Die Hüterin der Wahrheit - Dinas Bestimmung

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Düster und schön

Auch in Dänemark gibt es erfolgreiche Jugendbuch-Reihen, die der Verfilmung harren. Wenn sich jemand wie Anders Thomas Jensen (Men & Chicken) des Skripts annimmt, dann darf man dabei durchaus gespannt sein, ist die Vorlage von Die Hüterin der Wahrheit – Dinas Bestimmung doch alles andere als harmlose Fantasy-Kost für Kinder, sondern durchaus düster geraten.
Die Fürstenfamilie ist ermordet worden – der Täter scheint der älteste Sohn Nicodemus (Jakob Oftebro) zu sein. Dessen Halbbruder Drakan (Peter Plaugborg) will ihn sofort aburteilen lassen und die Macht an sich reißen, doch andere Höflinge wollen sicher gehen. Darum wird die Beschämerin (Marie Bonnevie) gerufen, eine Frau, die einem Menschen tief in die Seele blicken kann. Vor ihr enthüllt er, was ihn beschämt. Aber Nicodemus hat niemanden getötet. Das erkennt Dina (Rebecca Emilie Sattrup), die Tochter der Beschämerin, die dieselbe Gabe hat. Doch das passt Drakan gar nicht …

Mit einer jungen weiblichen Hauptfigur und Drachen ist das Ganze so etwas wie die Kehrseite der Medaille von Mara und der Feuerbringer. Beide basieren auf Romanen für ein junges Publikum, beide entstanden außerhalb des Hollywood-Systems und beide haben ein überschaubar großes Budget. Doch wo die deutsche Produktion über Fernseh-Niveau nicht hinauskam, lebt Die Hüterin der Wahrheit – Dinas Bestimmung von seinem Kino-Flair.

Es ist sicher das dankbarere Setting, wenn man eine Fantasy-Welt hat, die dem Mittelalter nicht unähnlich ist, und doch kann man die dänische Produktion darauf nicht herunterbrechen. Denn trotz der Wurzel im Jugendroman ist dies eine Produktion, die wirklich ein Publikum jeden Alters anspricht. Auch und gerade, weil sich der Film nicht der Beschönigung hingibt. Er behandelt ernsthafte Themen, und das auf eine Art und Weise, die man Kindern zumuten kann, die aber auch für ein erwachsenes Publikum anregend ist.

Die Figuren sind gekonnt ausgearbeitet, gerade Dina, die eine starke Identifikationsfigur für ein junges, weibliches Publikum ist. Aber auch das übrige Ensemble überzeugt. Die hierzulande weitestgehend unbekannten Schauspieler wirken in ihren Rollen authentisch – ein größeres Kompliment kann man einem Werk wie diesem wohl kaum machen.

Technisch überzeugend ist der Film auch, insbesondere mit den Drachen, die eher wie riesige Echsen agieren, aber dabei recht eindrucksvoll daherkommen, und was das Finale von Die Hüterin der Wahrheit – Dinas Bestimmung betrifft, wüten die Bestien hier doch ungebremst. Der Film punktet nicht nur auf emotionaler Ebene, sondern überzeugt auch durch reichlich Action, ein klein wenig Humor und einer mittelalterlichen Welt, die adäquat düster gezeichnet ist.

Der Film basiert auf dem ersten Roman der Beschämerin-Reihe der dänischen Schriftstellerin Lene Kaaberbøl. Von 2006 bis 2008 sind in Dänemark vier Bände erschienen, nur der erste liegt in deutscher Übersetzung als Dina in der Drachenburg vor. Im Zuge des Films wird er unter neuem Titel erneut publiziert und gibt hoffentlich den Startschuss, auch die übrigen Bände dem deutschen Leser näherzubringen.

Weitere Verfilmungen wären auch willkommen, denn die Ereignisse überschlagen sich im Finale ein bisschen zu sehr. Das notwendige Ende eines für sich stehenden Films fehlt ein wenig, da der Antagonist natürlich auch für die Roman-Fortsetzungen parat stehen musste. Angesichts des hohen Niveaus von Die Hüterin der Wahrheit – Dinas Bestimmung sollte es aber schon mit dem Teufel zugehen, wenn man Dina nicht bald wiedersehen würde …

Die Hüterin der Wahrheit - Dinas Bestimmung

Auch in Dänemark gibt es erfolgreiche Jugendbuch-Reihen, die der Verfilmung harren. Wenn sich jemand wie Anders Thomas Jensen („Men & Chicken“) des Skripts annimmt, dann darf man dabei durchaus gespannt sein, ist die Vorlage von „Die Hüterin der Wahrheit – Dinas Bestimmung“ doch alles andere als harmlose Fantasy-Kost für Kinder, sondern durchaus düster geraten.
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Meinungen

spranger lisa · 26.02.2016

wann kommt die hüterin der wahrheit ins vilsbiburger kino? kommt es diesen samstag auch