Exhibition

Eine Filmkritik von Benjamin Wirtz

Home, sweet Home

Mut zur Ruhe, Vertrauen in lange, unbewegliche Einstellungen ohne die Untermalung von Musik – das findet man heute in der Zeit der hektischen Montagegeschwindigkeit selten. Exhibition ist einer der Filme, der sich noch zu dieser Ruhe traut. Er begleitet seine Protagonisten ruhig, dabei kühl und distanziert bei einem entscheidenden Schritt in ihrem Leben. Im Vordergrund steht hier nicht die Handlung, sondern der Ort des Geschehens.
Der Alltag des kinderlosen Künstlerpaares D und H ist routiniert. Ihre Beziehung schwingt hin und her zwischen zärtlichem Fangenspielen im Haus und fehlendem Vertrauen in die Unterstützung des Partners, zwischen Problemen im Bett und liebevollem Vorlesen vor dem Schlafengehen. Jetzt stehen sie vor einem einschneidenden Ereignis: Sie wollen das Haus verkaufen. Exhibition ist keine Analyse eines in Routine festgefahrenen Paares – und auch keine psychologische Betrachtung der Probleme in einer langjährigen Beziehung. Exhibition ist schlicht eine Bestandsaufnahme eines Paares mit ihrer Liebe und all ihren Problemen.

Über dieses Künstlerpaar erfährt man wenig. Alle Informationen, die man über sie erhält, stehen in Verbindung mit dem Haus, das sie verkaufen wollen: Es ist ein Künstlerhaus, nicht für Kinder geeignet; sie leben seit 18 Jahren dort und vorher hat ein anderes Paar dort ebenso wie sie viele glückliche Jahre verbracht. Erst nach und nach wird deutlich, dass die Frau wohl einige psychische Probleme hat.

Obwohl die Protagonisten oft minutenlang im Bild sind und man sie auch in sehr intimen Situationen genau und intensiv beobachten kann, erzeugt der Film bewusst eine Distanz zu ihnen. Dem Zuschauer wird kaum eine Möglichkeit gelassen, eine emotionale Nähe zu den Figuren aufzubauen. Schon die auf einen Buchstaben begrenzten Namen D und H führen das vor Augen. Die Handlungen der beiden finden oftmals außerhalb des Filmbildes statt und werden nur über den Ton für den Zuschauer erfahrbar gemacht. Auch wird häufig nach außen vor das Haus geschnitten. Wir verlassen damit die Figuren, das Augenmerk wird auf das Haus gerichtet. Immer wieder wird der Zuschauer so aus dem Leben der beiden ausgeschlossen.

Zu der starken Distanz zu dem Paar trägt auch die kühle Atmosphäre bei, die in dem Haus herrscht. Die matten Farben und die teilweise sehr spärliche und eintönige Ausstattung des Hauses wirken sehr ungemütlich. Dieses Haus ist der dritte Protagonist des Films, und trotz der Kühle wohl der einzige, der dem Zuschauer richtig vertraut wird. Die Räumlichkeiten des Hauses stehen oft im Vordergrund. Die Besonderheiten in der Architektur sind überaus prägnant gestaltet und werden immer wieder ins Bild gerückt. Die starke Verbindung der Protagonisten – vor allem der Frau – zum Haus, wird wiederholt thematisiert, wenn die Körper — mal auf subtilere, mal auf explizitere Weise — fließend in die Architektur des Hauses übergehen.

Trotz einiger guter Ideen und seiner angenehmen Ruhe vermag der Film allerdings nicht, durchgehend zu fesseln. Die beabsichtigte Distanz zu den Figuren erscheint mitunter als zu stark, wodurch das Interesse an den Protagonisten bald verloren zu gehen droht. Die kurz geweckte Neugier, vor allem an den psychischen Problemen der Frau, kann nicht gehalten werden. Was dem Zuschauer bleibt, ist das Haus und die Faszination für die Architektur der Räume.

Exhibition

Mut zur Ruhe, Vertrauen in lange, unbewegliche Einstellungen ohne die Untermalung von Musik – das findet man heute in der Zeit der hektischen Montagegeschwindigkeit selten. „Exhibition“ ist einer der Filme, der sich noch zu dieser Ruhe traut. Er begleitet seine Protagonisten ruhig, dabei kühl und distanziert bei einem entscheidenden Schritt in ihrem Leben. Im Vordergrund steht hier nicht die Handlung, sondern der Ort des Geschehens.
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