Get On Up

Eine Filmkritik von Gregor Torinus

Die Musik ist der Star

Musiker-Biopics sind ein Genre für sich. Gerade in Hollywood wird bei diesen Filmen selten auf große filmische Innovationen gesetzt. Aber aufgrund der oft turbulenten Lebenswege und der Musik der portraitierten Stars sind sie trotzdem zumeist sehenswert. Ein gutes Beispiel für solch einen an größeren Überraschungen armen, aber trotzdem sehr unterhaltsamen und bewegenden Film ist Ray, in dem Jamie Foxx den blinden Sänger und Klavierspieler Ray Charles verkörpert. Ähnlich glattgebügelt, aber trotzdem schön ist auch Tate Taylors (The Help) Portrait von James Brown in Get On Up, in dem insbesondere Chadwick Boseman in der Rolle des „Godfather of Soul“ überzeugt.
James Brown (Chadwick Boseman) stammt aus ärmlichen Verhältnissen und wächst aufgrund des Desinteresses seiner Eltern bei seiner Tante (Octavia Spencer) auf. Diese ist eine Bordellbesitzerin und spannt den kleinen James zur Kundenwerbung für ihr Etablissement ein. Eines Tages wird der 16-jährige James bei dem Versuch einen Anzug zu klauen erwischt und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Dort treten irgendwann die „Gospel Starlighters“ auf und entdecken James‘ Gesangstalent. Der junge Bandleader Bobby Byrd (Nelsan Ellis) überredet seine Eltern, James bei sich aufzunehmen. Auch Bobbys Schwester findet schnell an James Gefallen und geht vor dem familiären Kirchgang schnell „ein paar Harmonien“ mit ihm durch. Bei einem Konzert des noch unbekannten Little Richard (Brandon Smith) überredet James seine Bandkollegen in einer Spielpause die Bühne zu entern. Für ihren Auftritt erntet er die Anerkennung des späteren Stars. Bald ist auch der Talentscout Ben Bart (Dan Aykroyd) an der Band interessiert – genau gesagt interessiert er sich jedoch nur für den charismatischen James Brown…

Anders, als in vielen ähnlichen Biopics steht in Get On Up nicht der Mensch James Brown im Mittelpunkt der Geschichte, sondern der geniale Musiker und dessen Musik. Das funktioniert deshalb, weil Chadwick Boseman (42 – Die wahre Geschichte einer Sportlegende) dem Sänger nicht nur erstaunlich ähnlich sieht und sogar eine ähnliche Stimme wie James Brown hat, sondern weil er auch dessen unglaubliche Energie und Charisma überzeugend auf die Leinwand bringt. So sind die zahlreichen Szenen, in denen man die Band auf der Bühne, bei der Probe oder im Tonstudio sieht das Herzstück des Films. Die schlichte Botschaft von Get On Up lautet, dass James Brown ganz für seine Musik gelebt hat, aber zugleich auch ein ausgefuchster Geschäftsmann war.

Die heimliche zweite Hauptrolle spielt sein Bandkollege und einziger richtiger Freund Bobby Byrd, der von einem ebenfalls hervorragenden Nelsan Ellis (Der Butler) verkörpert wird. Er ist das Herz der Band und auch des Films. Im Gegensatz zu dem Großteil der anderen Bandmitglieder sieht Bobby Byrd seinem Freund sogar dessen despotische Art seine Band zu leiten nach. Er versteht, dass James Brown der geborene Mann im Vordergrund ist und gibt diese Rolle deshalb schnell freiwillig an seinen Freund ab. Bobby meint, sie alle könnten glücklich sein mit solch einem Genie zusammenarbeiten zu dürfen und dass James sie mit seiner Energie und seinem Glanz umfängt und mitnimmt.

Die tyrannische Art, die James Brown in der Band an den Tag legt, ist die einzige Schattenseite des Portraitierten, die ungeschönt gezeigt wird. Ansonsten sieht man nur, wie eine Ehefrau die vorherige ablöst, ohne dass dafür ein Grund gezeigt wird. Ein einziges Mal sieht man (bzw. sieht man nicht, weil es hinter einer Zimmerwand geschieht) wie James Ehefrau Nummer Drei verprügelt. Wenn man bedenkt, dass der Musiker mehrfach wegen häuslicher Gewalt im Gefängnis war, dann ist das schon sehr weichgespült. Ebenfalls mit einer einzigen entsprechenden Szene wird James Browns zeitweise exzessiver Kokainkonsum abgefrühstückt. Solche unschönen Seiten werden zwar kurz angetippt, aber nie so lange, dass die fröhlich funkige Gesamtstimmung des Films dabei Schaden nehmen könnte. Deshalb hat man, wenn man nach weit über zwei Stunden Laufzeit das Kino verlässt, zwar nichts substanziell Neues über James Brown gelernt, aber dafür immerhin definitiv eine gute Zeit gehabt.

Get On Up

Musiker-Biopics sind ein Genre für sich. Gerade in Hollywood wird bei diesen Filmen selten auf große filmische Innovationen gesetzt. Aber aufgrund der oft turbulenten Lebenswege und der Musik der portraitierten Stars sind sie trotzdem zumeist sehenswert. Ein gutes Beispiel für solch einen an größeren Überraschungen armen, aber trotzdem sehr unterhaltsamen und bewegenden Film ist „Ray“, in dem Jamie Foxx den blinden Sänger und Klavierspieler Ray Charles verkörpert.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

kim · 14.10.2014

Den Film kann man sich anschauen, muss man aber nicht. Die Zeit zieht sich beim Ansehen. Die besten Szenen sind bereits in Trailer zu sehen. Erzählt wird das Leben James Browns, mutmaßlich authentisch. Man sieht wie extrem schwierig seine Kindheit und seine Knastaufenthalte waren, aber man bleibt unberührt. Von allem.
Sorry - this film has no soul.