Dear Zindagi - Liebesbrief an das Leben

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Superstar Shah Rukh Khan als naturalistischer Therapeut

Sie ist jung, dynamisch, talentiert, sehr hübsch anzuschauen, hat gute Freunde und führt augenscheinlich ein inspiriertes, glückliches und unabhängiges Dasein auf dem Sprung zu einer vielversprechenden Karriere als Kamerafrau. Doch als Kaira (Alia Bhatt) erfährt, dass der Mann ihrer Sehnsüchte, der Produzent Raghuvendra (Kunal Kapoor), sich anderweitig verlobt und sie zudem noch ihren Wohnsitz verliert, den ihr Vermieter für Ehepaare beschlagnahmt, bricht ihre wohlige Welt unvermittelt zusammen und Kaira stürzt in eine bedrohliche Lebenskrise. Die reichlich angeschlagene, verletzte Frau sieht sich gezwungen, nun aus der Metropole Mumbai nach Goa zu ihren Eltern überzusiedeln, was sie zusätzlich vor familiäre Belastungen stellt, zumal die verschüttete Verlassenheit ihrer Kindheit sich angelegentlich Bahn in ihr Bewusstsein bricht.
Von verheerenden Schlafstörungen geplagt verheddert sich Kaira zunehmend in Verzweiflungen, bis sie Hilfe bei dem so unkonventionellen wie charmanten Psychologen Dr. Jehangir „Jug“ Khan (Shah Rukh Khan) sucht, seines Zeichens Experte für quälende Schlafzustände. Doch die therapeutischen Begegnungen, die sich nun zwischen diesen beiden prätentiösen Persönlichkeiten anbahnen und ereignen, trotzen jeder klassischen Behandlung, was sich für Kaira als absolut förderlich erweist. Es gelingt ihr nun, gemeinsam mit Dr. „Jug“ die peinigenden Aspekte ihrer Familiengeschichte aufzudecken und zu entschärfen, während gleichzeitig mit dem Musiker Rumi (Ali Zafar) wiederum ein Mann in ihr Leben rauscht, der ihre Emotionen zaghaft in Wallung bringt …

Es ist immer wieder ein Fest für die Fans, wenn ein neuer Shah-Rukh-Khan-Film hierzulande in die Kinos knallt, ungeachtet des Umstands, ob der indische Superstar „SRK“ nun eine Hauptrolle spielt oder aber lediglich in einer Gastrolle auftritt. In Dear Zindagi – Liebesbrief an das Leben, der nach seiner Premiere am 23. November 2016 in Kanada und den USA nun angenehm zeitnah in den großen deutschen Lichtspielhäusern zu sehen ist, erscheint der Bollywood-König nun immerhin mit recht umfangreicher Präsenz. Die Rolle des fröhlichen, weisen und charismatischen Psychologen, der nicht belehrend, sondern als lebendiges Beispiel seiner förderlichen und versöhnlichen Lebensphilosophie daherkommt, steht ihm wie angegossen und wird zweifellos so einige Zuschauer_innen ins Schmachten stürzen.

Die indische Regisseurin Gauri Shinde (Englisch für Anfänger, 2012) hat nach dem bewährten Rezept der Bollywood-Schmiede mit Dear Zindagi – Liebesbrief an das Leben erneut einen starken Film realisiert, der souverän und in sensibler Zelebrierung die einschlägigen Erfolgselemente aktiviert: Eine komplexe, zeit- und sozialkritisch ummantelte Geschichte mit reichlich Romantik, die sich auf mehreren Erzählebenen erstreckt, ein engagiertes bis begeisterndes Ensemble, getragen von kleineren bis ganz großen Stars sowie mitreißende Songs und Tanzchoreographien. Wie so häufig in dieser Filmgattung geht es um Familie, die Liebe und Berufung, schwelende Konflikte und deren hart erkämpfte Lösung, die am Ende in wohlige Harmonieschübe mündet – für die Protagonist_innen und das Publikum gleichermaßen.

Dear Zindagi - Liebesbrief an das Leben

Sie ist jung, dynamisch, talentiert, sehr hübsch anzuschauen, hat gute Freunde und führt augenscheinlich ein inspiriertes, glückliches und unabhängiges Dasein auf dem Sprung zu einer vielversprechenden Karriere als Kamerafrau.
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