Karate Tiger

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Karate Tiger? Das ist doch der Film, von dessen Hauptdarsteller man nie wieder etwas gehört hat und dessen Bösewicht-Nebendarsteller zum Superstar wurde? Ja, genau. Durch Karate Tiger wurde Jean-Claude Van Damme zum Star. Warum auch immer.

Jason (Kurt McKinney) ist ein Teenager in L.A. Sein Vater weigert sich, sein kleines Karate-Dojo an ein kriminelles Großunternehmen zu verkaufen. Da diese Männer mit den Karate-Schulen ihre dunklen Machenschaften verschleiern wollen, gehen sie natürlich wenig zimperlich mit Nein-Sagern um (wie genau das geht, weiß eigentlich keiner). Mit gebrochenem Bein zieht der Vater samt Familie schließlich nach Seattle. Doch hier geht der Ärger weiter. Jason findet in R.J. zwar einen neuen Freund, doch legt er sich mit den örtlichen Halbstarken an. Doch während Jasons Vater der Gewalt völlig entsagt hat, sich also auch nicht mehr verteidigen will, teilt Jason zu seinem und R.J.s Schutz auch gut aus. Da Jason mehr als einmal eine aufs Maul kriegt, heult er sich abends vor seinem Bruce Lee-Poster aus. Und siehe da, eines Tages steht selbiger, eingehüllt in gleisendes Licht, vor Jason und lehrt ihn die geheimsten Geheimnisse seiner Kampfkunst. Und es dauert nicht lange und die bösen Buben aus L.A. tauchen auch in Seattle auf. Mit dabei: Kampfmaschine Ivan Kruschensky (Van Damme).

Die Frage ist berechtigt, warum ein so unterirdisch schlechter Film zu so einem Kult werden konnte. Der Rezensent gibt zu, als kleiner Bub selbst total auf Karate Tiger abgefahren zu sein. Mit den Jahren Abstand gibt es auch immer noch Momente, die einfach kultig sind. Kultig schlecht wohlgemerkt. Der dauerfressende Fettsack, die Testosteron befeuerten Halbstarken, die lächerlich miesen Sprüche und das eisenharte Training sind nur ein paar dieser Momente. Auch darstellerisch gibt es hier wenig zu holen. Van Damme hinterlies zurecht mit seinem Spagat und den Kicks den meisten Eindruck. Es gab ja sonst keine Highlights, die die Aufmerksamkeit auf sich hätten ziehen können. Und ja; Regie, Kamera und Schnitt taugen allesamt nichts. Doch jetzt kommt das große Aber. Karate Tiger hat Charme. Und das hebt diese Gurke über all die lächerlichen Karatefilme der 80er und 90er hinaus. Das Dirty Dancing-Syndrom, wenn man so will: Die Zutaten sind so lala, aber irgendwie passt alles und unterhält dann doch ganz gut. Karate Tiger ist ein Unfall, bei dem man nicht hinsehen will, es aber doch muss. Einen weiteren Beitrag hierzu leistet der kultige Soundtrack mit eigens komponiertem 80er Pop-Rock-Murks.

Leider täuscht die schicke Metall-Box der Limited Edition der DVD (übrigens erstmals uncut mit äußerst überflüssigen Szenen) darüber hinweg, dass die Bildqualität unter aller Sau ist. Jedes Karate Tiger-Videotape aus den 90ern (wie das des Rezensenten) hat ein besseres Bild. Der Ton ist ebenfalls furchtbar. Wie auch immer, ob VHS oder DVD, Karate Tiger ist ein Jungsfilm, wie er im Buche steht. Und daran werden auch die oben genannten Kritikpunkte nichts ändern.
 

Karate Tiger

Karate Tiger? Das ist doch der Film, von dessen Hauptdarsteller man nie wieder etwas gehört hat und dessen Bösewicht-Nebendarsteller zum Superstar wurde? Ja, genau.

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