Die Wahlkämpferin

Eine Filmkritik von Andreas Günther

Aus Spaß an der Freud´

Was sich neckt, das liebt sich. Aber stimmt das auch, wenn sich zwei Polit-Manager so erbittert befehden wie Sandra Bullock und Billy Bob Thornton in Die Wahlkämpferin? Es ist schwer zu entscheiden, ob ihr Einsatz für konkurrierende Bewerber um das Präsidentenamt Boliviens dazu dient, ihre Beziehung zueinander zu beleuchten, oder ob diese Beziehung vielmehr der Aufhänger ist, sich mit skrupellosen Manipulatoren der öffentlichen Meinung auseinanderzusetzen. Der Film ist wie ein Vexierbild: Bald bissige Satire, bald Anhauch romantischer Komödie. Daraus wird kein Ganzes. Zudem ist niemand, der sehenden Auges das moralisch Falsche tut, sympathisch. Daher gibt zwar viel Anlass zu Vergnügen – aber mit schlechtem Gewissen.
Wahlkampf-Strategin Jane Bodine (Sandra Bullock) verträgt Bolivien zunächst nicht sehr gut: Die Höhenlage des Landes macht ihr zu schaffen. Von ihrem Temperament, das ihr den Beinamen „Calamity Jane“ einbrachte, ist kaum etwas zu spüren. Sie hängt meist kotzend in der Ecke. Bis der Kandidat, für den sie arbeiten soll, Castillo (Joaquim de Almeida), ein neoliberaler Konservativer, der wieder Präsident werden will, aber hoffnungslos hinten liegt, auf einer Wahlkampfveranstaltung ein Ei an den Kopf kriegt und seinerseits den Angreifer mit einem Faustschlag niederstreckt. Da weiß Jane wieder, warum sie hier ist.

Nämlich wegen ihres Kollegen und Rivalen Pat Candy (Billy Bob Thornton), der den weit vorn liegenden, links orientierten Rivera (Louis Arcella) unterstützt. Bei der Attacke auf Castillo eräugt sie ihn, wie er mit arroganter Lässigkeit an eine Hausecke gelehnt den Vorfall verfolgt. Aus purer Wut wirft sich Jane nun ins Zeug, bellt ihre Mitarbeiter mit einer riskanten, aber vielversprechenden Kampagnenstrategie an – und holt Castillo in einer gnadenlosen Aufholjagd Punkt für Punkt aus dem Umfragetief.

Jane will sich dafür rächen, dass Pat einmal einen Todesfall in der Familie eines ihrer Kandidaten heraufbeschwor. Doch die Anspielungen, die sich einschleichen, wenn die beiden in Telefonaten ironisch die Wahlkampfleistung des jeweils anderen kommentieren, deuten außerdem auf enttäuschte Liebe hin. Der Blick, mit dem Jane im gemeinsamen Hotel heimlich Pat mustert, wie er mit einem trägen Griff in den Schritt bei sich für Ordnung sorgt, ist der eines Menschen, der nicht glauben kann, für so jemanden je etwas empfunden zu haben.

Meisterhaft beherrscht Sanda Bullock dabei eine typisch amerikanische Variante der Filmschauspielerei: Den Anblick des anderen aufsaugen, Aggression ausbrüten und sie bald in explodierende Aktion, bald in genüsslich aufgestellte Fallen münden zu lassen. Dank Bullocks perfektem Timing schießt der treffende Witz ihrer Streiche aus der Tiefe des Unerwarteten und des Understatements auf. Nur: Wozu das alles? Um der persönlichen Kabbelei mit Pat willen fördert sie einen Politiker, der Gift fürs Land ist – und weiß es. Und wenn der Zuschauer Beifall spendet, wird er zum Komplizen eines eitlen Spaßes an der Freud.

Die Wahlkämpferin

Was sich neckt, das liebt sich. Aber stimmt das auch, wenn sich zwei Polit-Manager so erbittert befehden wie Sandra Bullock und Billy Bob Thornton in „Die Wahlkämpferin“? Es ist schwer zu entscheiden, ob ihr Einsatz für konkurrierende Bewerber um das Präsidentenamt Boliviens dazu dient, ihre Beziehung zueinander zu beleuchten, oder ob diese Beziehung vielmehr der Aufhänger ist, sich mit skrupellosen Manipulatoren der öffentlichen Meinung auseinanderzusetzen.
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