Mittsommernachtstango

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Finnland vs. Argentinien

Woher kommt der Tango? Aus Argentinien natürlich. Finden auch die Argentinier. Und doch ist immer einmal wieder die Rede davon, dass der Tango ursprünglich aus Finnland stamme und mit den Seefahrern nach Südamerika gelangt sei. Dies nehmen drei argentinische Tango-Musiker zum Anlass, nach Finnland zu reisen und dort auf den Spuren des doch eigentlich so argentinischen Lebensgefühls zu wandeln. Entstanden ist ein leiser und liebevoller Film, der nicht nur die Geschichte des Tangos aufrollt und ergreifende Melodien einfängt, sondern auch die Argentinier und die Finnen gleichermaßen beschreibt sowie von einem amüsanten „cultural clash“ berichtet.
Drei argentinische Musiker, darunter Tango-Star Walter „Chino“ Laborde, reisen quer durch Finnland und suchen nach den Wurzeln des Tangos, lassen sich alte finnische Melodien vorspielen und beobachten die Finnen beim Tango-Tanzen. Dabei kommen sie zu dem Fazit: Das ist doch kein Tango, kein Schritt davon ist Tango! Herrlich, wenn die Argentinier über die Finnen reden, oder wenn die Finnen über die Argentinier die Köpfe schütteln. Und jeder macht auch Aussagen über sich selbst, ohne dabei allzu eitel zu bleiben. Viviane Blumenscheins Musik-Dokumentation Mittsommernachtstango ist auch eine liebenswerte Lektion über interkulturelle Kommunikation, die stattfindet ohne die Schlagworte aus Wissenschaft und Wirtschaft.

Chino, Diego Kvitko und Pablo Greco fahren durch die finnischen Wälder und verfahren sich, sie baden in einigen der tausend Seen, probieren Spezialitäten wie Reiskuchen und begegnen Kuriositäten wie eine fahrende Sauna. Sie machen alles mit, wollen alles kennenlernen. So kommen sie ihrem Ziel — die wahren Ursprünge des Tangos zu finden — am nächsten. Und es macht Spaß, ihnen dabei zuzusehen und zuzuhören. Wer aber hat den Tango nun erstmals gespielt — die quirligen Argentinier oder die schweigsamen Finnen?

Für Aki Kaurismäki ist die Sache klar: Die Finnen haben den Tango erfunden — übrigens ebenso wie den Walzer, den sich dann die Österreicher unter den Nagel gerissen hätten. Weil aber die Finnen bescheiden seien, würden sie nicht auf den Ruhm um ihren Erfindungsreichtum bestehen. Mit Kaurismäkis Einschätzung beginnt der Film Mittsommernachtstango, und immer wieder tauchen Finnen wie Argentinier vor der Kamera auf, die ihre Version von der Geschichte und vom Seinszustand des Tangos erzählen.

Chino, Diego und Pablo begegnen auf ihrem Road-Trip durch Finnland vielen unterschiedlichen Menschen, sie sprechen, singen und jammen mit finnischen Kollegen und lernen die finnischen Größen des Tangos, darunter Reijo Taipale, Sanna Pietiäinen und M. A. Numminen, kennen. Irgendwann einmal sagen sie: „Es ist schön hier, seltsam, aber schön“, und dies beschreibt am besten ihre Haltung gegenüber dem eigentümlichen Land im Norden Europas. Allmählich schwindet dann auch ihre Skepsis gegenüber den finnischen Tango-Interpretationen. Der Soundtrack des Films wird natürlich von den Melodien des Tangos bestimmt, und er macht deutlich — egal ob aus Finnland oder Argentinien, die Melancholie des Tangos findet sich unabhängig von Land und Kultur.

Mittsommernachtstango

Woher kommt der Tango? Aus Argentinien natürlich. Finden auch die Argentinier. Und doch ist immer einmal wieder die Rede davon, dass der Tango ursprünglich aus Finnland stamme und mit den Seefahrern nach Südamerika gelangt sei. Dies nehmen drei argentinische Tango-Musiker zum Anlass, nach Finnland zu reisen und dort auf den Spuren des doch eigentlich so argentinischen Lebensgefühls zu wandeln.
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Meinungen

Gabriele Birkenheuer · 25.04.2014

Ein wunderbarer Film, der einfach nur glücklich macht. Sehr gelungene Einladung, sich der Frage zuzuwenden: wem gehört die Musik, welche Gefühle teilen wir Menschen und wie groß ist die Welt, in der wir alle Platz haben ;-))).....

karla fahr · 20.03.2014

bekomme Ihre News, doch jetzt suche ich, ob "Mittsommernachtstango", nochmal hier in der Gegend gespielt wird.
Postleitzahl 98553