Sonic Mirror

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Die Macht der Klänge

Wenn man einen Vater hat, der leidenschaftlicher Pianist ist, wenn man sowohl auf der Straße als auch zuhause ständig Musik ausgesetzt ist, dann wundert es nicht, dass man selbst früh zum Musiker wird. So verhält es sich jedenfalls mit Billy Cobham, der bereits mit acht Jahren an der Seite seines Vaters auf der Bühne stand und heute, im Alter von 65 Jahren, zu den berühmtesten Schlagzeugern der Gegenwart gehört. Sein einzigartiger und kraftvoller Stil zwischen Jazz, Rock und Funk hat Generationen von Musikern inspiriert – und ein musikliebendes Publikum begeistert. Der finnische Regisseur Mika Kaurismäki hat über Cobhams Musik einen eindrucksvollen Dokumentarfilm gedreht.
Sonic Mirror nimmt den Zuschauer mit auf eine ganz persönliche Reise durch Billy Cobhams Welt der Musik. Die Reise beginnt, wo für Cobham selbst alles angefangen hat: bei seiner Familie in New York City. Vor seinem alten Wohnhaus und durch seine ehemalige Nachbarschaft spazierend, schwelgt er in Erinnerungen, die immer wieder um die Musik kreisen. Auch sein Vater plaudert aus dem Nähkästchen. Weil sie keinen Babysitter hatten, mussten sie ihren Sohn immer auf Abendveranstaltungen mitnehmen, auf denen er Klavier spielte. Cobham selbst führt seine Musikleidenschaft eher auf das Radio zurück, das im Haus seiner Eltern von früh bis abends wundervolle Musik spielte. Ganz im Gegensatz zu heute, würde man sagen.

Die Reise geht weiter nach Salvador de Bahia, eine Millionenstadt an der Küste im Norden Brasiliens, wo Cobham mit einer afro-brasilianischen Gruppe musiziert. Sowohl im täglichen Leben als auch in der Kultur und vor allem in der Musik Brasiliens sind bis heute afrikanische Einflüsse spürbar. Allerdings haben es Menschen afrikanischer Herkunft bis heute nicht leicht in Brasilien. Die meisten gehören zu den Armen und werden von den „hellhäutigen“ Brasilianern diskriminiert. Porträtiert wird die Kulturgruppe Malê Debalê, deren Musik und Tanz afrikanische Traditionen mit dem brasilianischen Lebensstil verbinden. Das Projekt schweißt die afro-brasilianische Community zusammen und bietet vor allem armen Kindern, die Möglichkeit sich über die Musik Ansehen und einen Platz in der Gesellschaft zu verschaffen. Jedes Jahr zum Karneval zeigen sie ihr Können und präsentieren ihre Kultur.

Die Reise führt schließlich auch in die Schweiz, wo Cobham mit Autisten musiziert. Dieser Teil des Films ist besonders berührend, denn gerade durch die Musik können Autisten häufig besser kommunizieren als über die Sprache. Ein Konzert mit Billy Cobham und der Band Okuta Persussian versucht, einen musikalischen Dialog mit Menschen zu führen, die ihr seelisches Vermögen nicht entsprechend zum Ausdruck bringen können. Es ist beeindruckend, was Musik sozusagen in ihnen erweckt und wie sie darauf reagieren. Musik als Kraftspender für jedermann sozusagen. Ob brasilianische Favela oder Schweizer Autistenheim – Musik verbindet Menschen und Kulturen, ermöglicht Kommunikation und Austausch und erweitert die Sinne für die Macht der Klänge.

Für Mika Kaurismäki war es nicht die erste Begegnung mit Brasilien und brasilianischer Musik. 1991 ging er nach Brasilien, wo er in Rio de Janeiro einen Musikclub betrieb und sein erstes musikalisches Roadmovie Moro no Brasil (2002) drehte. In Moro no Brasil zeigt Kaurismäki ein breites Spektrum brasilianischer Musikstile. Mit der abendfüllenden Dokumentation Brasileirinho (2005) der im Forum der Berlinale gezeigt wurde, widmet sich Kaurismäki dem Choro, einem frühen brasilianischen Musikstil. Auch mit Sonic Mirror beweißt Kaurismäki aufs Neue, dass er ein Gespür für Musik und die Menschen dahinter hat. Der Hollywood Reporter kommentierte den Film als „feelgood word music documentary with the potential to bet he next Buena Vista Social Club“. Dieser Meinung kann man sich eigentlich nur anschließen.

Sonic Mirror

Wenn man einen Vater hat, der leidenschaftlicher Pianist ist, wenn man sowohl auf der Straße als auch zuhause ständig Musik ausgesetzt ist, dann wundert es nicht, dass man selbst früh zum Musiker wird. So verhält es sich jedenfalls mit Billy Cobham, der bereits mit acht Jahren an der Seite seines Vaters auf der Bühne stand und heute, im Alter von 65 Jahren, zu den berühmtesten Schlagzeugern der Gegenwart gehört.
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Meinungen

Bolle Baumann · 28.01.2010

This film is a quite remarkable composition of education, sound and vision with one of the greatest drummer still alive!!!