Crazy Heart

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Porträt eines gebrochenen Mannes

Bad trägt das Böse schon im Namen, aber ein schlechter Mensch ist er deswegen noch lange nicht. Er hat nur ein Problem: Er trinkt zuviel Whisky. In dem Film gibt es nur selten eine Szene, in der er nicht das braune Gebräu hastig hinunter stürzt und dabei Kette raucht. Jedenfalls nicht bis der Sünder geläutert ist – doch bis dahin ist es ein ziemlich langer Weg. Bis dahin wird der teuflische Alkoholexzess von vorn bis hinten gründlich durchbuchstabiert.
Der Debütfilm Crazy Heart von Scott Cooper, der auf dem gleichnamigen Roman von Thomas Cobb basiert, ist das einfühlsame Porträt eines gebrochenen Mannes. Bad Blake (Jeff Bridges), Mitte Fünfzig, hat in seinem Leben schon bessere Tage gesehen. Der einst erfolgreich gefeierte Country-Sänger tingelt jetzt quer durch das Land von einer drittklassigen Bar zum nächsten abgelegenen Bowling-Club. Bei seinen Gigs kann er sich auf eine kleine, treue Fangemeinde seines Alters verlassen, die er immer wieder mit den gleichen alten Songs erfreut. Ganz glücklich ist er nicht damit, doch nach vier gescheiterten Ehen mag er sein freiheitsliebendes Leben nach dem Prinzip „Laissez-faire“ allem anderen vorzuziehen. Als er eines Tages auf die junge Journalistin Jean (Maggie Gyllenhaal) trifft, wird alles anders.

Bad verliebt sich Hals über Kopf in Jean, die allein mit ihrem vierjährigen Sohn Buddy (Jack Nation) im tausend Kilometer entfernten Santa Fe lebt. Doch weder Sohn noch die Entfernung von seinem Heimatort Houston hindern Bad daran, sich auf die junge Frau einzulassen. Er blüht richtig auf dabei, gibt sich Mühe zum „normalen“ Leben wieder zurück zu finden. Doch die Finger vom Alkohol kann er nicht lassen. Und genau das wird ihm zum Verhängnis. Als er wieder einmal mit dem kleinen Buddy unterwegs ist und sich in einer Bar einen Whisky gönnt, verschwindet der Kleine so plötzlich, als hätte der Erdboden ihn verschluckt. Für Jean ist es eine Verletzung der Fürsorgepflicht, die sie nicht verzeihen kann.

Es ist vor allem die brillante Leistung von Jeff Bridges, die den Film zu einem Juwel macht. Der viermal für den Oscar nominierte Schauspieler geht dabei ganz in seiner Rolle auf. Schon allein, wie er manchmal drei Zigaretten auf einmal aus der Schachtel angelt, durch seine zugekniffenen Augen sieht und mit seiner verrauchten Stimme spricht, verleiht der Figur eine außerordentliche Authentizität. Aber auch Maggie Gyllenhaal (Away We Go – Auf nach Irgendwo, Schräger als Fiktion) als Jean an seiner Seite und der mittlerweile 79-jährige Robert Duvall (The Godfather) als Bads Kumpel Wayne glänzen in ihren Rollen.

Es ist einfach wunderbar anzusehen, wie sich Bad und Jean Stück für Stück näher kommen. Sie, jung, unverbraucht, lebensfroh und er, gealtert, vom Leben gezeichnet, ausgebrannt fühlen sich von Anfang an miteinander verbunden. Für ein Interview sucht sie ihn in seinem Hotelzimmer auf. Alles verläuft noch sachlich, doch beim zweiten Interview können sie nicht mehr an sich halten und fallen übereinander her.

Nicht unerwähnt sollten die Originalsongs des US-amerikanischen Rocksängers T-Bone Burnett und des kürzlich verstorbenen texanischen Songwriters Stephen Bruton bleiben. Burnett war bereits für die Filmmusik von Walk the Line (2005) und O Brother, Where art thou (2000) zuständig. In Crazy Heart spielen seine Lieder eine zentrale Rolle, weil sie die Figur von Bad so stark prägen wie der Whisky und die Zigaretten. Bad singt auf seinen Gigs immer die gleichen Songs. Erst als er irgendwann ausnüchtert, fängt er an, neue Lieder zu schreiben, darunter auch den titelgebenden Song Crazy Heart.

Jeff Bridges allein ist schon Grund genug, in den Film zu gehen. Wie auch schon in seinen früheren Rollen als Loungemusiker in The Fabulous Baker Boys (1989), als fauler Dude in The Big Lebowski (1989) oder als egoistischer Autor in The Door in the Floor kennt er jede Ecke, jeden Kante und jeden Schatten der Psyche seiner Figur, so dass man den Schauspieler dahinter völlig vergisst. Doch man muss nicht unbedingt Jeff Bridges-Fan sein, um diesen Film zu mögen.

Crazy Heart

Bad trägt das Böse schon im Namen, aber ein schlechter Mensch ist er deswegen noch lange nicht. Er hat nur ein Problem: Er trinkt zuviel Whisky. In dem Film gibt es nur selten eine Szene, in der er nicht das braune Gebräu hastig hinunter stürzt und dabei Kette raucht. Jedenfalls nicht bis der Sünder geläutert ist – doch bis dahin ist es ein ziemlich langer Weg. Bis dahin wird der teuflische Alkoholexzess von vorn bis hinten gründlich durchbuchstabiert.
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Meinungen

Chrissie · 03.05.2010

Fantastische Leistung von Jeff Bridges, insgesamt ein sehenswerter Film mit sehr guter Musik.

Snacki · 08.04.2010

Einfach, schön, berührend - Jeff Bridges verdient den Oscar!

crazyhorse · 07.03.2010

Endlich gibt es wieder Filmkunst zu sehen, Crazy Heart ist ein emotionaler, optischer und akustischer Genuss.

Frank Brößel · 22.11.2009

Fantastische Musik, kann es kaum erwarten.