Love Eternal

Eine Filmkritik von Björn Helbig

Keine Verbindung ins Reich der Toten

Nicht zum ersten Mal kommen die Lebenden mit den Toten durch moderne Kommunikationsmittel in Kontakt. In Joey war es ein Telefon, in Poltergeist, Ring und White Noise ein Fernseher, in Pulse eine mörderische Website. Doch selten waren diese Filme so melancholisch wie Love Eternal von Brendan Muldowney, der nach seinem rabiaten Debüt Savage in diesem zweiten Film sehr viel sanftere Töne anschlägt. Hier versucht ein junger Mann über ein Funkgerät mit seinem toten Vater in Verbindung zu treten. Doch das Funkgerät bleibt stumm.
Als Kind hat Ian (Robert de Hoog) seinen Vater verloren, als junger Mann eine Mitschülerin, später seine Mutter. Vom Vater hat er ein Funkgerät bekommen, mit dem er jede Nacht versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen, von seiner Mutter ein selbstgeschriebenes Buch mit Lebenstipps. Weil sich der scheue Ian mit den Toten mehr verbunden fühlt als mit den Lebenden, beschließt er zu sterben. Doch sein erster Versuch geht schief: Statt sich selbst das Leben zu nehmen, beobachtet er zufällig eine Gruppe von Leuten bei ihrem Kollektivselbstmord. Eine der Leichen, eine tote Frau, nimmt er mit in seine Wohnung.

Allein durch die Inhaltsangabe ließe sich wohl kaum beurteilen, ob man es mit einem Thriller, einem Psychodrama oder möglicherweise einer schwarzen Komödie zu tun hat. Doch so richtig trifft nichts davon auf den Film zu. Love Eternal, der auf dem Roman Loving The Dead von Kei Oishi beruht, wäre wohl noch am ehesten als Coming-of-Age zu bezeichnen, auch wenn ihm der oftmals heitere Ton seiner Genre-Verwandten weitestgehend fehlt. Vielleicht ist der Erzählton manchmal etwas zu verklärt, mit Sicherheit hat die Filmmusik ihre aufdringlichen Momente. Trotzdem ist Muldowney ein Film gelungen, der selbstbewusst ein Tabu-Thema anpackt. Dabei nutzt der Regisseur – das muss man ihm weiterhin anerkennend zugute halten – sein Sujet weder für billige Lacher noch für Rührseligkeiten, er bringt stattdessen echtes Interesse für seine Hauptfigur und deren nekrophile Neigung auf. Muldowney erklärt nicht viel und doch bekommt der Zuschauer eine Ahnung von Ians Charakter, seinen Traumata und seinen Sehnsüchten.

Eine Wendung nimmt die Geschichte, als Ian seine todessehnsüchtige Nachbarin Naomi Clarke (Pollyanna McIntosh) kennenlernt und anfangs glaubt, in ihr einen neuen Liebesleichnam gefunden zu haben. Leider – trotz der tollen McIntosh – eine Wendung zum Schlechteren. Denn ab jetzt wird es etwas zu einfach: Ian erkennt, dass das Leben vielleicht doch ganz schön sein kann, wenn man sich zu einem lebendigen Menschen hingezogen fühlt, und dass es folglich mit dem eigenen Tod noch Zeit hat. Außerdem erscheint es ihm auf einmal unangemessen, die Leichen fremder Frauen im Garten zu horten. Das mutet schon ein wenig pädagogisch an.

Auch am Ende bleibt das Funkgerät stumm. Es gibt keine Verbindung ins Reich der Toten, keine erwiderte Liebe aus dem Jenseits. Um Liebe zu erfahren, soviel ist Ian klar geworden, wird er auf Erden weiterleben müssen. Wer würde bei dieser gefälligen Message nicht zustimmend nicken?

Love Eternal

Nicht zum ersten Mal kommen die Lebenden mit den Toten durch moderne Kommunikationsmittel in Kontakt. In „Joey“ war es ein Telefon, in „Poltergeist“, „Ring“ und „White Noise“ ein Fernseher, in „Pulse“ eine mörderische Website. Doch selten waren diese Filme so melancholisch wie „Love Eternal“ von Brendan Muldowney, der nach seinem rabiaten Debüt „Savage“ in diesem zweiten Film sehr viel sanftere Töne anschlägt.
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