Erlöse uns von dem Bösen

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Erlöse uns von der Langeweile

Da kann sich Eric Bana noch so sehr abstrampeln, wenn man in einem Film landet, dessen Drehbuch essentiell nur die Langeweile und Schreibfaulheit seines Schöpfers kanalisiert, kann nicht viel bei rumkommen. Und so landen wir gleich mitten drin in Erlöse uns von dem Bösen, einem Film, der sich zu zwei Dritteln aus gängigen Horrorfilmtropen speist und sich anfühlt wie das Bastardkind von Sieben und Friedkins Der Exorzist. Da hilft auch nicht, dass der Film auf einem Buch basiert, das geschrieben wurde von einem Mann, der all diese übernatürlichen Dinge, die der Film hier vor sich hin kaut, wirklich erlebt hat. Aber bevor wir weiter auf die Probleme von Erlöse uns von dem Bösen eingehen, zuerst ein kleiner Ausflug in den Inhalt:
Sergeant Ralph Sarchie (Eric Bana) hat den „Radar“. Ab und zu weiß er einfach, wenn irgendwo in der Stadt etwas Außergewöhnliches passiert. Das freut seinen Kollegen und bekennenden Adrenalinjunkie Butler (Joel McHale). Seine Frau und Tochter sind davon wiederum nicht begeistert. Eines Abends schlägt Sarchies Radar bei einem harmlos klingenden Notruf aus, der ihn in das Haus eines Irak-Kriegsveteranen führt. Kurz darauf müssen sie sich mit einer völlig psychotischen jungen Frau beschäftigen, die im Zoo ihr Kind den Löwen zum Fraß vorgeworfen hat. Ein weiterer Fall führt sie in den Keller eines Hauses, in dem sie eine Leiche finden. Es stellt sich heraus, dass zwischen diesen Einzelfällen eine Verbindung besteht. Leider weiß der Zuschauer um diese Verbindung schon seit der ersten Minute, denn der Film beginnt mit Soldaten im Irak, die in einer Höhle seltsame Inschriften finden und dann scheinbar von etwas Unsichtbarem attackiert werden. Man ahnt es schon und nach einer dreiviertel Stunde ist Sarchie dann auch so weit zu erkennen, dass es sich hier um dämonische Probleme handelt. Doch weite Teile des Filmes lassen kein wirkliches Vorankommen zu, denn das Drehbuch sieht vor, dass Sarchie sich seiner Erkenntnisse wehrt und überzeugt werden muss. Vornehmlich durch sich aufhäufende unerklärliche Geschehnisse und eine Reihe typischer Momente, die Angst machen sollen, indem etwas plötzlich von hinten (oder vorne) ins Bild springt. Was aber noch fehlt, wenn man es mit einem Dämonen zu tun hat, ist natürlich ein Exorzist und Sarchie bekommt hier mit Father Mendoza (Edgar Ramirez) die Chippendales-Version eines Geistlichen an die Seite gestellt. Das muss man dem Film lassen, Exorzismus sah noch nie so gut aus. Der Nachteil ist allerdings, dass man einem so jungen Father, der dazu noch in Lederjacke rumläuft und Whisky säuft nicht wirklich die Kompetenz zuspricht, die ein solcher Job mit sich bringt.

Und genau das ist das Hauptproblem dieses Filmes. Neben dem langweiligen Drehbuch. Er nimmt sich und sein Genre eigentlich nicht ernst. Das ist an sich ja kein Problem, wenn man dann eben die gegenteile Haltung einnimmt und die gängigen Klischees humoristisch überspitzt. Aber Erlöse uns von dem Bösen — oder Erlöse uns von der Langeweile, wie der Film eigentlich heißen sollte — tut nichts dergleichen. Viel mehr erinnert er mich an einen Kaugummi kauenden Teenager, der gezwungen wurde, vor der Klasse Goethes Erlkönig zu rezitieren und in jedem Satz vor allem eines zum Ausdruck zu bringen versucht: seine Langeweile. Nun hätte der Film dieses Dilemma wenigstens durch eine ausgezeichnete, sinnlich-gruselige Atmosphäre abfedern können. Doch auch dies mag nicht so recht gelingen. Sarchie und Co. bewegen sich durch eine recht eigenartige Bronx, die zum einen unerwartet leer ist — nur wenig passiert hier auf den Straßen, die dazu noch kaum von den dort eigentlich massenhaft wohnhaften „Minoritäten“ begangen werden, was recht untypisch für diese Gegend ist. Zum Anderen ist diese Gegend stets in ein mattes Dunkel getaucht, so dass man das Gefühl hat, die Sonne kommt nicht mehr an in New York. Dunkel ist aber leider nicht gleich gruselig und so bleibt das Visuelle des Filmes eher matt, die Atmosphäre eher leer.

Insgesamt ist Erlöse uns von dem Bösen eher ein Film, den man vielleicht an einem lahmen Sonntagnachmittag zuhause auf DVD schaut. Für die große Leinwand (und das entsprechende Eintrittsgeld) ist der Film eher unzureichend.

Erlöse uns von dem Bösen

Da kann sich Eric Bana noch so sehr abstrampeln, wenn man in einem Film landet, dessen Drehbuch essentiell nur die Langeweile und Schreibfaulheit seines Schöpfers kanalisiert, kann nicht viel bei rumkommen. Und so landen wir gleich mitten drin in „Erlöse uns von dem Bösen“, einem Film, der sich zu zwei Dritteln aus gängigen Horrorfilmtropen speist und sich anfühlt wie das Bastardkind von „Sieben“ und Friedkins „Der Exorzist“.
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Meinungen

Das sehe ich anders · 27.05.2020

... Oder doch eher: Und erlöse uns von solchen Kritiken...?
Ich will es mal kurz so zusammenfassen:

Der Film hat eine unheimliche Grundstimmung. Die Schockmomente des Films sind selbst für „geübte Horrorgucker“ effektiv und in mehreren Szenen kriecht aufgrund der Kombination von Spannungsaufbau, Sound, Bild, Ausschnitt und Schnitt eine leckere Gänsehaut den Rücken hinauf.
Die Charaktere sind, erst recht für einen Horrorfilm, interessant.
Besonders zu erwähnen: Für mich waren unter Anderem besonders die Sounds des Films maßgeblich zum Grusel breitragend.
Klar gab es ein paar Klischees - diese müssen aber nicht per se schlecht sein.
Klar ist auch: Der Film ist keine Perle. Aber diese Kritik wird dem Film nicht gerecht, Beatrice.

Manfred roggusch · 18.01.2021

Kann die negative Kritik in keinster weiße nachvollziehen. Für mich einer besten und spannendesten Filme der letzten Jahrzehnte. Kann man sich immer wieder ansehen.