Mother's Day - Liebe ist kein Kinderspiel

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Die zeitlose Krux mit dem Muttertag

Wenn ein betagter Hollywoodregisseur einen neuen Film dreht, kann er manchmal an den eigenen Schauspielern erkennen, wie die Zeit vergeht. Julia Roberts war 22 Jahre alt, als sie Garry Marshalls Pretty Woman zum Star machte, jetzt spielt sie in seinem Episodenfilm Mother’s Day eine Großmutter. Es ist Marshalls letzter Film geworden, denn der Regisseur starb im Juli 2016 im Alter von 81 Jahren. Gerne erzählte er, dass einst beim Dreh von Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser die kleine Tochter seiner Hauptdarstellerin Goldie Hawn auf seinem Schoß saß und nun beim Dreh von Mother’s Day Kate Hudsons kleiner Sohn Ryder „Action!“ rufen durfte wie in den 1980er Jahren seine Mutter.
Wenn ein betagter Regisseur einen neuen Film dreht, wird er wahrscheinlich zeigen, dass er manches moderne Phänomen belächelt. Hier ist es zum Beispiel das Twittern oder die Angst junger Mütter, dass ihre wohlbehüteten Kinder mit echtem oder geistigem Schmutz in Berührung kommen könnten. Aber vermutlich wird er auch betonen, dass sich manche Dinge nie ändern, und dann ist die Atmosphäre von einer entspannten Zeitlosigkeit erfüllt. Das passiert hier schon aufgrund des Themas, weil sich Marshall nach den Episodenfilmen Valentinstag und Happy New Year mit dem Muttertag einen weiteren traditionell gefeierten Termin vorknöpft.

Dem Muttertag haftet allerdings bekanntlich etwas Rührseliges und Pflichtschuldiges an, das auch den Film belastet. Denn er betont natürlich, wie stark und einmalig die Bindung zwischen Mutter und Kind ist. Auch ihr Fehlen macht sich ein Leben lang bemerkbar, wie im Fall von Kristin (Britt Robertson), die als Baby zur Adoption freigegeben wurde und nun aus Angst, erneut verlassen zu werden, den Vater ihres Kindes nicht heiraten will. Also nimmt sie all ihren Mut zusammen und tritt mit ein paar Fragen an die fremde Mutter heran: Es ist die patente, von Julia Roberts gespielte Teleshopping-Queen Miranda, die immer behauptet hat, keine Kinder zu haben und jetzt auch ihr Enkelkind nicht ordentlich auf dem Arm halten kann.

In anderen Episoden gibt es aktuellere Bezüge, von einer lesbischen Beziehung bis hin zu einer im Krieg gefallenen Mutter. Die von Jennifer Aniston gespielte Sandy schlägt sich mit dem Problem der Eifersucht herum, als ihr Ex-Mann Henry (Timothy Olyphant) erneut heiratet. Tina (Shay Mitchell) ist nicht nur viel jünger als Sandy, sie möchte auch mütterliche Funktionen für Sandys Kinder übernehmen. Für Sandy steht fest, dass die Kinder den Muttertag ausschließlich bei ihr verbringen müssen. Und damit sie auch am Vortag nicht mit Tina und dem Vater ein Popkonzert besuchen, ködert Sandy sie mit einer aufwändigen Gartenparty. Indem er einen Konflikt thematisiert, den viele Scheidungs- und Patchworkfamilien kennen, entwickelt der Film hier kurzzeitig Biss. Ansonsten aber plätschert die Handlung eher betulich und gefällig vor sich hin.

Daran ändert auch die Dramaturgie nichts, die zwischen den Episoden munter hin- und herspringt. Die intendierte Kurzweil, die ja oft den besonderen Reiz von Episodenfilmen ausmacht, verpufft, da es den einzelnen Geschichten an innerer Spannung fehlt. Das liegt vor allem am schlechten Timing der Dialoge und an der generell zurückgelehnten Stimmung, die alle Charaktere erfasst. Die meisten von ihnen laufen sich in Atlanta wiederholt über den Weg, weil sie miteinander befreundet oder Nachbarn sind. Ihre Begegnungen wirken dann so beiläufig wie die Auftritte von Sitcom-Darstellern, und so unscheinbar lösen sich auch die meisten halbwegs dramatischen Strudel bald wieder auf. Mother’s Day ist kein heller Stern am Unterhaltungshimmel, aber das wäre bei diesem braven, unromantischen Thema auch kaum zu erwarten gewesen.

Mother's Day - Liebe ist kein Kinderspiel

Wenn ein betagter Hollywoodregisseur einen neuen Film dreht, kann er manchmal an den eigenen Schauspielern erkennen, wie die Zeit vergeht. Julia Roberts war 22 Jahre alt, als sie Garry Marshalls „Pretty Woman“ zum Star machte, jetzt spielt sie in seinem Episodenfilm „Mother’s Day“ eine Großmutter. Es ist Marshalls letzter Film geworden, denn der Regisseur starb im Juli 2016 im Alter von 81 Jahren.
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