Professor Love

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Inmitten von Betrügern

Irgendwann blickt man in den Spiegel und stellt fest: Man ist wie sein Erzeuger. Einerseits, weil man ihm nacheifern wollte – darum ist Richard ein Professor, der über Poesie doziert –, andererseits, weil man der eigenen Genetik nur schwer entkommen kann. Auf gut Deutsch gesagt: Richard ist ein Schwerenöter, der gerne mit seinen Studentinnen anbandelt. Pierce Brosnan schlüpft in diese Rolle. Er ist der Womanizer, der nicht nur durch Charme und gutes Aussehen begeistert, sondern auch durch die Liebe zur Poesie. Ein gefühlvoller Mann also, dazu noch ein Brite. Dem kann sich auch Kate (Jessica Alba) nicht entziehen, und als sie schwanger wird, bricht Richard seine Zelte ab, um mit ihr in Kalifornien glücklich zu werden.
So enden romantische Komödien. Mit Glückseligkeit und dem Versprechen des „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“. Aber sie sind nicht gestorben, sie leben noch, und glücklich sind sie nicht. Erst hier beginnt die eigentliche Geschichte, denn Kate verliebt sich neu, auch Richard orientiert sich um, während er dagegen kämpft, nicht einfach deportiert zu werden. Die neue Flamme wird von Salma Hayek gespielt, die passenderweise Kates Schwester darstellt. Damit nicht genug: Kate lebt mit ihrem neuen Beau im Haupthaus, Richard im Poolhaus. Irrungen und Wirrungen sind vorprogrammiert, werden hier aber nicht über Gebühr strapaziert, sondern sind Ausgangslage einer kleinen, sympathischen Erzählung.

Den Mustern klassischer Screwball-Komödien folgend lebt Professor Love – was für ein grauenhafter Titel – von den Darstellungen. Brosnans Figur ist dabei die lebendigste. Ein Mann, der seinen Sohn liebt, der sich wie ein Arsch benehmen kann, aber sympathisch ist, – und jemand, der häufig genau das Falsche macht und damit seine Schwierigkeiten noch vertieft. Er ist ein wandelnder Widerspruch, der sexbesessen ist, immer glaubt, etwas noch Besseres im Leben bekommen zu können, trinkt, und all das auf das unstete Leben seines Vaters zurückführt. Dazu kommt, dass man sich hier in einem bemerkenswerten Mikrokosmos wiederfindet. Richard, der von seiner Frau betrogen wurde, lebt praktisch zusammen mit dieser und ihrem neuen Freund, während er Studentinnen verführt und eine Beziehung zur Schwester seiner Ex aufbaut. Der Wahnsinn regiert hier, Normalität stellt sich nur im Umgang mit dem kleinen Sohn ein.

Es dauert nicht lange, und Professor Love spuckt mit ausgeprägtem Zynismus den Klischees typischer romcoms ins Gesicht, während er dem Zuschauer von einem Mann erzählt, der nicht wirklich zu einer Bindung fähig ist, sie sich aber wünscht. Das ist ein Konflikt, der nicht vordergründig ausgetragen wird, aber dadurch akzentuiert wird, dass die Chemie zwischen Brosnan und Hayek nicht besonders ist – aber das passt in Hinblick auf einen Mann, der zu keiner tieferen Beziehung fähig ist. Das Happy End ist darum ausgesprochen fahl, weil man sich unwillkürlich fragt, in welchem interpersonellen Chaos sich die Hauptfigur in zwei, drei Jahren befinden wird.

Es ist eine Geschichte des Betrugs: Dem an den Partnern, aber auch dem an sich selbst. Eingebettet in eine Welt des Sonnenscheins, kann sich der Zuschauer der Illusion erfreuen, doch so viel anders als die Protagonisten dieser Scharade zu sein, aber die eigentliche Stärke der Produktion liegt darin begründet, dass sie den Spiegel vorhält – ob man das nun will oder nicht.

Professor Love

Irgendwann blickt man in den Spiegel und stellt fest: Man ist wie sein Erzeuger. Einerseits, weil man ihm nacheifern wollte – darum ist Richard ein Professor, der über Poesie doziert –, andererseits, weil man der eigenen Genetik nur schwer entkommen kann. Auf gut Deutsch gesagt: Richard ist ein Schwerenöter, der gerne mit seinen Studentinnen anbandelt.
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