Melaza (Cinespañol) (OmU)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Kubanische Befindlichkeiten

Der Münchner Verleih Cine Global zeichnet sich dadurch aus, dass er spanischsprachige Filme im Original in die deutschen Kinos und anschließend auch auf den DVD-Markt bringt. Das ist nicht nur für Muttersprachler schön, sondern gerade auch (durch die spanischen und deutschen Untertitel) für Spanischlernende eine tolle Sache: Filme im Original sind eine gelungene Abwechslung im Sprachunterricht und bringen zugleich Land, Leute und deren Geschichten auf den Bildschirm, also auch das interkulturelle Lernen wird mitgeliefert. Dies ist besonders auch bei der kubanischen Filmproduktion Melaza von Carlos Lechuga der Fall, der im aktuellen DVD-Programm von Cine Global, Cinespañol 4, zu finden ist. Der Film erzählt auf wunderbare Weise eine fiktive Geschichte und gleichzeitig eine Geschichte über das aktuelle Kuba.
Es geht um den (erfundenen) kleinen Ort Melaza auf der Karibikinsel: Nach der Schließung seiner Zuckermühle scheint der Ort wie ausgestorben und nach und nach zu verfallen. Die wenigen Bewohner, die bleiben, versuchen allerdings mit aller Kraft, das Leben so normal und alltäglich wie möglich zu gestalten. Aldo ist Lehrer und lehrt seinen Schülern auch im trockenen Becken das Schwimmen (wobei der Film irgendwie auch an den Film La piscina von Carlos Quintela erinnert, auch wenn dort das Becken voller Wasser war). Mónica hat in der Verwaltung der nun ebenfalls ziemlich heruntergekommenen Rum-Fabrik gearbeitet und kehrt auch jetzt noch jeden Morgen dorthin zurück, obwohl es dort nun keine Arbeit mehr zu tun gibt. Aldo und Mónica sind ein Paar, haben eine Tochter, lieben sich und wollen in Melaza bleiben, doch eigentlich wissen sie nicht, wie es mit ihnen weitergehen soll und wie sie den nächsten Monat in einem Ort überleben sollen, in dem es nichts mehr gibt. Aber sie verlieren nicht den Mut und ihre Improvisationskunst.

Lechugas Film ist eine Parabel über das Leben auf Kuba: das Nicht-Funktionieren, das Leben voller Entbehrungen, die Flexibilität und die Improvisation, welche die Menschen aufbringen, um zu überleben und sich ihr Leben schön zu gestalten. Nebenbei erzählt Lechuga eine Liebesgeschichte, die einen auch zum Lächeln und Lachen bringt, letztendlich aber auch reich an Sarkasmus ist. Bildtechnisch jedoch ist Melaza ein typisch kubanischer Film: Es kennzeichnen ihn vor allem ‚schöne‘ Bilder, die von Alain Ortiz sorgfältig komponiert und kadriert sind und einen wunderbaren Blick auf die Landschaft, die Häuser und das Leben auf Kuba werfen.

Melaza ist Lechugas Debütfilm; das Drehbuch für den Film war seine Abschlussarbeit an der berühmten Escuela de Cine y Televisión in San Antonio de los Baños. Den Film allerdings hat er unabhängig vom nationalen Filminstitut produziert, indem er Partner in Panama und Frankreich sowie auch die Unterstützung des Festivals in Rotterdam für das Projekt gewinnen konnte, bevor er den Großen Preis des Internationalen Filmfestivals Mannheim/Heidelberg und andere Preise gewann. In Kuba lief der Film ebenfalls auf dem Internationalen Filmfestival, jedoch nicht regulär in den Kinos.

Cinespañol 4, das aktuelle DVD-Programm von Cine Global, umfasst die Filme Melaza (Kuba 2014) von Carlos Lechuga, Anina (Uruguay/Kolumbien 2013) von Alfredo Soderguit, Der Sommer der fliegenden Fische (Chile 2013) von Marcela Said sowie Mercedes Sosa, die Stimme Lateinamerikas (Argentinien 2013) von Rodrigo H. Vila.

Melaza (Cinespañol) (OmU)

Der Münchner Verleih Cine Global zeichnet sich dadurch aus, dass er spanischsprachige Filme im Original in die deutschen Kinos und anschließend auch auf den DVD-Markt bringt. Das ist nicht nur für Muttersprachler schön, sondern gerade auch (durch die spanischen und deutschen Untertitel) für Spanischlernende eine tolle Sache: Filme im Original sind eine gelungene Abwechslung im Sprachunterricht und bringen zugleich Land, Leute und deren Geschichten auf den Bildschirm, also auch das interkulturelle Lernen wird mitgeliefert.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen