeigt, die Geschichte des Konflikts zwischen Menschen und Maschinen alternativ zu erzählen. Was wäre, wenn – alles anders gelaufen wäre? Gewissheiten werden in Frage gesellt, das ist mitunter durchaus reizvoll und sorgt für einige überraschende Momente. Leider krankt dieser Ansatz an dem bereits erwähnten Dilemma, dass man aus einer Paradoxie alles und nichts ableiten kann. In einer Welt, in der alles möglich ist, muss der Zuschauer nicht nur ein paar an den Haaren herbeigezogene Twists über sich ergehen lassen, der Geschichte fehlt auch die Dringlichkeit. Außerdem wirkt sie beliebig und ist – schlimmer noch – so konfus erzählt, dass Zeitreise-Film-Analysten Schwierigkeiten haben dürften, die nunmehr fünf Teile zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzudenken. Aber letztlich ist das auch egal. Schließlich versteht sich Terminator: Genisys als eine Sammlung der vermeintlichen Highlights mit T-800, flüssigen Robotern, einigen neuen Modellen und „I’ll be back“-Sprüchen. Wer nicht mehr erwartet, wird man auch nicht enttäuscht. Taylor, der schon für Marvel ordentliche Arbeit abgeliefert hat, zeigt sich auch hier als guter Handwerker, dem es zumindest in den Action-Szenen gelingt, für Kurzweil zu sorgen. Wer allerdings mehr erwartet, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht komplett glücklich. Denn auch Taylor ist letztendlich machtlos gegen einen Film, der variiert, zitiert, neu anordnet – aber eigentlich nichts von Substanz zu erzählen hat.

„Is it a joke?“, fragt Reese einmal im Film. Die Antwort fällt in der Tat nicht ganz leicht. Was Terminator: Genisys sein will, ist bis zum Schluss nicht ganz klar. Wie zuvor Terminator: Die Erlösung ist auch Teil fünf als erster Teil einer neuen Trilogie geplant. Ob diese bei dem hier offensichtlichen Mangel an Ideen zustande kommt, ist aber fraglich. Jedenfalls liegt die Vermutung nahe, dass Cameron einfach nur falsch zitiert worden ist und sagen wollte, „Wenn man die ersten beiden Terminator-Filme liebt, wird man diesen hier vielleicht nicht ganz furchtbar finden.“ Möglicherweise haben die Rechte-Inhaber ja mit den Zuschauern und allen am Franchise Beteiligten ein Einsehen und lassen die Terminator-Reihe mit diesem grellen Abschluss in halbwegs würdevoller Weise von uns gehen.
 

Terminator: Genisys (2015)

Es gibt Fortsetzungen, auf die hat niemand gewartet. Nach dem desaströsen vierten Teil trifft dies auf die „Terminator“-Reihe allemal zu. „Terminator: Genisys“ heißt nun der neue Film, diesmal mit Alan Taylor („Thor – The Dark Kingdom“) auf dem Regiestuhl, und das klingt zumindest ein wenig nach frischen Ideen und einem neuen Anfang.

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