Infinite Space - Der Architekt John Lautner

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Visionäre Wohn(t)räume

Es sind gebaute Räume, die den zivilisierten Menschen beherbergen, der überwiegend innerhalb der Architektur seiner Umgebung lebt, die nicht nur seinen Lebensstil, sondern auch seine Wahrnehmung ganz entscheidend prägt. Der US-amerikanische Architekt John Lautner (1911-1994), dessen Geburtstag sich in diesem Juli zum 100. Mal jährt, erhob die Kriterien der Schönheit, Wahrhaftigkeit und des unendlichen Raums zu den Maximen seiner visionären Baukunst, die sich in berühmten Gebäuden wie dem Elrod House in Palm Springs, der weniger bekannten Pearlman Cabin in Idyllwild und dem spektakulären Malin House in Hollywood, genannt „Chemosphere“ ausdrückte. Infinite Space – Der Architekt John Lautner stellt ein ebenso hintergründlich informatives wie visuell beeindruckendes Porträt dieses exklusiven Architekten und seines Schaffens dar, das die vordergründig gegensätzlichen Begriffe des Innens und Außens in einer ineinanderfließenden Einheit zu gestalten bemüht war.
So genannte Space-Age-Bauten und die Googie-Architektur zählen zu den prägnantesten Tendenzen innerhalb der Projekte John Lautners, der als Schüler des legendären Architekten Frank Lloyd Wright begann und seit 1940 seine ganz eigenen Vorstellungen von Raum-Kompositionen realisiert hat. Anhand von Archiv-Aufnahmen, die der schottische Regisseur, Autor und Kurator Murray Grigor für seinen Film genutzt hat, kommt John Lautner selbst zu Wort und kommentiert seine auf das Humane fokussierte Philosophie sowie seine Bauten, während die Kamera die passenden Impressionen dazu einfängt. Doch Infinite Space – Der Architekt John Lautner präsentiert darüber hinaus auch einige prominente Bewunderer des Architekten wie den Schauspieler Sean Connery, der als James Bond im Elrod House im Einsatz war, den kanadischen Star-Architekten Frank Gehry, den Lautner nachhaltig inspiriert hat, sowie zahlreiche Protagonisten aus dessen Freundes- und Familienkreis, die persönliche wie künstlerische Aspekte beisteuern.

Dass Architektur ein an Dimensionen wie Passionen reiches Territorium sein kann, das Wohn- und Lebens(t)räume eröffnet und beschreibt, bringt diese Dokumentation auf bei Zeiten geradezu bezaubernde Weise zum Ausdruck. Der fachkundige Filmemacher Murray Grigor thematisiert jedoch auch die zunehmenden Diskrepanzen zwischen dem Architekten und seinen Bauherren, die vor allem in der späteren Schaffensphase John Lautners verstärkt auftraten, dessen radikale Vorstellungen keineswegs immer auf Begeisterung trafen. Auf diese Weise entsteht das präzise recherchierte, differenzierte Porträt einer eigensinnigen Künstlerpersönlichkeit, das durch die mitunter fulminante Kameraführung von Hamid Shams besticht. Und dabei breitet sich beim Zuschauer nachhaltig die Sehnsucht nach menschenfreundlichen Räumen und Umgebungen jenseits der gewöhnlichen Gestaltungen aus, so dass die verführerischen Bilder von Infinite Space – Der Architekt John Lautner noch lange nachwirken.

Infinite Space - Der Architekt John Lautner

Es sind gebaute Räume, die den zivilisierten Menschen beherbergen, der überwiegend innerhalb der Architektur seiner Umgebung lebt, die nicht nur seinen Lebensstil, sondern auch seine Wahrnehmung ganz entscheidend prägt.
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