In einem wilden Land

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Der Kampf der Geschlechter

Manche Filme brauchen etwas länger, bis sie den Weg in die Kinos schaffen. Auch im Falle von In einem wilden Land / In a Savage Land liegen fast acht Jahre zwischen der Vollendung des Werk und seinem Start in den deutschen Kinos. So muss man kein Prophet sein um vorherzusagen, dass dieser Film definitiv kein Erfolg sein wird. Schade eigentlich, denn In einem wilden Land / In a Savage Land hat eine derart stiefmütterliche Behandlung eigentlich nicht nötig.

Im Fokus des Films steht das australische Anthropologen-Ehepaar Philip und Evelyn Spence (Martin Donovan und Maya Stange), die kurz nach ihrer Hochzeit in die Flitterwochen verreisen. Doch die Reise führt nicht in ein romantisch gelegenes Hotel, sondern nach Melanesien, auf die Trobriand-Islands im heutigen Papua-Neuguinea, wo sich nach Meinung der Anthropologen eines der letzten Reservate eines von der Zivilisation unberührten paradiesischen Urzustandes befindet. Die Ureinwohner der Inseln sind in der Fachwelt bekannt für einen äußerst freizügigen Umgang mit der Sexualität, hier herrschen die Frauen mit sanfter Hand über die Männer, Kriege, Streitigkeiten jedweder Art und andere negative „Errungenschaften“ des modernen Lebens sind absolut unbekannt.

Fasziniert nähert sich das Ehepaar den „Wilden“ und beobachtet mit wissenschaftlicher Akribie die Lebensweise der Inselbewohner. Bald schon kommt es zwischen den Jungvermählten zu ersten Zerwürfnissen, denn wie selbstverständlich beansprucht Philip in dem Team, das die beiden nun bilden, die Führungsrolle und teilt seiner Frau lediglich untergeordnete Tätigkeiten zu. Auch in seinen Untersuchungen lässt sich Philip vom sicheren Gefühl der eigenen Überlegenheit leiten und übersieht wesentliche Merkmale des Zusammenlebens der Insulaner, weil sie nicht in sein eigenes Weltbild passen. Enttäuscht und verärgert nähert sich Evelyn dem Untersuchungsgegenstand auf ihre Weise an, sie lernt die Sprache der Ureinwohner, lebt mit ihnen und erlangt so Einsichten, die ihrem verbohrten Gatten verschlossen bleiben. Die klassische Geschichte einer Emanzipation, wenn da nicht der zwielichtige Perlenhändler Mick (Rufus Sewell) wäre, der ebenfalls auf der Insel lebt und undurchsichtige Geschäfte betreibt. Im Nu sieht sich Evelyn einem vielfachen Zwiespalt ausgesetzt, der nahezu alle Bereiche ihres Lebens umfasst. Und am Ende wird nichts mehr so sein, wie es vorher war.

Der Regisseur Bill Bennett hat mit In einem wilden Land / In a Savage Land eine faszinierende und vielschichtige Studie über Geschlechterrollen, Selbstfindung und die damit verbundenen Schwierigkeiten gedreht, die zu beinahe jedem Zeitpunkt überzeugt. Das liegt vor allem an der hervorragenden Schauspielerin Maya Stange, die alle Phasen der Metamorphose ihrer Figur mit Bravour darzustellen versteht. Auch Bennetts einfühlsame Regie, die niemals ein beschönigendes oder gar kitschiges, sondern immer glaubwürdiges Bild eines Lebens im Urzustand zeigt, sein virtuoses Wechseln von einem nüchtern-wissenschaftlichen Blick hin zu hoch emotionalen Szenen machen aus diesem Film intelligente Unterhaltung, der man eine offensivere Verleihpolitik und ein größeres Publikum wünschen würde.
 

In einem wilden Land

Manche Filme brauchen etwas länger, bis sie den Weg in die Kinos schaffen. Auch im Falle von [b]In einem wilden Land / In a Savage Land[/b] liegen fast acht Jahre zwischen der Vollendung des Werk und seinem Start in den deutschen Kinos.

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Meinungen

· 03.10.2007

Großes Kino vor beindruckender exotischer Kulisse und eine berührende Liebesgeschichte gibt es auch. Man denkt nach dem Film das muss die Verfilmung eines ganz berühmten Romans sein den man irgendwie verpasst hat und ist dann noch erstaunter wenn man liest, dass der Film 'nur' einem Originaldrehbuch seines Regisseurs entsprungen ist.