Friendship! (2009)

Eine Filmkritik von Malte Can

East Rider – ein abenteuerliches East-to-West-Roadmovie

Als die Mauer fällt, steht ihnen buchstäblich die ganze Welt offen: Der einsame Draufgänger Tom (Matthias Schweighöfer) und sein bester Freund, der verschlossene Halbwaise Veit (Friedrich Mücke), der dessen Liebe zu selbstgedrehten semisplatterigen Schmalfilmen teilt, beschließen, allen elterlichen Einwänden zum Trotz, an den westlichsten Ort der Welt zu reisen, nach San Francisco. Mit ein paar Westmark Begrüßungsgeld und noch weniger Englischvokabeln im Gepäck landen sie erstmal in New York, wo sie zunächst als „Nazis“ begrüßt werden, sich dann aber stolz als „Kömjunists“ outen, was bei den Flughafenbeamten nicht gerade auf größere Sympathie stößt.

Da sie mit der verbleibenden Kohle nicht mehr nach Kalifornien kommen, machen sie es sich mit ihren letzten Dollars und den eigens produzierten Horrorfilmchen unter einer Manhattener U-Bahn-Brücke gemütlich — in der Hoffnung, ein paar cinephilen Passanten etwas Kleingeld zu entlocken. Doch dann findet Tom in Veits Rucksack ein paar Geburtstagskarten seines angeblich verstorbenen Vaters, die aus San Francisco versendet wurden. Und jetzt wird ihm klar, warum sein Freund unbedingt an die Westküste wollte. Obwohl Tom sich hintergangen und ausgenutzt fühlt, beschließt er dennoch, gemeinsam mit Veit dessen Vater zu suchen. Noch bleiben ihnen drei Wochen bis zu Veits Geburtstag, an dem er seinen Vater mit sich selbst konfrontieren möchte.

Das in satten Farben gehaltene East-Meets-Abenteuer Friendship! gewinnt nun langsam an Zugkraft, die Hürden und der Hunger werden größer, die Wendungen – manchmal zwar etwas nah an der Grenze der Glaubwürdigkeit entlangschrammend — bringen die beiden Helden in immer größere und manchmal auch unfreiwillig komische Situationen: Als sie gerade noch ihre Sieben Sachen zusammenkratzen, um dem wütenden Kugelhagel des Vaters zweier hysterisch-reizenden Teenagerinnen zu entkommen, bei denen sie mühsamen Beischlaf und – noch wichtiger – vor allem Schlaf finden wollten, sprühen beschauliche Spannungsfunken.

Nachdem ein paar urige Hardrocker noch zwei Plätze auf ihren Harleys bereitstellen, scheint das geografische Ziel in greibarere Nähe zu rücken. Doch die charmante und durchaus bezaubernde Supermarktbekanntschaft Zoey (Alicja Bachleder) stellt ihre „friendship“ erneut auf eine harte Probe…

Regisseur Mark Goller, der selbst in Amerika lebt, tat gut daran, den ehemaligen Osten Deutschlands als Ausgangssituation des Dramas knapp und mit leicht verdaulicher Ironie einzuführen, ohne dem längst zum Klischee gewordenen Ostalgiekitsch, den wir aus anderen DDR-Safaris satt sein dürften, allzu sehr auf den Leim zu gehen. Der Mauerfall ist auch nicht der rettende Deus Ex Machina, sondern bildet den eigentlichen Anstoß der Geschichte. Allein dieser Umstand wirkt schon recht erfrischend. Dagegen wirkt der Humor der Story an mancher Stelle zu verhalten-deutsch, zu verkrampft: Als die beiden übernächtigten Freunde billigen Unterschlupf in einem schummrigen Pornokino finden, ist keiner der anderen männlichen Zuschauer mit autosexuellen Handlungen zu Gange. Dies hätte in einer hypothetischen US-Version sicherlich „spritziger“ ausgesehen.

Es ist nicht immer einfach zu wissen, in welche Figur man welche Gefühle investieren muss, um dieses Roadmovie maximal erleben zu können: aufgrund der Präsenz und Prominenz Schweighöfers, der auch den aktiveren Part übernimmt, ist man stets geneigt, sich mit der von ihm wunderbar naiv verkörperten Rolle Toms zu identifizieren. Nur schade, dass die eigentlich stärkere, weil tiefere Geschichte auf Veits Rücken lastet. Dies lässt den Film zu einem emotionalen Spätzünder werden, der am Ende dafür umso mehr überrascht und bewegt.

Bis es allerdings dazu kommt, hilft die freigeistig-raue Schönheit Zoey den Jungs, ihre Filme in einem Provinzkino zu zeigen um ein paar Dollars umzusetzen. Doch im letzten Moment des Filmeinlegens beschließen sie, aus einem intuitiven Impuls heraus, anstatt der angekündigten Super-Acht-Nosferatu-Nachahmungen ihre dokumentarisch-authentischen DDR-Filmchen zum Besten zu geben. Und tatsächlich – das amerikanische Publikum tobt: Die eigene, die echte Geschichte verkauft sich im Ausland eben doch immer noch am besten.

Der Film lotet das Thema der Verkaufbarkeit der eigenen Historie weiter aus, wenn sie amerikanische Mauersteine mit Grafitti besprühen und an die konsumaffinen Vorstadtamis als „echte“ Relikte deutsch-deutscher Geschichte verjubeln. In diesem herrlich-komischen Handlungseinfall, lässt sich aber durchaus eine intelligent-selbstreferentielle Allegorie auf den deutschen Film lesen: Verkauft sich der deutsche Film im Ausland (Amerika!) immer noch fast ausschließlich mit wahlweise Holocaust oder DDR-Sujets, versuchen die Produzenten hier trotz offenkundiger, augenzwinkernder Thematisierung dieser Tatsache, sich zügig von diesen Selling Points zu lösen, und muten dem Film sehr bald ein universelleres, menschlicheres Thema (Freundschaft und Erkennen) zu, aus dem der Film am Ende seinen Mehrwert erzielt.

Ob das Ausland auf diesen Impuls reagieren wird? Man darf gespannt sein.
 

Friendship! (2009)

Als die Mauer fällt, steht ihnen buchstäblich die ganze Welt offen: Der einsame Draufgänger Tom (Matthias Schweighöfer) und sein bester Freund, der verschlossene Halbwaise Veit (Friedrich Mücke), der dessen Liebe zu selbstgedrehten semisplatterigen Schmalfilmen teilt, beschließen, allen elterlichen Einwänden zum Trotz, an den westlichsten Ort der Welt zu reisen, nach San Francisco.

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Meinungen

Andreas · 12.02.2010

Hatte mir mehr davon versprochen. Ziemlich kitschig und flach.

lola 96 · 03.02.2010

echt cooler film ich empfehle ihn allen ab 10 jahren!!!los jetzt schaut ihn euch an!!!

anna · 24.01.2010

cooooooooler film. reingehn

matthias · 19.01.2010

plumper witz und alles schon dagewesen. nicht hingehen!

Sandra Matzat · 15.01.2010

Das Beste was ich seit langem gesehen habe!!! SUPERFILM

Moritz · 22.09.2009

Na das wird aj lustig, zwei ossis gehen nach Amerika ohne ein Wort englisch zu sprechen