Tammy

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Richtung Langeweile hier entlang!

Zwei Frauen begeben sich auf einen Roadtrip durch die USA, der den Ausbruch aus ihrem festgefahrenen Alltag markiert. Noch dazu wird eine der beiden von Susan Sarandon verkörpert. Ein Kinobanause, wer angesichts dieser Prämisse nicht an den Filmklassiker Thelma & Louise denken muss, der Anfang der 1990er Jahre das eher männlich konnotierte Genre des Roadmovies entscheidend bereicherte. Die Verbindungen zwischen Tammy – Voll abgefahren und Ridley Scotts Emanzipationsgeschichte sind nicht zu übersehen und werden durch konkrete Anspielungen (etwa eine längere Bar-Szene, allerdings mit anderer Tonalität) noch verstärkt. Sonderlich gut bekommt die Vergleichsfolie der komödiantischen Selbstfindungsreise allerdings nicht, da sie deren Unzulänglichkeiten erst recht offenbart.
Als Tammy (Melissa McCarthy) nach einem Wildunfall verspätet zur Arbeit kommt, wird sie von ihrem Chef umgehend gefeuert. Doch nicht nur der Job im Fast-Food-Laden ist dahin. Auch ihr Auto gibt kurze Zeit später den Geist auf, und ihre Ehe liegt plötzlich in Scherben. Denn sie überrascht ihren Gatten in vertrauter Zweisamkeit mit einer Nachbarin. Tammy ist am Boden zerstört und will Reißaus nehmen, hat aber ein ernsthaftes Problem. Wie soll sie das Weite suchen ohne Geld und einen fahrbaren Untersatz? Unerwartete Hilfe erhält sie von ihrer Oma Pearl (Susan Sarandon), die bereit ist, ihren Wagen und ihr Erspartes zu opfern, sofern sie Tammy begleiten darf. Widerwillig stimmt ihre Enkelin zu und lässt sich sogar breitschlagen, die Niagara-Fälle anzusteuern. Einen Ort, den Pearl schon als kleines Kind besuchen wollte.

Familiäre Züge trägt der Film nicht nur auf inhaltlicher Ebene. Immerhin verfasste Hauptdarstellerin Melissa McCarthy, seit Brautalarm Hollywoods Energiebündel Nummer eins, das Drehbuch gemeinsam mit ihrem Ehemann Ben Falcone, der zudem erstmals auf dem Regiestuhl Platz nahm. Parallel trat die Schauspielerin – neben Will Ferrell und Adam McKay – auch als hauptverantwortliche Produzentin in Erscheinung und dürfte damit eine Entscheidungsgewalt genossen haben, von der andere Kollegen nur träumen können. Umso bedauerlicher ist es, dass McCarthy und Falcone herzlich wenig mit ihren Freiheiten anzufangen wissen.

Für ein Roadmovie fehlt es Tammy nach einem recht flotten Einstieg schlicht und ergreifend an Tempo und einfallsreichen Wendungen. Standardsituationen des Genres werden aufgerufen und mit vermeintlich turbulenten Episoden verquirlt, ohne dass sich daraus eine dramaturgische Dynamik ergäbe – anders als in Thelma & Louise, wo die Reise ins Ungewisse schnell gravierende Konsequenzen nach sich zieht.

Wenig überzeugend ist auch die emotionale Entwicklung, sprich Selbstfindung, der Hauptfigur. Von Anfang an fährt der Film eine Doppelstrategie, indem er Tammy nicht nur als fluchende Wuchtbrumme inszeniert (das übliche McCarthy-Rollenmodell), sondern auch als bemitleidenswerte Ehefrau, der äußerst übel mitgespielt wird. Leider schwankt ihr Verhalten ständig zwischen den Extremen (von draufgängerisch selbstbewusst bis hoffnungslos unsicher und kindisch), was die Figur reichlich unglaubwürdig macht. Ganz zu schweigen von Tammys späterer Wandlung, die Pearls Cousine Lenore (vollkommen unterfordert: Kathy Bates) mit einer aufgesetzten Moralpredigt herbeiführt.

Als wäre all das nicht schon enttäuschend genug, versäumen es die Macher auch noch, den erzählerischen Leerlauf wenigstens mit guten Gags aufzupolieren. Wirklich witzig ist Tammy nur zu Beginn, als die Protagonistin nach ihrer Entlassung den kleinkarierten Vorgesetzten (gespielt von Falcone) gehörig zusammenstaucht. Eine Szene, bei der man unweigerlich an die jüngsten „Burger King“-Enthüllungen denken muss. Hintersinniges Gespür beweisen McCarthy und Falcone außerdem bei Tammys verfrühter Heimkehr. Anstatt eines der häufigsten Filmklischees zu bedienen und den Ehemann mit seiner Geliebten im Bett zu zeigen, setzen sie lieber auf eine eher unverfängliche Situation, die trotzdem eine deutliche Sprache spricht. Danach regieren fast ausschließlich platte Wortwitze und seichte Slapstick-Einlagen, die sich wiederholt an der Körperfülle der Hauptdarstellerin abarbeiten. Nichts, was die rasch aufkommende Langeweile wirksam bekämpfen könnte.

Tammy

Zwei Frauen begeben sich auf einen Roadtrip durch die USA, der den Ausbruch aus ihrem festgefahrenen Alltag markiert. Noch dazu wird eine der beiden von Susan Sarandon verkörpert. Ein Kinobanause, wer angesichts dieser Prämisse nicht an den Filmklassiker „Thelma & Louise“ denken muss, der Anfang der 1990er Jahre das eher männlich konnotierte Genre des Roadmovies entscheidend bereicherte.
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Meinungen

Hassan · 28.07.2014

Der Film ist total langweilig und nicht für USK 12 freigegeben weil doch diverse Worte vorkommen die mir unangemessen erscheinen