Plastic Planet (2009)

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Im Rausch der Weichmacher

Der Slogan „Jute statt Plastik“ geht nunmehr ins dreißigste Jahr, aber genutzt hat er offensichtlich nichts. Dies zeigt Werner Boote in seinem Dokumentarfilm akribisch auf, und noch viel mehr, denn nicht nur, dass sich herkömmliches Plastik erst nach einigen hundert Jahren abbaut, sondern es bringt auch verheerende gesundheitliche Folgen mit sich: Krebs, Allergien und Unfruchtbarkeit können dadurch hervorgerufen werden.

Werner Boote hat quasi das Plastik mit der Muttermilch eingesogen, denn sein Großvater war in den sechziger Jahren Geschäftsführer der Interplastik-Werke. Somit stand Bootes Kindheit im Zeichen von buntem Kunststoff-Spielzeug, wodurch er zum kleinen Helden der kindlichen Nachbarschaft wurde. Heute, vierzig Jahre später, hinterfragt er den Siegeszug des bisweilen giftigen Plastiks und begibt sich auf Spurensuche des aus Erdöl hergestellten Kunststoffs. Dabei stößt er auf unwillkommene Schwierigkeiten, denn die Industrie schweigt sich über die Herstellung und Zusammensetzung dieses Materials aus, erst recht weicht sie seinen Fragen über Gesundheitsrisiken aus und marginalisiert das Problem der Umweltverschmutzung. Bootes Weg führt ihn von Europa über Amerika bis nach Afrika und Asien, und die Erkenntnisse, die er gewinnt, sind niederschmetternd. Unsere Ozeane bestehen mittlerweile aus weitaus mehr Plastikanteilen denn aus Plankton, die Flüsse und Seen sind mit Bisphenol A verseucht, einer Chemikalie, die für die Herstellung von einigen Kunststoffen notwendig ist, die allerdings bei Mensch und Tier verheerende Folgen hat, u.a. in Form von Erbgutstörungen, die sich erst Generationen später auswirken. Ein Wissenschaftler bringt es im Film auf den Punkt: Man stirbt nicht am Plastik, aber es führt zu einer Reduzierung der Lebensqualität. Die Kunststoffindustrie hat freilich kaum ein Interesse daran, diesen lukrativen Geschäftszweig aufzugeben. So sieht sich denn auch Werner Boote mit einem Zukunftsforscher konfrontiert, der ihm im Auftrag von PlasticsEurope weismachen will, dass Plastik völlig ungefährlich sei und es in Zukunft sogar intelligente Kunststoffe geben soll. Weder Boote noch der Zuschauer glaubt dem Lobbyisten. Bei all der Dramatik des Themas schafft es Boote aber dennoch einen humorvollen Unterton einzubauen, der selbst den gewissenlosesten Konsumenten zum Nachdenken anregen dürfte.

Einen Wermutstropfen hat der Film allerdings: Während beispielsweise bei dem Dokudrama The Age of Stupid aus dem Herbst 2009 noch ausführlich Buch über den CO2-Verbrauch durch die Filmproduktion geführt und auf ein Minimum reduziert wurde, so scheint sich Werner Boote darüber keine Gedanken gemacht zu haben. Munter fliegt er von Wien über London und Finnland nach Japan, China und Indien um schließlich in den USA und am Pazifischen Ozean zu landen. Dass dies für seine Dokumentation notwendig war, steht außer Frage. Dass gute Absichten aber oft mit Umweltverschmutzung einher gehen, offensichtlich auch.

Wer die Botschaft des Films verstanden hat, verspürt den Wunsch als gewissenhafter Verbraucher und umweltbewusster Bürger nur noch explizit im Bioladen einkaufen zu gehen, nur noch Getränke aus Glasflaschen zu sich zu nehmen und den Slogan „Jute statt Plastik“ in Zukunft Realität werden zu lassen. Aber das ist gar nicht so einfach und letztendlich ist das Risiko sehr hoch, wieder in seine alten Gewohnheiten zu verfallen. Aber eines dürfte dennoch klar sein: Wenn wir nicht von diesen bequemen Gewohnheiten ablassen, hinterlassen wir unseren nachfolgenden Generationen nicht nur einen Plastik Planeten, sondern auch Krankheiten und Spätfolgen!
 

Plastic Planet (2009)

Der Slogan „Jute statt Plastik“ geht nunmehr ins dreißigste Jahr, aber genutzt hat er offensichtlich nichts. Dies zeigt Werner Boote in seinem Dokumentarfilm akribisch auf, und noch viel mehr, denn nicht nur, dass sich herkömmliches Plastik erst nach einigen hundert Jahren abbaut, sondern es bringt auch verheerende gesundheitliche Folgen mit sich: Krebs, Allergien und Unfruchtbarkeit können dadurch hervorgerufen werden.

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Meinungen

Radke <hera100@gmx.de> · 02.10.2011

Ich möchte den Film gern einer Gruppe von interessierten Personen vorführen.
Wie komme ich in de Beitz des Filmes und welche Voraussetzngen müssen vorhanden sein.
Gern leihe ich auch diesen Film für eine Vorführung.

@Gath · 04.03.2010

Click doch mal auf "Wo läuft dieser Film?" oben und schon ist die Frage beantwortet.

Gath · 04.03.2010

wo läuft der Film und wann ?