Malala - Ihr Recht auf Bildung

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Zwischen Symbolfigur und Teenager

Malala Yousafzai ist eine Symbolfigur für den Widerstand gegen die Taliban und für das Recht auf Bildung für Mädchen. Für ihren Mut und ihren couragierten Kampf hat sie 2014 den Friedensnobelpreis erhalten, außerdem hat sie im Alter von 16 Jahren ihre Autobiographie Ich bin Malala veröffentlicht. In seinem bewegenden Dokumentarfilm Malala – Ihr Recht auf Bildung erzählt David Guggenheim (Eine unbequeme Wahrheit) ihre Geschichte.
Am Anfang seines Films über das mutige Mädchen steht die Legende über ein anderes mutiges Mädchen, die Malalas Vater Ziauddin ihr immer zum Einschlafen erzählt hat. Diese Legende handelt von der Rebellin Malalai, die die Soldaten der afghanischen Truppen bei der Schlacht von Maiwand zum Durchhalten aufrief, weil es besser sei, in Freiheit zu sterben als in Sklaverei zu leben. Sie ist die Namenspatronin von Malala, deren Lebensweg fast ähnlich verlaufen wäre.

Aufgewachsen im pakistanischen Swat-Tal, kam Malala ihr Leben lange Zeit perfekt vor. Sie ging in die Schule, die ihr Vater gegründet hat, spielte und lernte mit Freundinnen. Als die Taliban in den Ort kamen, veränderte sich allmählich alles: Die Namen von „Sündern“ wurden namentlich nach Gebeten durch Lautsprecher im ganzen Ort verkündet, bald wurden sie nicht mehr nur öffentlich gebrandmarkt, sondern ermordet. Malalas Vater begann, öffentlich gegen die Taliban zu sprechen – und geriet in Gefahr. Als den Mädchen dann der Zugang zur Bildung verweigert werden sollte, lehnte sich auch Malala auf: Sie beginnt 2009 im Alter von elf Jahren, unter anderem Namen ein Tagebuch für die Webseite der BBC zu führen, in dem sie von ihrem Leben und den Repressalien der Taliban erzählt. Nachdem ihr Pseudonym gelüftet wird, hat ihr Einsatz beinahe tödliche Folgen: Ein Talibankämpfer überfällt 2012 den Schulbus, in dem Malala und ihre Mitschülerinnen sitzen, und beginnt zu schießen. Malala wird schwer verletzt und überlebt nur knapp. Seither lebt sie mit ihrer Familie in England, in Pakistan wäre sie nicht mehr sicher. Aber ihr Engagement hat dieses Attentat nicht beendet – im Gegenteil. Seit ihrer Genesung setzt sie sich weiterhin für das Recht auf Bildung ein.

Diese bewegende – und inspirierende – Geschichte erzählt David Guggenheim mit einer Mischung aus Archivmaterial, sehr vielen Gesprächen mit Malala und ihrer Familie sowie Animationen, die ihre Vergangenheit zeigen. Das Archivmaterial unterstützt die Authentizität des Gezeigten und stellt immer wieder die Grausamkeit des Angriffs auf Malala heraus. Die vielen Gespräche spiegeln hingegen zum einen die Normalität einer Familie wider, in der sich Geschwister streiten und einander ärgern – und die Tochter nicht immer tut, was die Mutter verlangt. Zum anderen sorgen sie auch für beeindruckende Äußerungen Malalas – zum Beispiel betont sie, dass sie noch nicht einmal wütend auf den Mann sei, der sie angegriffen habe. Indem es in den Gesprächen nicht nur um Malalas Engagement, sondern auch ihr alltägliches Leben geht, erlaubt der Film darüber hinaus einen Blick in ihren Alltag, in ihr Leben mit den Folgen des Attentats und in einem fremden Land. Hinzu kommen die animierten Rückblenden, die in dieser Form sehr deutlich machen, dass es sich um Malalas Erinnerungen handelt, die auch verklärt sein könnten – und ihre Erlebnisse werden von der konkreten Person gelöst. Denn was das Mädchen in diesen Rückblenden erlebt, erleben viele andere auch.

Malala – Ihr Recht auf Bildung will Emotionen wecken, indem der Film die Geschichte eines tapferen Mädchens erzählt. Zugleich hinterfragt David Guggenheim zumindest im Ansatz den Einfluss des Vaters auf seine Tochter. Fraglos haben Malala und Ziauddin Yousafzai eine enge Beziehung, aber Malala betont mehrfach, dass es ihre eigene Entscheidung war, sich gegen die Taliban zur Wehr zu setzen. Sie glaube an die Gleichberechtigung von Mann und Frau, an die Macht von Bildung und sei bereit, dafür zu kämpfen. In diesen Momenten rücken die Bedenken gegenüber einer Symbolfigur in den Hintergrund; hier funktioniert Malala – Ihr Recht auf Bildung als das bewegende und inspirierende Porträt einer jungen Frau.

Malala - Ihr Recht auf Bildung

Malala Yousafzai ist eine Symbolfigur für den Widerstand gegen die Taliban und für das Recht auf Bildung für Mädchen. Für ihren Mut und ihren couragierten Kampf hat sie 2014 den Friedensnobelpreis erhalten, außerdem hat sie im Alter von 16 Jahren ihre Autobiographie „Ich bin Malala“ veröffentlicht. In seinem bewegenden Dokumentarfilm „Malala – Ihr Recht auf Bildung“ erzählt David Guggenheim („Eine unbequeme Wahrheit“) ihre Geschichte.
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