Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex.

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Liebesspiel und Beziehungskrise

Im Französischen gibt es einen umgangssprachlichen Ausdruck für den Orgasmus: la petite mort. Das erklärt gleich zu Beginn des Films ein ins Bild gedruckter Text. Es geht hier also um das abgründige Potenzial der Ekstase. Dieses kann man auch daran erkennen, dass Lustfantasien den gesunden Menschenverstand mitunter ins Koma versetzen, oder sogar der Liebe zum Partner den Rest geben. Die australische Komödie, die das Spielfilm-Regiedebüt des Schauspielers Josh Lawson darstellt, dreht sich zwar vergnüglich um Lust, ist aber kein schlüpfriger Erotikstreifen. Vielmehr benutzt der originelle Film den Sex als Aufhänger, um tiefer in die Gefilde der Liebe vorzudringen. Lawson erzählt von Beziehungsproblemen, die auf der Spielwiese körperlicher Lust ausgetragen, manchmal gelöst, manchmal jedoch auch vertieft werden. Die Schnittmengen zwischen Sex und Liebe können wachsen, schrumpfen, ihre Position verändern.
Vordergründig geht es um fünf verschiedene Varianten der Lust, die, mit einer enzyklopädischen Definition versehen, den einzelnen Paargeschichten zugeordnet werden. Sexueller Masochismus ist das Thema von Paul (Josh Lawson) und Maeve (Bojana Novakovic): Eines Tages gesteht Maeve ihrem Mann eine geheime Lustfantasie, die darin besteht, dass er sie vergewaltigt und sie nicht weiß, ob er nicht doch ein Fremder ist. Paul reagiert verstört, bevor er dann aus Liebe zu Maeve versucht, sich darauf einzulassen. Das führt natürlich zu unvorhergesehenen Komplikationen, bis sich schließlich zeigt, wie es um die Beziehung wirklich steht. Dieser Mechanismus spult sich auch bei Evie (Kate Mulvany) und Dan (Damon Herriman) ab, die das Rollenspiel als Fetisch entdecken, und bei Rowena (Kate Box) und Richard (Patrick Brammall), die sich mit dem verqueren Problem der Dacryphilie herumschlagen. Das Paar wünscht sich schon länger ein Kind und die Ärztin rät Rowena, beim Sex zum Orgasmus zu kommen. Als Richard die Nachricht vom Tod seines Vaters erhält und in Tränen ausbricht, entdeckt Rowena, dass sie das ungeheuer anturnt.

Rowenas Versuche, ihren Mann fortan zum Weinen zu bringen, sind der Beziehung genauso wenig zuträglich wie Phils (Alan Dukes) Bemühungen, seine Frau Maureen (Lisa McCune) in den Tiefschlaf zu versetzen (Somnophilie). Schließlich müssen sich alle Paare fragen, ob und auf welcher Ebene sie überhaupt zusammenpassen. Selbst bei heiklen Fantasien zeigt sich der Regisseur aufgeschlossener als manche seiner Filmfiguren. Auch Monica (Erin James), die als Telefondolmetscherin für Gehörlose arbeitet, wird überraschend mit ihrer Hemmschwelle konfrontiert. Der Skype-Anrufer Sam (T.J. Power) beauftragt sie nämlich, ihm den Dialog mit einer Sex-Hotline in Gebärdensprache zu übersetzen. Stets gelingt es dem Regisseur, zwischen Lust und Lüsternheit zu unterscheiden und das Thema unbefangen genug anzugehen, um den ganzen Menschen dahinter zu zeigen.

Die Charaktere sind ungefähr Mitte 30 und leben in einer Vorstadtsiedlung. Dort macht gerade ein neuer Nachbar (Kim Gyngell) die Vorstellungsrunde, die mit dem Satz endet, er sei gesetzlich verpflichtet, auf seine Verurteilung als Sexualstraftäter hinzuweisen. Nicht alle Geschichten, die grotesk beginnen, münden in ein Happy End. Auch fehlt, wie so oft in Episodenfilmen, eine verbindende Atmosphäre. Aber Lawson gelingt es, gerade auf diese Weise für kurzweilige, spannende Unterhaltung mit charmanten Momenten zu sorgen.

Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex.

Im Französischen gibt es einen umgangssprachlichen Ausdruck für den Orgasmus: la petite mort. Das erklärt gleich zu Beginn des Films ein ins Bild gedruckter Text. Es geht hier also um das abgründige Potenzial der Ekstase. Dieses kann man auch daran erkennen, dass Lustfantasien den gesunden Menschenverstand mitunter ins Koma versetzen, oder sogar der Liebe zum Partner den Rest geben.
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Meinungen

rehse · 09.04.2015

Gute Einführung. Werde ich mir anschauen und mit Woody Allens Filme vergleichen. Gesagt ist da nämlich auch von Woody Allen länhgst nicht alles.

prof. bobby holunder · 08.04.2015

das thema gilt seit woody allen als abgearbeitet und erledigt